Durch den Kiez

Laila Maria Witt: Von der Kantstraße zum Youtube-Kanal

Rote Bete kann nie schaden... schon gar nicht im Saft!
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Die Berliner Schauspielerin räumt auf Youtube mit Schwangerschaftsvorurteilen auf und lässt keine Fragen rund um den wachsenden Bauch offen. Das ist mutiger als man denkt! Uns begeisterte sie für sich und die Kantstraße...

Frühlingshaft rauscht Laila Maria Witt ins Bagco. Vielleicht liegt es daran, dass sie schwanger ist und diese typischen strahlenden Augen und das entspannte Lächeln einer werdenden Mutter hat… oder es ist ihre zart rosa Bluse, die sie zur perfekten Botin der Aufatmer-Saison macht. Das Bagco jedenfalls ist ein ganz normales Café auf der Kantstraße mit einer netten Bedienung, großzügigem Raum und frischen Backwaren. Obwohl Laila ja jetzt für zwei essen müsste (und genau solche dummen Kommentare bestimmt nicht mehr hören kann), findet sie nichts Passendes. Zu gern hätte sie frische Vollkornbrötchen gehabt, aber die brauchen noch eine ganze Weile im Ofen. Wer schon einmal schwanger war, weiß, dass man in Sachen Appetit keine Kompromissbereitschaft mehr hat. So nimmt Laila nur einen schwarzen Tee mit viel Milch.

Alles über Schwangerschaften

Ja, die Schwangerschaft, ihre Mythen, ihre Regeln und ihre Überraschungen: Laila Maria Witt hat bereits drei gesunde Kinder auf die Welt gebracht und könnte sich als Expertin aufspielen. Das macht sie aber nicht, keine Sorge. Denn jede Schwangerschaft ist anders und so lässt uns die Schauspielerin auf ihrem Youtube-Kanal daran teilhaben, wie es ihr geht, wie es bei den anderen Geburten war und worüber man sich Gedanken machen darf. Dabei lässt sie auch schwere Themen nicht aus wie ihre Fehlgeburt im letzten Jahr. „Darüber zu sprechen, hat mir damals sehr geholfen. Und so kann ich das auch weitergeben. Ein wenig Angst bleibt natürlich, dass wieder etwas schief gehen könnte.“ Aber diese Angst, dass etwas schiefgehen könnte, haben fast alle Schwangeren.

An Blumen führt für Laila kein Weg vorbei.

Tipps und Tricks auf Youtube

„Einen Seelenstriptease lege ich nicht ab vor der Kamera„, gibt sie zu, obwohl das auf Youtube Klicks bringen würde. „Ich versuche, nicht zu privat zu werden und trotzdem intime Sachen zu beschreiben.“ Die Balance hält sie sehr gut. Dazu gibt die 35-jährige Tipps zu Themen wie Ernährung, Reisen, Sport oder Geburtsvorbereitung und vermischt das mit lustigen Anekdoten. Das kommt bestens an – mit gut 14.000 Abonnenten ist Laila ein (kleiner) Star in der Social-Media-Welt. Sie sieht das anders: „Echte Youtuber haben 500.000 Fans„, erklärt sie und lacht. Kann ja noch werden, denn nach der Schwangerschaft will sie auf jeden Fall noch die Rückbildung mitnehmen. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, meine Community im Stich zu lassen. Die ist so treu und ich bekomme so viele Nachrichten. Die anderen Mütter und Schwangeren sind mir echt ans Herz gewachsen.“

Schauspieler haben es auch nicht leicht

Als Schauspielerin hat es leider (noch) nicht zum großen Durchbruch gereicht, aber auch damit geht Laila offen um. „Ich war hier um die Ecke in der Schauspielschule“, erzählt sie, als wir uns auf den Weg zum Bücherbogen machen. „Meine Karriere ist seitdem ein Auf und Ab.“ Das liegt sicher auch daran, dass sie alle vier Jahre schwanger war. Auf Youtube hatte sie zunächst angefangen, einen Schauspieler-Vlog zu machen. „Ich wollte einfach mal zeigen, was da für eine Arbeit hinter steckt. Man sieht dich drei Minuten in einem Film, aber dafür warst du auf zig Castings, hast Fortbildungen gemacht, hältst dich körperlich fit…„, erklärt sie. Laila liebt ihren Beruf trotz der Rückschläge oder verpasster Chancen. Die gehören nämlich ebenso dazu wie Erfolge und Festivalbesuche. Dieses Jahr hat Laila die Berlinale ausgelassen, obwohl sie gern Filme sieht und andere Filmemacher kennenlernt. „Ich gehe sogar gern auf die Partys, weil man da so tolle Leute trifft und so viel Kreativität in der Luft liegt.“ Im Bücherbogen begeistert sie sich für ein Buch von Natalie Portman, die sie sehr bewundert, ihre Lieblingsschauspielerin ist aber Rachel Weisz.

