Saubere Sache in Kreuzberg

Bunt wie der Bergmannkiez

Karibik in Kreuzberg. Der Verein "mog 61- Mittenwalder ohne Grenzen" nimmt sich graue Stromkästen vor und malt sie an.
Karibik in Kreuzberg. Der Verein "mog 61- Mittenwalder ohne Grenzen" nimmt sich graue Stromkästen vor und malt sie an.
Triste graue Post- und Stromkästen rund um die Bergmannstraße in Kreuzberg machen Kunst-Karriere: Am Aktionstag kommenden Freitag ab 9 Uhr werden sie farbig gestaltet.

Tiere in allen Farben bevölkern den nächtlichen Kreuzberg: Elefant, Fuchs, Giraffe, Fische. „Ich habe mir immer vorgestellt, dass all die wilden Tiere rauskommen, wenn es dunkel wird“, sagt die in Kreuzberg aufgewachsene Künstlerin Tutu. Ihre Kunst bezeichnet sie als Berlin-Kreuzberg-Pop-Art. Noch ist es ein Entwurf, aber bald wird Tutu mit ihrer Kindheits-Fantasie einen der Post-, Strom- und Telefonkästen in der Kreuzberger Mittenwalder Straße bemalen. Mindestens dreißig der grauen Kästen sollen bis zum Herbst rund um die Mittenwalder Straße einen künstlerischen Anstrich bekommen.

Der Verein mog 61 Mittenwalder ohne Grenzen. hat schon 2012 eine solche Aktion gestartet, mit Unterstützung der Künstler Andora und Rick Ellis. Am Aktionstag geht es in eine neue Runde – dann nehmen sie sich besonders die Kästen in der Gneisenaustraße vor. „Wenn die Kästen bemalt sind, werden sie weniger beschmiert und plakatiert“, sagt die ehrenamtliche Vereinsvorsitzende Marie Hoepfner. Zudem möchte sie die unterschiedlichsten Kiezbewohner zusammenbringen: Künstler, Schüler aus den umliegenden Schulen, Senioren, Bewohner der Pflege-Einrichtung House of Life und alle sonstigen Anwohner sind eingeladen, die Kästen mitzugestalten.

Vereinsarbeit schafft Zusammenhalt

„Da ist Post für dich“, sagt die Inhaberin des Restaurants Cantina Orange in der Mittenwalder Straße zu Marie Hoepfner. Sie deutet auf den kleinen Briefkasten vor dem Restaurant. Dort können Anwohner Anregungen für die Kiezarbeit hinterlassen. Das Restaurant ist das Vereinslokal, seit mog 61 vor zwei Jahren gegründet wurde. Einmal im Monat treffen sich hier Anwohner zu Kaffee und Kuchen und tauschen sich aus. Der Verein hat bereits Patenschaften für Baumscheiben vergeben und ein Straßenfest organisiert. Tutu hat seit 2012 ihren Laden in der Mittenwalder Straße. „Es ist ein toller Zusammenhalt, der durch die Vereinsarbeit entsteht“, sagt sie. Auch Malermeister Peter Dietze ist seit vergangenem Jahr dabei, als Marie Hoepfner ihn fragte, ob er die Kästen für die Bemalung vorbereiten könne.

„Das hat dann sehr viel länger gedauert, als wir dachten“, sagt Dietze. Der Klebstoff der Plakate ist besonders hartnäckig. Für die jetzige Aktion hat Dietze erste Kästen für die Bemalung vorbereitet. 2Zu dritt haben wir gute zwei Wochen für 26 Kästen gebraucht“, sagt er. Auch Dietze wird wieder Hand anlegen bei der künstlerischen Gestaltung. Aus dem vergangenen Jahr stammt von ihm ein großer Kasten in der Fürbringerstraße mit einer Palmeninsel vor einem rot leuchtenden Sonnenuntergang. Die Bildentwürfe müssen im Vorfeld von den Besitzern der Kästen genehmigt werden – wie die Unterwasserwelt mit Fischen und Quallen um die Ecke. Gegenüber fliegt eine fünfbeinige Giraffe mit weiß getupften Flügeln über einen Kasten. „Besonders die Schulkinder sind alle so stolz“, sagt Marie Hoepfner.

Jeden Tag können sie jetzt ihr öffentliches Werk bewundern. Nach der Aktion möchte Hoepfner eine Ausstellung mit den Entwürfen organisieren und ein Buch über die Kastenbilder gestalten. Dann können alle Beteiligten noch ein bisschen stolzer sein.

Die Künstlerische Aktion Kreuzberger Kids 2013 startet am 13. September. Ab 9 Uhr geht die Bemalung der Kästen los. Anmeldung: kontakt.kuenstler@mog61ev.de.


Quelle: Der Tagesspiegel

Bunt wie der Bergmannkiez, Bergmannstraße, 10999 Berlin

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