Kommunale Galerie Berlin

Kunst in der Telefonzelle

Ein Englishman in Berlin: Michael Hughes hat die rote Telefonzelle am Fehrbelliner Platz mit Souvenirs bestückt, die er für seine Fotos nutzt.
Ein Englishman in Berlin: Michael Hughes hat die rote Telefonzelle am Fehrbelliner Platz mit Souvenirs bestückt, die er für seine Fotos nutzt.
Fünf rote Telefonzellen erinnern in Berlin an die frühere Präsenz der Briten. Nun sind sie Teile einer Ausstellung.

Michael Hughes hat sich einer speziellen Form der Stadtfotografie verschrieben: Der seit den 1980er Jahren in Berlin lebende Brite kauft allerlei Souvenirs, die Sehenswürdigkeiten zeigen, und besucht dann die realen Orte – doch statt des echten Brandenburger Tores oder Fernsehturms am Alexanderplatz zeigen seine Bilder die Nachbildungen an genau derselben Stelle.

Das ist vor allem ziemlich lustig, manche Motive aus Berlin und London regen auch zum Nachdenken an. Jetzt sind Hughes‘ Werke im Rahmen einer deutsch-britischen Ausstellung zu sehen: Die Kommunale Galerie Berlin am Hohenzollerndamm in Wilmersdorf präsentiert eine Auswahl der Fotos. Gleichzeitig sind ein paar der verwendeten Souvenirs in der roten britischen Telefonzelle auf dem Fehrbelliner Platz zu sehen und baumeln dort an Fäden.

„One Square Meter“ heißt die bezirksübergreifende Ausstellung, an der auch die Briten Boxi und Slinkachu sowie der hiesige Künstler Joachim Seinfeld und die Gruppe Klebebande Berlin beteiligt sind.

Knapp ein Quadratmeter Fläche entspricht dem Platz in den Ex-Telefonzellen, die als „Kunstsatelliten“ fungieren. Sie waren Berlin einst von britischer Seite geschenkt worden, Telefonate sind darin allerdings längst nicht mehr möglich. Standorte sind der Fehrbelliner Platz, der Mathilde-Jacob-Platz in Mitte, die Greenwichpromenade in Reinickendorf, der Tempelhofer Damm und die Spandauer Carl-Schurz-Straße.

Größere Exponate der Künstler stellt die Kommunale Galerie in ihren Räumen am Hohenzollerndamm aus. Das Spektrum reicht von Fotos über Malereien bis zu „Urban Art“. So zeigt der Künstler Boxi, der anonym bleiben möchte, unter dem Titel „No Place Like Home“ ein großes Wandbild eines Polizisten an der Einfahrt zum Eurotunnel im französischen Calais, wo aktuell viele Flüchtlinge nach England zu gelangen versuchen.

Die Gruppe „Klebebande Berlin“ hat die Abbildung einer roten Telefonzelle in ein überdimensionales Kunstwerk aus Klebestreifen integriert. Es stellt ein halb zerstörtes Berliner Wohnhaus nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dar. Die Schau erinnere ans Kriegsende vor 70 Jahren und den Beginn der Präsenz der Briten als Alliierte in Berlin, sagt die Leiterin der Kommunalen Galerie und des bezirklichen Kunstamts, Elke von der Lieth. Heute seien die roten Telefonzellen „der Inbegriff der Britishness“ und „ein Teil des kollektiven Gedächtnisses“.

Die Telefonzelle am Fehrbelliner Platz hat eine besondere Bedeutung. Denn von 1945 bis 1953 hieß das benachbarte spätere Rathaus Wilmersdorf „Lancaster House“ und war das Hauptquartier der britischen Besatzungsmacht.

Wie berichtet, wurde das Rathaus Ende 2014 geräumt und ist nun eine Notunterkunft für Flüchtlinge.

„One Square Meter“ in der Kommunalen Galerie Berlin, Hohenzollerndamm 176 . Bis 11. Oktober, Di. bis Fr. 10-17 Uhr, Mi. 10-19 Uhr, So. 11-17 Uhr, Eintritt frei. In der „KGB-Kunstwoche“ auch am Sonnabend, 19. September, von 11 bis 17 Uhr.


Quelle: Der Tagesspiegel

Kunst in der Telefonzelle, Fehrbelliner Platz, 10707 Berlin

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