Manchmal muss man ein wenig weiter weg fahren, um sich selbst zu finden. Es heißt ja immer, man kann nicht vor sich selber fliehen. Ich glaube schon. Zumindest kann man seine Situation von Außen besser betrachten. Wo will ich hin, wer bin ich, warum bin ich, wer möchte ich sein. Ein kleines Teilchen dieser Antwort habe ich auf dem wunderschönen Pferdehof „zum Vehtränk“ in Wustrau gefunden, am Ruppiner See.
Ein Pferd als Trainer. Ein Pferd, um sich selbst zu finden. Wie das geht, erklärt mir die Chefin persönlich. Kathrin Beese-Gotthardt studierte offiziell Rechtswissenschaften, im Nebenfach Psychologie und Philosophie und ist seit mehreren Jahren als Pferdewirtschaftsmeister unter anderem für das Management der Seminare, die hier stattfinden, zuständig. In meinen Augen ist sie einfach ein faszinierender Mensch, dem ich im Grunde schon in den ersten fünf Minuten meine Lebensgeschichte erzählen möchte.
Von Pferden lernen
Bevor ich diese Besonderheit erklären muss, geht es endlich los. Ich werde in die große Reithalle geführt und warte auf die Pferde. Drei wunderschöne, dunkle Tiere werden hereingeführt. Ich fühle mich wie in der Pferdeshow „Apassionata“. Eine unglaubliche Eleganz. Und Ruhe. Schnauben. Glitzernder Staub in der Sonne, die durch die Fenster der Halle scheint. Dieser unvergleichbare Duft. Gefangen in der Freiheit, so fühlt es sich an. Eine Stunde lang werde ich mit den Pferden „arbeiten“ – oder eher – sie mit mir. Ich werde lernen, mich einem Problem zu stellen. Durch die Pferde lernen, was ich brauche. Ein kleines Tränchen verdrücken. Die Tiere spiegeln uns. Sie zeigen uns, wie wir sind. Interessanter Gedanke. Ich überlege, wie mein Hund Miley so drauf ist. Sie hört nur, wenn sie will, ist ziemlich albern und verspielt und manchmal nicht so verschmust, wie ich es gerne hätte. Sie will alles nur, wenn sie es will. Hmmm…könnte es wirklich sein, dass unsere Tiere sind wie wir?
Nachbesprechung in der Küche
Kathrin bietet eine ganze Stange Seminare an und hat viele Gäste aus Berlin. Büroteams, Manager, gestresste Mütter, Liebeskummerpatienten. Es gibt Körperspracheseminare, Burn-out-Präventionsseminare und Seminare nur für Frauen. Das zum Beispiel vom 18. bis 19. April. Nach meiner Lernstunde mit den wunderschönen Pferden setzen wir uns zurück in die große Küche. (Es kann auch ein großes Büro gewesen sein, ich war wirklich sehr, sehr müde an diesem Tag…) Wir besprechen das Erlebte und ich rede recht offen über meine Gedanken, Ängste und Hoffnungen. Kathrin ist ein Mensch, den man gerne als große Schwester hätte. In wenigen Worten zeigt sie Lösungswege auf und führt einen durch gezielte Fragen zum eigenverantwortlichen Umgang mit Problemsituationen. Ich habe ein gutes, befreites Gefühl nach unserem Gespräch. Zum Abschied gibt es einen Rundgang durch die Stallungen. Ich verabschiede mich von den Pferden. (Dieser Stall und die Boxen sind so unfassbar sauber!!)
Mein Lieblingspferd heißt Captain Jack. Captain Jack ist frech, mutig, ein bisschen unnahbar und sehr eigenwillig. Passt. Bin ich auch. Und ich bin noch was. Dankbar für die vielen Erfahrungen, die ich in diesem Leben machen darf. Für die Menschen, über die ich auf meinem Weg immer wieder stolpere. Und für die Tiere. Den Spiegel unserer Seele.
Weitere Informationen zu den Seminaren auf dem Pferdehof findet ihr auf dessen Webseite.