Laila könnte stundenlang in den Büchern hier blättern.

Von Zicken und Stuten

Stutenbissigkeit und Konkurrenzkampf unter Kolleginnen sind ihr fremd. „Zickig war ich nur während der Pubertät. Und maulig, schlecht gelaunt, besserwisserisch. Schrecklich“, gesteht sie. Aufgewachsen ist Laila in Rudow. „Unser Haus war das letzte in der Straße. Vom Kinderzimmer aus konnte ich auf Felder sehen und die Mauer, an die ich mich aber kaum noch erinnere.“ Gespielt haben sie am liebsten mit den Nachbarskinder auf dem Grenzstreifen. „Das war Abenteuer pur.“ Obwohl sie nur eine Schwester hat, war ihr immer schon klar, dass sie eine große Familie haben will. „Das kommt von ganz tief.“ Und es hat geklappt. Mit ihrem Mann, dem Finanzmanager Alexander Dibelius, bekommt sie gerade das zweite Kind, zwei Kinder hat sie aus einer früheren Beziehung mit in die Ehe gebracht. Der Kontakt zu ihrem Ex funktioniert sehr gut. „Patchwork bedarf natürlich einiger Organisation, aber wir verstehen uns zum Glück super und waren gerade auch alle zusammen im Urlaub.“ Apropos Urlaub, den verbringt sie immer mit der Familie in Kitzbühel oder St. Tropez. „Ich würde auch gern noch mehr von der Welt sehen„, gesteht sie und lacht: „Das machen wir dann, wenn die Kinder aus dem Haus sind.“

Vitamine und Co

Zurück auf der Kantstraße kommen wir an einem Obstladen vorbei, der früher von einem alten Mann geführt wurde. „Der war so herzlich und ich habe hier sehr gern eingekauft.“ Solche Menschen machen einen Kiez eben erst zu deinem Kiez. Nun hat der liebenswerte Besitzer den Laden abgegeben, an zwei nicht sehr sympathische Nachfolger, die hier keine weitere Erwähnung verdienen. Ganz anders als die vielen Asiaten, die es auf der Kantstraße gibt. „Früher bin ich hier auch immer zur chinesischen Massage gegangen, das war toll. Und damals gab es noch nicht in der ganzen Stadt asiatische Restaurants, da war das hier mein Mekka.“ Nun bleibt uns leider keine Zeit für eine anständige Pho, so schlendern wir zur herrlich erfrischenden Saftpresse. Der Betreiber ist bekannt in der Nachbarschaft und kennt umgekehrt auch die Vorlieben seiner Stammkunden. Auch uns berät er vortrefflich. Mit einem wahren Energie-Booster legen wir uns auf die Wiese am Savignyplatz.

Von wegen Berliner Charme

Vor uns fließt der Verkehr, nur gelegentlich hupt ein Autofahrer einen Radfahrer an oder es beschwert sich umgekehrt ein Radfahrer über einen Autofahrer. Für Laila, die selbst am liebsten mit dem Rad unterwegs ist, ist das Stress pur. „Das ist das einzige, was mich an Berlin stört. Dieses Gemotze im Straßenverkehr. Naja, eigentlich allgemein die Schnoddrigkeit. Ich kann nichts Charmantes daran finden.“ Überhaupt ist Laila ein sehr höflicher Mensch, der grundsätzlich auf Freundlichkeit setzt. Entspannung findet sie beim Lesen von Liebesromanen und beim Ballett, was sie leidenschaftlich betreibt. „Auch wenn ich wirklich nicht gut darin bin, es macht mir wirklich Spaß.“

Kieze und Kinder

Berlin wird Laila auf jeden Fall immer treu bleiben – schon um in der Nähe ihrer Eltern zu leben. Gewohnt hat sie schon in den unterschiedlichsten Kiezen. Bald zieht sie aus der City an den Stadtrand. „Wo ich jetzt lebe, vermisse ich echtes Kiezleben. Dort gibt es halt viele Büros und Touristen.“ Wenig gelebte Nachbarschaft. Mit dem Umzug erhofft sie sich übrigens auch, nicht mehr so gluckig zu sein und ihren Kindern mehr Freiheiten einzuräumen. Wir werden nachfragen, ob das geklappt hat. Bis dahin wünschen wir ihr, dass sie weiter eine ruhige Babykugel schiebt.

Foto Galerie

Saftpresse Charlottenburg, Kantstraße 138, 10623 Berlin

Telefon 030 80575281


Montag bis Samstag 08:30 bis 18:00 Uhr

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