Wir treffen Schauspielerin Laila Maria Witt an einem herrlichen Winternachmittag fußläufig vom Gendarmenmarkt am Restaurant Chipps. Interview im Sitzen bei einer Tasse Kaffee? Nichts da! Witt ist ein Energiebündel und will sofort losspazieren. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen, schließlich kommt solch dekadenter Sonnenschein zu dieser Jahreszeit nur selten vor. Außerdem bin ich neugierig, wohin sie mich führen wird. Als Ur-Berlinerin, die zuvor schon in Neukölln, Tempelhof, Wilmersdorf, Charlottenburg und Hermsdorf gewohnt hat, hat sie sicher viele Geheimtipps parat. So machen wir uns auf, die Jägerstraße entlang immer in Richtung Tiergarten – denn das ist laut der 32-Jährigen der schönste Park Berlins.
Aus Berlin und doch vom Land
„Aufgewachsen bin ich in Rudow, im letzten Haus vor der Stadtgrenze“, erzählt Witt während des Spaziergangs. Hier habe sie aus ihrem Kinderzimmerfenster Wiesen, Felder und Pferdekoppeln sehen können. Ein richtiges Stadtkind sei sie also eigentlich nicht. Trotzdem gefällt es der Familienmutter in der trubeligen Stadtmitte. Und wenn ihr doch mal alles zu viel wird, flüchtet sie in den Tiergarten oder die Treppen der Siegessäule hinauf: „Das ist ein unglaublich befreiendes Gefühl, dort oben zu stehen, über die ganze Stadt zu blicken und einfach mal durchzuatmen!“, erklärt die Schauspielerin begeistert.
Wenn sie nicht gerade die Goldelse besucht oder auf der Bühne bzw. vor der Kamera steht, ist Witt gern zu Fuß oder mit dem Fahrrad in der Hauptstadt unterwegs. „Ich finde es toll, dass man in Berlin einfach so drauf los spazieren kann, egal in welchem Stadtteil man gerade ist. Und überhaupt, man kann sich wahnsinnig hübsch aufbrezeln oder in Jogginghose und Turnschuhen durch die Bezirke gehen und keiner guckt einen blöd an“, so die Freidenkerin. Nur die Anonymität und Mittes Touristenströme würden sie manchmal stören. Andererseits gebe es dann aber auch immer wieder Momente, in denen sie Bekannten und Freunden auf der Straße begegne.
Ganz großes Kino – am Vormittag
Wie als Beweis treffen wir auf Witts Maskenbildnerin Amélie Gebhard von ihrem Dreh für „Berlin, I love you!“. An dieser Produktion mitwirken zu dürfen, sei eine große Ehre für sie gewesen, sagt die Charakterdarstellerin. In dem Episodenfilm von Ai Weiwei, der per Fernregie gedreht wird und bis zur Berlinale 2016 fertiggestellt werden soll, spielt sie die Mutter von Ai Lao, dem Sohn des regierungskritischen chinesischen Künstlers. „Ich bin zum Casting gegangen und hatte einfach sofort einen guten Draht zu Ai Lao“, erklärt sie fröhlich. Am Drehort war sie nicht nur von dem fünfjährigen Knirps angetan, sondern auch von der Professionalität ihres Schauspielkollegen Til Schweiger: „Er hat sich innerhalb kurzer Zeit unerwarteten Anforderungen am Set gestellt und sich mal eben Akkordeon spielen angeeignet.“
Hauptsache tanzen
Ihre zweite Leidenschaft neben der Schauspielerei ist das Tanzen. „Einmal durfte ich bei einem Theaterstück [„Wohin mit den Göttern“, 2009, Anm. d. Red.] auf dem Pergamonaltar bauchtanzen. Das war ein Wahnsinnserlebnis!“, strahlt Witt. Doch auch in ihrem Alltag zieht es die quirlige Berlinerin aufs Tanzparkett. Pro-Stage am Hermannplatz und Dock 11 & Eden sind ihre bevorzugten Studios. Die verbrannten Energien holt sie sich dann gern im Ishin wieder rein: „Der Laden ist zwar unstylish, aber die haben einfach das leckerste Sushi der Stadt. Schon vor 15 Jahren war ich in der ersten Filiale in Steglitz Gast der ersten Stunde. Seither komme ich immer wieder“, so der Sushi-Fan. Und danach geht es mit dem Fahrrad nach Hause, denn langes Stillsitzen gibt es bei Laila Maria Witt nicht!
Das nächste Mal im Fernsehen ist Laila Maria Witt am 13. März 2015 in dem ARD-Spielfilm „Opa, ledig, jung“ zu sehen. Auf der Bühne steht sie wieder am 9. Mai bei der Langen Nacht der Theater, wo das Stück „Wer ist die Waffe, wo ist der Feind?“ (Oliver Bukowski, Theater 89) aufgeführt wird.