Hohe Nadelbäume, die sich im Wind wiegen, Blätterrauschen, ein Specht, der klopfender Weise auf Nahrungssuche ist – sonst herrscht Stille am Ende des Hubertuswegs. In Nummer 60 befindet sich der Künstlerhof Frohnau. Der mutet wie ein kleines Dörfchen an. Entlang der Pflastersteinstraße reihen sich charmante Fachwerkhäuschen aus den 1920er Jahren aneinander. In den hübschen Vorgärten hat es zu blühen und zu grünen begonnen. Es ist ein idealer Platz, um kreativ tätig zu sein.
Kreativ sind in der paradiesischen Umgebung momentan 30 Künstlerinnen und Künstler aus den verschiedensten Bereichen: Bildhauer arbeiten neben Malern, Filmemacher neben Keramikkünstlern und Komponisten neben Grafikern. Unter ihnen auch der bekannte Berliner Künstler Dieter Ruckhaberle (u.a. Mitbegründer der IG Medien, der Druckwerkstatt im Künstlerhaus Bethanien sowie der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst), ohne dessen Engagement es den Künstlerhof nicht geben würde.
Ende der 90er Jahre hat er, unterstützt vom Bezirksamt Reinickendorf, gemeinsam mit anderen Künstlern die Ärmel hochgekrempelt und aus dem ehemaligen Lazarett, das auch einmal Lungenheilanstalt war, einen Ort gemacht, an dem der Schaffensprozess bestens in Gang kommt. Und an dem er bezahlbar ist. Im Gegensatz zu einem Atelier in innerstädtischen Bezirken sind die Mieten in Frohnau vergleichsweise günstig. Dies ist wohl auch ein Grund für die lange Warteliste auf die man sich setzen lassen muss, um ein Atelier beim Verein „Freie Galerie“ anzumieten. Und wer einmal hier war und einen Streifzug über das Gelände unternommen hat, kann schnell neidisch werden.
Denn im Wald wird nicht nur gearbeitet, hier wird auch gelebt. Die Werkstätten der Künstler sind im Laufe der Jahre kleine Wohlfühloasen geworden. Da ein Baumhaus und ein Spielplatz für die Kinder, dort eine lange Holztafel, an der man in geselliger Runde an lauen Sommerabenden zusammenkommen kann. Beim Blick in die Baumkronen entstehen wieder neue Ideen für Platiken, Regiearbeiten oder Aquarelle. Oder für ein neues Musikstück, dessen Akkorde am Ende unseres Spaziergangs durch die Baumkronen hüpfen.
Übrigens: Um Besucherströmen vorzubeugen, denn in erster Linie ist der Künstlerhof Arbeitsstätte, wird einmal im Jahr ein Tag der offenen Tür veranstaltet. Infos zum genauen Termin finden Interessenten hier.