Wer Ruhe und Erholung sucht, ist auf der Kreuzung von Scharnweber- und Ollenhauerstraße sowie Kurt-Schumacher-Damm falsch. Dort ist der unansehnliche Kurt-Schumacher-Platz situiert, der alltäglich von Auto- und Fluglärm heimgesucht wird.
„Der Lärm gehört hierher“
Nicht für alle ist der Lärm der Flugzeuge ein Problem. Heinz Dulk betreibt seit vier Jahren auf dem Parkdeck des Einkaufszentrums „Der Clou“ den Biergarten „Clou Corner“, bei dem Flugzeugfans auf ihre Kosten kommen. Da zählt mehr das Erlebnis, die Flugzeuge fast berühren zu können. Dulk ist eher von den vielen Staus genervt, die durch Tunnelsperrungen der Autobahn unter dem Flughafen hervorgerufen werden.
Für Claudia Weber sind die Jets auch kein Problem. „Das gehört einfach hierher“, meint die Betreiberin des beliebten „Altberliner Imbiss am Kutschi“. Ihre vielen Stammgäste scheinen sich auch nicht vergraulen zu lassen, aber Weber findet, der Bezirk kümmere sich nicht genug um den Platz. Es gibt keine Müllbehälter – dafür aber genügend Müll, der überall herumliegt und von den Anwohnern selbst entfernt werden muss. Blumen und Sitzgelegenheiten sind rar. Zumindest der Brunnen neben dem Imbiss ist nach geschlagenen vier Jahren repariert worden.
Versteckt hinter Hecken
Der Brunnen gehört zu einem Set aus vier Plastiken, die 1989 vom Architekten-Duo Sternecker/Starr entworfen wurden. Die sogenannten Wassertempel erinnern die Anwohner eher an „Duschkabinen“. Während diese Klötze auf dem Präsentierteller stehen, ist vom Namenspatron des Platzes kaum eine Spur zu sehen. 1970 wurde tatsächlich ein Denkmal mit Inschrift und Relief in Bronze von Josef Henry Lonas gefertigt. Der Betonblock, auf dem die Erinnerung ruht, ist hinter Hecken versteckt, beschmiert und mit Aufklebern übersäht.
Die Läden am U-Bahnhof bieten alles, was man braucht: es gibt einen Floristen, Restaurant und Wettbüro. „Ich bin zufrieden“, ist der Kommentar des Kioskbetreibers Erkan Aygin, der den Fluglärm gerne bald beseitigt sähe und auch von einer Verschönerung des Platzes träumt. Im Eiscafé Piazetta No. 20 ist man da eher skeptisch. Bringt ja doch nichts, meint der Betreiber.
Center-Planung schaut nach vorn
Neben den anderen vielfältigen Imbiss-Angeboten dominiert das Einkaufszentrum seit 24 Jahren den Platz. An der Südostecke gelegen wurde es 2003 erneuert und ausgebaut. Inzwischen ist ein U-Bahn-Eingang integriert. Es gibt sogar eine Werbegemeinschaft der 50 Geschäfte, die sich um Informationsveranstaltungen und kulturelle Events kümmert. Möglicherweise wird das Center nochmals ausgebaut, jedoch ist noch nichts beschlossen.
Der Kurt-Schumacher-Platz habe auch seine Vorteile, meint Volker Meißner, der Center-Manager. Die Verkehrsanbindung sei zum Beispiel sehr gut. Jedoch ist der U-Bahnhof noch immer nicht barrierefrei. Meißner ist einer der vielen Anlieger, die dem Fluglärm keine Beachtung mehr schenken. Nur Ortsfremde oder Planespotter würden sich bei jedem Vorbeizischen der Blechvögel den Nacken verrenken, wie er sagt. Mehr Ruhe über den Dächern des Platzes sieht aber auch Meißner als Verbesserung der Lebensqualität. Besonders die auf dem Rollfeld geplanten Wohnhäuser sieht er als positiv. Die nicht existente Pflege des Platzes und der Skulpturen, der Dreck und die provisorischen Bauten stören ihn. Auch der französische Supermarkt, der leer steht, seitdem die Alliierten die Stadt verließen, ist ihm ein Dorn im Auge. Wie es mit den Kiosken steht? Die empfindet der Center-Manager als „aus städtebaulicher Sicht fragwürdig“.
Der Tagesspiegel lädt ein: Vorstellung und Diskussion der Pläne für den Kurt-Schumacher-Platz. Mittwoch, 30 Mai, 17 Uhr, in der Tanzschule Gerda Keller. Der Eintritt ist frei.
Das QIEZ-Team ist ebenfalls vor Ort und beantwortet gern Ihre Fragen.