Nach dem ersten Weltkrieg sagten ein paar junge Leute den bestehenden Machtverhältnissen, gängigen Autoritäten und der von ihnen etablierten Kultur den Kampf an: Dada, das ist Antikunst. Die Hochburg der Berliner Dadaisten war damals Kreuzberg. Der Grosz-Heartfield-Konzern hatte sich im Jahr 1915 am heutigen Mehringdamm eingerichtet. Exakt ein Jahrhundert ist es also her, dass sich die Freunde George Grosz und John Heartfield dort mit Schere und Klebstoff der Kunst entgegenstellten, an deren Wirkung sie nicht mehr glaubten.
Ihre Werke sollten provozieren und tun das vielleicht heute noch. Beurteilen kann das jetzt jeder Besucher der Marheineke Markthalle. Insgesamt acht Ausstellungs-Inseln sind auf dem Mittelgang der Halle verteilt, zeigen Werke der Künstler, informieren über die Geschichte des Dada und suchen seine Spuren in der Bergpartei oder dem Nasenflötenorchester Grindchor. „Für unsere kleinen Mittel ist die Ausstellung aufwendig gestaltet“, verrät Duscha Rosen von der Browse Gallery mit dem Verweis auf eine große Papier-Skulptur und einen besonderen Guckkasten. Dass dies alles in den alltäglichen Marktrummel eingebettet ist, gehört zum Konzept: Dada fordert ein Zusammenwirken von Kunst und Alltag, Poesie und Leben.
Das ist noch nicht das Ende
Einen ähnlichen Anspruch hat auch die Browse Gallery, die ihre Ausstellungen seit dem Jahr 2010 auf der Empore der Markthalle in Kreuzberg gezeigt hat. 40 Austellung gab es insgesamt zu sehen, dazu fünf Festivals. Es galt, Kreuzberger Künstler und Kunstwerke ins Rampenlicht zu rücken und immer wieder auch, politische Themen künstlerisch zu hinterfragen. Zwischen 100 und 300 Besucher zog dieses Konzept täglich auf die Empore, ob gezielt oder zufällig. Einkaufen und Kunst genießen, Kultur und alltägliche Begegnungen, Absurdes und Alltägliches verbinden – wenn das mal nicht nach Dada klingt.
„KreuzbergDada. 100 Jahre Grosz-Heartfield-Konzern 1915-1920“ ist vom 7. bis zum 28. Februar auf dem Mittelgang der Marheineke Markthalle zu sehen. Sie ist werktags von 8 bis 20 Uhr, am Sonnabend von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Am 7. Feburar um 15 Uhr wird die Ausstellung von der Kulturstadträtin Friedrichshain-Kreuzberg Jana Borkamp eröffnet, es wird eine Lesung von Thomas Kemielski und Musik vom „wahren Heino“ geben.