Von der U-Bahnstation Osloer Straße im Wedding sind es nur wenige hundert Meter bis zur Reginhardstraße, dem südlichen Rand des zu Reinickendorf gehörenden Lettekiezes. Doch während zumindest Teile des Wedding auf dem Miet- und Wohnungsmarkt immer gefragter werden, ist davon im Bereich des Quartiersmanagements (QM) Letteplatz nichts zu spüren. Dessen Mitarbeiter gehen sogar davon aus, dass nicht einmal der Wegfall des Lärms durch in Tegel landende Flugzeuge einen echten Boom in ihrem Kiez auslösen würde.
Die Gegend gehört eindeutig zu den einkommensschwächeren Gebieten der Hauptstadt. Vielen Kindern fehlen bei der Einschulung Sprachkenntnisse, immer mehr Eltern mangelt es einem Bericht des QM zufolge selbst an Bildung und Erziehungskompetenz. Eklatant niedrig ist auch die politische Partizipation: Bei den Abgeordnetenhauswahlen 2011 ging nur rund ein Drittel der wahlberechtigten Anwohner zur Urne – im gesamten Bezirk Reinickendorf war die Beteiligung doppelt so hoch. Solche sozialstrukturellen Kennzahlen können sich im Zuge eines Gentrifizierungsprozesses ändern. Was laut den Quartiersmanagern vor allem gegen den massiven Zuzug kaufkräftigerer Schichten spricht, ist die Bebauung des Lettekiezes. Viele Freiflächen gibt es nicht und die vorherrschenden Siedlungsbauten dürften all jenen, die am liebsten in Altbauten aus der Gründerzeit wohnen, wenig attraktiv erscheinen.
Kleine Häuser zwischendrin und plötzlich eine Spinne im Baum
Der zentral gelegene Letteplatz wurde von 2010 an umgebaut und bietet nun neue Spielflächen, schönere Sitzmöglichkeiten und mehr Grün. An einer Ecke des Platzes residiert das Quartiersmanagement, das sich für bessere Bildungschancen und Lebensverhältnisse der Anwohner einsetzt, aber auch an der Gestaltung des öffentlichen Raums mitwirkt. Mit Geldern aus dem Förderprogramm „Soziale Stadt“ wird derzeit die Grünfläche entlang der Mittelbruchzeile neu gestaltet – auch wenn es wie bei so vielen Bauprojekten in der Stadt Verzögerungen gibt. In diesem Fall sind es unvorhergesehen nötige Kanalbauarbeiten, die die Fertigstellung verschieben. Direkt am Letteplatz krabbelt derzeit eine Riesenspinne auf einem Baum vor der Reginhard-Grundschule – zum Glück handelt es sich nur um eine Lichtinstallation, die in den Morgenstunden und ab 17 Uhr eingeschaltet wird.