„Inklusion ist ein langer Weg, der in den Köpfen beginnt“, sagte Klaus Böger, Präsident des Landessportbunds und ehemaliger Bildungssenator zum Auftakt der Bustour zu drei Berliner Sportvereinen, die die Inklusion von Behinderten exemplarisch umsetzen. Welche Probleme auf diesem Weg lauern können, erfuhren Böger und die ihn begleitenden Journalisten auf der zweiten Station der Tour.
Judotrainer Hamdy Mohamed, Vorsitzender des Budo Clubs Ken Shiki in Heiligensee, klagte über die hohen Kosten für seinen Verein, verursacht durch die notwendige dreifache Mitgliedschaft in Judobund, Behinderten-Sportverband und bei Special Olympics Deutschland, der Verbandsorganisation für geistig behinderte Sportler. Ken Shiki bietet als einer von wenigen Berliner Sportvereinen (eine Alternative: der TSV Spandau 1860) G-Judo an – Judo für geistig Behinderte. Rund zwei Drittel der 120 Vereinsmitglieder haben ein Handicap und verdienen oft nur wenige hundert Euro im Monat. Mit den Problemen konfrontiert, will Böger nun über eine „Zuschussstruktur“ nachdenken. Der Besuch in Heiligensee war ein Hinweis darauf, dass es zwar viele bewundernswerte Ansätze und Projekte gibt, die sich um Inklusion bemühen, doch weiterhin auch noch strukturelle und finanzielle Hindernisse bestehen.
Gemeinsam gut drauf
Der dritte Verein, den der Landessportbund vorstellte – der Sporttreff Karower Dachse – ist nach den Worten seines Vorstands Kirsten Ulrich in den Inklusionssport quasi „hineingestolpert“. Ulrich, selber begeisterte Läuferin mit über 20 Marathon-Teilnahmen sowie Trainerin, wurde von einer Rollstuhlfahrerin angesprochen, die gerne am Vereinssport teilnehmen wollte. Die Dachse richteten die Möglichkeit dazu ein. Später entstand eine Laufgruppe für Menschen mit Down-Syndrom.
Laufen mit Band
„Wir sind erst am Anfang“, antwortete Ulrich dennoch, als sie nach ihrer Einschätzung zum Stand der Inklusion gefragt wurde. Teilweise müssten etwa die Lauftandem-Guides noch extra Startgebühren bei Wettkämpfen zahlen. Dass die vorgestellten Projekte allesamt positive Schritte in die richtige Richtung sind, daran blieben bei den Besuchern allerdings keine Zweifel. Daniela Schulte, im Jugendalter erblindete Schwimmerin und mehrfache Goldmedaillengewinnerin bei den Paralympics, war ebenfalls an Bord des Busses. Ihr Fazit: „Ich fand das sehr beeindruckend, wie geistig Behinderte und nicht geistig Behinderte zusammen in einem Boot sitzen oder Judo betreiben.“