Rosenthaler Platz - Mathias Tietke liest aus seinem neuen Buch "Yoga kontrovers" und räumt so mit zehn Irrtümern in Bezug auf Yoga auf. Doch seine Kritik ist immanent, übertragbar auf andere Trendbewegungen und tritt gegen den Zeitgeist und Kommerz an.
Es gibt sie immer wieder – immer häufiger: die Halbwahrheiten und Mythen rund um den Boom-Sport Yoga. Ein „Kopfstand macht schlau und Hormonyoga verjüngt“, „Yoga bedeutet, biegsam sein“ und weitere solcher geistlosen Irrtümer bespricht Mathias Tietke am Donnerstag. In der Philip-Schaeffer-Bibliothek liest er dann aus seinem neuen Buch „Yoga kontrovers“ und spannt damit einen enormen inhaltlichen Bogen.
Denn in „Yoga kontrovers“ bündelt der Fachjournalist und Yogalehrer mehr als zehn einfache Antworten auf die „10 häufigsten Irrtümer in Bezug auf Yoga“, wie der Untertitel heißt. Mit den vermeintlich wahren, eindeutigen Antworten räumt das Buch ja gerade auf. Sein Buch stellt infrage, regt zum Nachdenken an, klopft Yoga nach seiner kommerzialisierten Zukunft und seiner nationalsozialistischen Vergangenheit ab. Wie Tietke auch selbst schreibt, geht „Kenntnis und eine intensive und ernsthafte Auseinandersetzung mit dem zu kritisierenden Objekt“ der Kritik voraus. Da ist es nur konsequent, dass der Autor seine historischen Erkenntnisse aus seinem früheren Buch, „Yoga im Nationalsozialismus“ noch einmal einfließen lässt. „Hitler ließ Yoga verbieten“ ist mit „Irrtum 10“ ein überraschendes Kapitel, nachdem Tietke zuvor eindringlich die Kommerzialisierung und Marketing-Instrumentalisierung der fernöstlichen Fitness- und Lebensphilosophie beleuchtet.
Mathias Tietke wird bei seiner Lesung Yoga nicht neu erfinden, gleichzeitig wird er Yoga mit seiner Kritik auch nicht niederreißen. Vielmehr geht seine Analyse gegen alles, was hierzulande fälschlich als Yoga überhöht wird. Und damit macht der Autor wieder einen Schritt zurück zur bodenständigen Yoga-Tradition. So viel Kritik darf und muss sein, es wird trotz allem ein erkenntnis- und Yoga-reicher Abend. Nur ob man sich danach auf die Matte wirft, wird sich zeigen.
Mathias Tietke liest aus „Yoga kontrovers – 10 populäre Irrtümer in Bezug auf Yoga“. Am 7. November um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.