Konrad Langer sagt dir nichts? Kein Wunder, denn bekannt ist Konrad nicht. Sein Pseudonym @konaction schon. 129.000 Menschen haben seinen Instagram-Account abonniert. Nicht, weil der 33-Jährige irgendein C-Promi ist, sondern weil er schöne Bilder mit seinem Smartphone macht.
Obwohl Konrad in Moabit lebt, treffen wir uns am U-Bahnhof Kottbusser Tor. Denn Kreuzberg zählt aktuell zu seinen Lieblingslocations. Nicht nur offen und sympathisch, sondern auch umtriebig ist Konaction, das merke ich gleich. „Einen klassischen Gammelsonntag auf der Couch gibt es bei mir nicht“, sagt er und nimmt wie als Beweis einen Schluck aus der Club Mate Flasche.
Auch vor Instagram ist Konrad schon viel unterwegs. In Leipzig studiert der gebürtige Cottbusser Journalismus und Sozialwissenschaften. Aber er will mehr von der Welt sehen. Für knapp ein Jahr geht es nach Australien, wo er beginnt, sich für das Fotografieren zu interessieren. Begeistert ist er auch von der Offenheit der Menschen vor Ort: „Wir hier in Deutschland sind viel zu privat“, findet er. Nach der Rückkehr verschlägt es den Hobbyfotografen in die Hauptstadt, wo er als Redakteur für das kleine Reisemagazin Reisebine arbeitet. Zu dieser Zeit beginnt er, sich mit Instagram auseinanderzusetzen und legt sich mit seinem Myspace-Namen einen Account an.
Einfach mal ausprobiert
Heute, keine drei Jahre später, verdient er in den sozialen Netzwerken mit Influencer Marketing und Social Media Management sein Geld. Und der Erfolg kam ganz von allein? Jain! „Am Anfang hatte ich null Ahnung“, erzählt er. Geholfen habe ihm da sein Hang, sich immer einer einzigen Sache komplett zu verschreiben. „In meiner Jugend bin ich sechs oder sieben Jahre lang jeden Tag Skateboard gefahren. Davor habe ich Fußball gespielt“, erzählt er. Irgendwann habe er dann begonnen, zunächst ohne und später mit der Handykamera nach interessanten Orten zu suchen. Er habe sich ausprobiert und schnell positives Feedback erhalten.
Kein Wunder also, dass für Konaction Begeisterung und Ausdauer wichtige Voraussetzungen für einen erfolgreichen Instagrammer sind. Was man sonst noch braucht? „Instagram ist mehr als nur Fotos. Es geht darum, was du verkörperst“, sagt er. „Dein Profil sollte wie ein authentischer Einblick in dein visuelles Tagebuch sein“, fügt er hinzu und muss angesichts der kitschigen Aussage selbst schmunzeln. Wichtig sei allerdings auch, gleichzeitig auf die Gesamtästhetik des Profils zu achten, nicht mehr als vier Fotos pro Tag zu posten und, wenn nötig, auch mal Bilder zurückzuhalten, um sich so schrittweise „seine Follower zu erziehen“.
Leben zwischen Motiven
Dass Konaction ein gutes Auge für Motive hat, bemerke ich, als er auf der Gitschiner Straße kurz anhält, um für seinen Snapchat-Account Street-Art in einem Hauseingang aufzunehmen, an der andere einfach vorbeigelaufen wären. Vor dem Wassertorplatz halten wir erneut: Ein kurzes Klingeln an den Haustüren und einen Aufzug später stehen wir auf einem Austritt mit Blick auf die umliegenden Dächer, den U-Bahnhof Prinzenstraße und das Prinzenbad. Den Spot hier oben habe er schon länger ausprobieren wollen, erzählt Konrad. Die Suche nach dem nächsten Bild reize ihn sehr. „Wenn ich weiß, dass das Bild gut wird, mache ich fast alles“, gesteht er. Gibt es keine Grenzen? Doch. „In U-Bahnschächten fühle ich mich unwohl“, sagt er und fügt hinzu: „Ich würde auch nie Kampagnen für Zigaretten oder Alkohol machen.“
Im Anschluss nimmt er sich etwas Zeit und fotografiert ein paar ausgewählte Ansichten. Das Wetter macht ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung – es ist leicht bewölkt. „Der perfekte Himmel muss entweder blau oder weiß sein! Nicht so Simpsons-mäßig“, findet Konrad. Außerdem seien Farbkontraste voll sein Ding. Besonders die sozialen Wohnungsbauten der 1970er-Jahre würden in dieser Hinsicht tolle Motive bieten. Generell habe er durch Instagram viel über Architektur gelernt. „Meinen Urlaub plane ich mittlerweile nach Motiven“, erzählt er. Sein letztes Ziel? Valencia. Weil dort Bauwerke wie das L’Hemisfèric seines Lieblingsarchitekten Calatrava stehen.
Aber zurück nach Berlin. Neben Kreuzberg hat Konaction auch Lieblingsorte in Mitte und Lichtenberg. Hinter dem vietnamesischen Dong Xuan Center gäbe es ein Areal, das ein wenig an Little Vietnam erinnere und auf dem alle Gebäude bunt angemalt seien. Klassische Orte wie der Alexanderplatz oder das Velodrom mit seinen versetzten Treppen würden aber ebenfalls zum Programm gehören. Häufiger ziehe es ihn jedoch an etwas entlegenere Orte. In Vorstädten wie der Gropiusstadt könne man zum Beispiel tolle Aufnahmen machen, die es nicht überall zu sehen gebe. Und die blonde Frau, die immer wieder in seinem Account auftaucht? Er lächelt und winkt ab: Nur eine gute Freundin, seine ehemalige Mitbewohnerin. Und auf den neusten Fotos auf Spanien ein Lieblingsmotiv.