Angesichts der Klimakrise werden Nachtzüge wieder hip: Gerade die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) bauen ihr Angebot seit einigen Jahren immer weiter aus – inzwischen auch mit gemütlichen Familien- und Privatwaggons samt WC und Dusche statt Hostel-Hochbetten. Die gute Nachricht: Auch die Deutsche Bahn und der Bund sehen das Comeback des Bahnverkehrs und das Potential, dass das Phänomen Flugscham (Danke, Greta Thunberg!) und die Sorge ums Klima mit sich bringt. Sie wollen in den nächsten zehn Jahren 86 Milliarden Euro ins marode Schienennetz Deutschlands investieren. Die Deutsche Bahn (DB) möchte allerdings weiterhin an einem Entschluss von 2016 festhalten und keine Nachtzüge mit Schlaf- und Liegewagen mehr anbieten. Trotzdem sollen künftig mehr ICE- und Intercity-Züge der DB in der Dunkelheit über die Schienen rollen, um die wachsende Nachfrage zu bedienen.
Es gibt aber tatsächlich noch eine Nachtverbindung, die den Kahlschlag der DB überlebt hat: Der Berlin Night Express startet um 19.25 Uhr vom Berliner Hauptbahnhof und erreicht das schwedische Malmö morgens um 7.30 Uhr. Wer lieber in den Osten will, hat Glück, denn Nachtzüge gibt es von Berlin aus gar nicht mal so wenige – wenn auch nicht immer mit deutschen Zugunternehmen. Jeden Samstag, Montag und Freitag halten Züge der Russischen Eisenbahnen in Berlin, die dich mit klimatisierten Sitz- und Schlafwagen über Minsk in „nur“ 22 Stunden nach Moskau transportieren. In die andere Richtung kannst du die Verbindung von Moskau nach Paris nutzen und jeden Dienstag in Berlin zusteigen, um über Nacht für einen romantischen – und nachhaltigen – Kurztrip in die Stadt der Liebe zu reisen. Freitags geht es dann wieder nachts zurück nach Berlin.
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Das Comeback des Nachtzugs
Ein großes Angebot an Nachtzugverbindungen bietet, wie bereits erwähnt, die ÖBB. Ihr Netzausbau zeigt, dass sich Investitionen ins Schienennetz lohnen, denn auch Pendler reisen gerne über Nacht: Um 21 Uhr starten täglich Züge vom Ostbahnhof aus nach Basel und Zürich, der Nachtzug gehört zu den am stärksten frequentierten Strecken der österreichischen Bahnen überhaupt. Zwischenstopps gibt es in Potsdam, Frankfurt am Main, Mannheim und Karlsruhe. ÖBB sei Dank gibt es seit Ende 2018 auch wieder täglich die beliebte Nachtzugstrecke zu unseren Nachbarn nach Wien, die sogar weiter geht bis Breslau, Budapest und Bratislava. Start ist um 18.22 Uhr in Berlin Charlottenburg, Ankunft in Wien um 7 Uhr früh. Diese Zugverbindung ist ein Gemeinschaftsprojekt der österreichischen mit der polnischen und der ungarischen Staatsbahn und reicht bis an die Grenze zur Ukraine nach Przemyśl. Überhaupt verbinden die Nachtzüge der ÖBB Berlin mit vielen Orten in der Slowakei, Tschechien, Ungarn und Polen. Einen allgemeinen Überblick gibt es hier. Oder hast du eher Lust auf Schweizer Spezialitäten und willst Schokolade sowie Käse beim Experten kosten? Dann ist vielleicht die Verbindung nach Zürich beginnend am Ostbahnhof mit Halten in unter anderem Heidelberg und Basel die Route deiner Wahl.
Preislich liegen die Nachtzüge – noch – im oberen Preissegment und sind teurer als Flüge. Der Nachtzug nach Wien kostet beispielsweise für zwei Reisende im Liegewagen ab 238 Euro und im 2-Personen-Schlafwagen ab 318 Euro. Es lohnt sich also, rechtzeitig zu buchen und nach Sparpreisen zu suchen. Dann gibt es auch schon Angebote ab 188 Euro. Wer aber auch den Weg als Ziel sieht und gerne gemütlich und nostalgisch reist, für den sind Nachtzüge ein wahres Erlebnis, für das sich der Preis lohnt!