Betritt man den Kreuzberger Himmel in der Yorckstraße 89, legen sich sanfte, orientalische Klänge, gemischt mit wildem Geplauder in die Ohren. Das Restaurant mit den hohen, ockerfarbenen Wänden, dem dämmrigen Licht und den rund 60 Plätzen ist gut gefüllt an diesem Mittwochabend. Hier sitzen junge Studenten und unterhalten sich, dort stößt eine Gruppe Mittfünfziger an – doch sie alle sind vor allem aus einem Grund hier: der leckeren syrischen Küche.
Seit Dezember wird der Kreuzberger Himmel von Geflüchteten aus Syrien, Pakistan und Afghanistan betrieben. Hinter dem Projekt steht der Verein Be an Angel, der geflüchteten Menschen beim Ankommen in Deutschland, sowie bei der Integration in unsere Gesellschaft unterstützt. In den letzten zwei Jahren ist der Verein stetig gewachsen, hat Menschen durch den Behördendschungel begleitet und betreibt nun eben den Kreuzberger Himmel, dessen Räumlichkeiten von der katholischen Kirche zur Verfügung gestellt werden.
Perspektiven des Einzelnen fördern
„Das Restaurant ist weit mehr als nur ein Integrationsprojekt, das die Perspektiven des Einzelnen fördert und Geflüchteten den Weg in die Selbstständigkeit erleichtert“, erzählt uns Andreas Tölke von Be an Angel. Hier werden Mitarbeiter geschult und an andere Restaurants und Hotels weitergeleitet. Mit zum Team des Kreuzberger Himmels gehört übrigens auch die französische Bulldogge Müller, die liebevoll alle eintretenden Gäste begrüßt. In Zukunft will das Restaurant auch einen Mittagstisch für Kinder und Jugendliche anbieten, der sogar durch Hausaufgabenhilfe ergänzt werden kann. „Außerdem wollen wir mit den Lebensmittelrettern von SirPlus zusammenarbeiten“, so Andreas.
Im Mittelpunkt steht im Kreuzberger Himmel natürlich das Essen und das hat es wirklich in sich: Für die raffinierten und vielfältigen Gerichte ist der Koch Nour verantwortlich, der zuvor als Küchenchef in einem der führenden Restaurants in Damaskus gearbeitet hat. „Die Köche achten besonders auf Qualität und Frische der Produkte“, weiß Andreas. Schließlich lautet ihr Motto: „Koche so, wie für deinen besten Freund in Syrien.“
Der Fokus der syrischen Küche liegt auf verschiedenen Gemüsesorten, auf Gewürzen wie Minze, Zimt und Loomi (getrocknete Zitrone) und auf magerem Fleisch wie Lamm und Geflügel. Auch die verschiedenen Vorspeisen, Mezzeh genannt, sind wichtiger Bestandteil eines typischen Mahls in Syrien. Wir entscheiden uns für cremig-mildes Baba Ganoush, bestehend aus Auberginen, Joghurt, Paprika, Tomate und Granatapfel (4,90 Euro). Dazu wird uns Fladenbrot und eine Gurken-Joghurtsoße serviert. Das Baba Ganoush schmeckt herrlich frisch und fruchtig.
Frisches Gemüse, fettarmes Fleisch und feine Gewürze
Für die Hauptspeise wählen wir das Reisgericht Maqlooba mit Lammfleisch, Auberginen, Mandeln, Cashewnüssen, Pinienkernen und Datteln (12,90 Euro). Maqlooba heißt übersetzt „auf den Kopf gestellt“, was hier auch wortwörtlich passiert: Das Gericht wird nach dem Kochen kopfüber auf die Teller gestürzt. Für Vegetarier gibt es das Gericht auch ohne Fleisch.
Ein weiteres beliebtes Festtagsgericht aus Syrien ist Kabse, das aus Reis besteht, der zusammen mit Tomaten und Gewürzen gekocht wird. Wahlweise wird dir das Gericht entweder mit Hähnchenbrustfilet (11,90 Euro) oder vegetarisch mit Gemüse, Mandeln, Cashewnüssen serviert (10,90 Euro). Alle Gerichte bestehen aus feinsten, frischen Zutaten und entfalten besondere Geschmackswelten. Ein gutes Bier und erstklassige Weine aus dem Libanon sind auch auf der Karte zu finden. Ein weiterer Pluspunkt ist das gut gelaunte Personal, das um jeden Gast bemüht ist und eine freundliche und aufgeschlossene Atmosphäre entstehen lässt.
Zum Abschluss gibt es noch die leckere Süßspeise Halawet El Jibn, einen Grießmantel mit Pistazien und einer arabischen Milchcreme. Glücklich und mehr als satt verlassen wir den Kreuzberger Himmel und sind uns sicher: Wir kommen wieder!