Die Speisekarte kommt in einem Briefkuvert daher, bedruckt mit einem weisen Spruch irgendeines Intellektuellen – natürlich zum Thema Essen. Es wird Menü serviert, auch eine vegetarische Variante gibt es, ansonsten geht es los ab sechs Gängen. So wenig man sich unter manchen Gerichten vorstellen kann, so spannend sind sie. „Im Wald“ beispielsweise sind 18 verschiedene Pilze an Kräutern und Mastica, eine dem Ouzo ähnliche Spirituose, in einem Weckglas versammelt. Alles wird speziell geräuchert, weswegen beim Öffnen feiner Rauch aufsteigt. Die molekularen Züge der Kreationen sind unverkennbar. Darum geht es Küchenchef Gal Gen Moshe, gebürtig in Tel Aviv, aber gar nicht. „Es ist persönliche Küche, nicht international oder sonstiges, einfach persönlich“, wie er uns erklärt. „Ich bin Israeli, viel gereist und bringe in meine ganz persönlichen Kreationen Internationales ein – gängige Gerichte wie etwa eine Zwiebelsuppe oder der Cheesecake werden dabei neu interpretiert.“ Der sympathische Küchenchef wohnt selbst in Charlottenburg und mag den Zauber der alten City West, auch für den neuen Boom rund ums Bikini Berlin kann er sich begeistern.
Sieben Gänge, zwei Grüße aus der Küche und drei Stunden Gaumenfreuden später – unser Fazit: Für einen besonderen Abend lohnt es sich auf alle Fälle, die 75 Euro für ein außergewöhnliches Menü auszugeben. 6 Gänge kosten entsprechend 65 Euro, mit Weinbegleitung 45 Euro Aufpreis.
„Das Glass ist ab sofort mein Tipp für alle, die nach einem ganz besonderen Restaurant suchen. Mich haben vor allem Moshes Konzept dahinter, seine Kreativität und seine Hingabe zu gutem Essen sehr überzeugt. Da gibt es schon noch einen deutlichen Unterschied zum einfach-mal-essen-gehen.“