Man wirft vier Ein-Euro-Stücke hinein, daraufhin spuckt der Kasten ein Tütchen aus. Was sich in der Verpackung befindet, bleibt Überraschung. Vom Vorgang her unterscheidet sich der Kunstautomat im Jüdischen Museum augenscheinlich also nur leicht von anderen Verkaufsautomaten. Doch sind die Werke streng limitiert, lediglich 200 Exemplare gibt es von jedem „Kunstwerk“, das da aus dem Kasten purzelt.
Für einige Besucher des Museums mögen solche Werke kleine Gimmicks sein, die den Ausflug ins Jüdische Museum abrunden: Freundschaftsknöpfe mit hebräischer Aufschrift oder bunte Schlüsselanhänger aus zerschnittenen Bowlingkugeln. Manch anderer aber mag sich vielleicht an den jüdischen Denker Walter Benjamin erinnert fühlen, der dem Wertverfall des „Kunstwerks im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ am eindrücklichsten nachging. Der Automat zeigt nun genau dies auf: Man drückt auf einen Knopf und schon hat man Kunst. Erschwinglich und für jeden zu haben. Ein Zufall, dass Benjamin Jude war und jetzt im Jüdischen Museum ein Kasten 1400 Kunstobjekte ausgibt. Aber ein schöner.
Überraschung mit Ansage
Sieben Künstler aus aller Welt, die derzeit in Berlin leben, haben ihre Beiträge geleistet, diese technische Entwertung – und die Dialektik ihrer neudefinierten Wertigkeit – durch den Kunstautomaten darzustellen. Die Jüngsten unter ihnen sind Jahrgang 1983: Lina Khesina stammt aus dem russischen Pensa und steckt hinter den Freundschaftsknöpfen, David Moses ist in Bonn geboren und hat Farbradierungen und Holzschnitte beigetragen.
Beim zweiten Kunstautomaten bekommen Kaufinteressenten auf Bildtafeln nun erstmals einen Eindruck davon, was sie in den kleinen Päckchen erwartet. Unverändert bleibt jedoch das Prinzip, dass der Zufall entscheidet, welches der Werke letztlich im Ausgabefach landet. Gemeinsam haben sie, dass sie auf eigene Weise vom aktuellen jüdischen Leben in Berlin erzählen.
Ab 20. August findet sich der Kunstautomat im ersten Stock des Jüdischen Museums, Lindenstraße 9-14.
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