Die Verbrechen der Nazis werden von Mitgliedern der AfD ebenso oft klein geredet, wie Hunde in Berlin braune Haufen hinterlassen. Allen voran schwingt der AfD-Vorsitzende Alexander Gauland gern Reden mit rechtspopulistischen Parolen, die schon vor gut 80 Jahren Wirkung gezeigt haben. Im Wahlkampf machte Gauland bei einem Kyffhäuser-Treffen der AfD keinen Hehl daraus, dass er die Leistungen deutscher Soldaten in den beiden Weltkriegen ebenso anerkennenswert findet wie die Taten anderer historischer Persönlichkeiten. So seien die Franzosen zurecht stolz auf ihren Kaiser und die Briten auf Nelson oder Churchill, warum wir also nicht auf die Wehrmacht? Außerdem meinte Gauland, man habe sich mit den „12 Jahren in der Vergangenheit“ auseinandergesetzt, gründlich, und darum brauche man sich die nun nicht länger vorhalten zu lassen: „Sie betreffen unsere Identität heute nicht mehr.“
Frustrierten Menschen mit Hassbildern den radikalen Rücken zu stärken und Gründe für verlorene Zukunftsperspektiven Ausländern in die Schuhe zu schieben, sind bewährte Mittel rechter Gesinnungsleute. Einen Bezug zur Realität oder gar Fakten braucht man dafür nicht. Rocco und seine Brüder möchten nun mit ihrer Stolperstein-Aktion auch, dass man sich an die Einsätze der Wehrmacht erinnert: an das Massaker auf Kefalonia zum Beispiel, bei dem die Edelweiß-Division der Wehrmacht 5200 Soldaten der italienischen Division Acqui erschossen, die sich bereits ergeben hatten, oder an Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, der unter anderem Befehle zur Ausrottung der polnischen Elite, zu Massenmorden an Kommunisten in Serbien und den zum Nacht-und-Nebel-Erlass, der die heimliche Verschleppung von Widerständlern, ihre Inhaftierung und deren Todesstrafe genehmigte, zu verantworten hatte…Und das sind nur einige von unzähligen Verbrechen, die auf das Konto der Wehrmacht gehen.
Die Künstler ließen natürlich sehr bewusst Stolpersteine anfertigen, die denen der Stolpersteinstiftung zur Erinnerung an verfolgte und ermordete NS-Opfer gleichen. Im Deutschlandfunk Kultur äußerte sich die Stiftung selbst zwiegespalten zu der Aktion, die zum einen aufstoße, zum anderen als Kritik an der AfD-Erinnerungspolitik zu begrüßen sei.
Zur Einweihung von „Identität braucht Erinnerung“ vor der AfD-Zentrale in der Schillstraße baute das Künstlerkollektiv einen Stand auf – mit Marschmusik und Plakaten die auf die frisch verlegten „Alexander Gaulands Wehrmachts-Stolpersteine“ hinwiesen. Deutschland dürfe den Respekt vor der Vergangenheit nicht verlieren, mahnen die Künstler. Die AfD äußerte sich nicht zu der Aktion, die kurz nach der Einweihung durch die Polizei wieder abgebaut wurde. Aber zum Glück haben Rocco und seine Brüder ausreichend Bildmaterial, das sie der Öffentlichkeit gern zur Verfügung stellen, um auch diese Erinnerung wach zu halten.