Unterwegs im Lettekiez

Bald auch ohne Fluglärm bezahlbar

Neben lang gestreckten Siedlungsbauten gibt es im Lettekiez auch noch einige frei stehende, kleinere Häuser.
Neben lang gestreckten Siedlungsbauten gibt es im Lettekiez auch noch einige frei stehende, kleinere Häuser.
Lettekiez – Die Wohngegend östlich des Schäfersees könnte nach einer Schließung des Flughafens Tegel mit ihrer ruhigen Lage unmittelbar nördlich des Wedding punkten. Doch an eine weitreichende Gentrifizierung glaubt das örtliche Quartiersmanagement nicht – Bebauung und Sozialstruktur sprechen dagegen. Ein Rundgang.

Von der U-Bahnstation Osloer Straße im Wedding sind es nur wenige hundert Meter bis zur Reginhardstraße, dem südlichen Rand des zu Reinickendorf gehörenden Lettekiezes. Doch während zumindest Teile des Wedding auf dem Miet- und Wohnungsmarkt immer gefragter werden, ist davon im Bereich des Quartiersmanagements (QM) Letteplatz nichts zu spüren. Dessen Mitarbeiter gehen sogar davon aus, dass nicht einmal der Wegfall des Lärms durch in Tegel landende Flugzeuge einen echten Boom in ihrem Kiez auslösen würde.

Die Gegend gehört eindeutig zu den einkommensschwächeren Gebieten der Hauptstadt. Vielen Kindern fehlen bei der Einschulung Sprachkenntnisse, immer mehr Eltern mangelt es einem Bericht des QM zufolge selbst an Bildung und Erziehungskompetenz. Eklatant niedrig ist auch die politische Partizipation: Bei den Abgeordnetenhauswahlen 2011 ging nur rund ein Drittel der wahlberechtigten Anwohner zur Urne – im gesamten Bezirk Reinickendorf war die Beteiligung doppelt so hoch. Solche sozialstrukturellen Kennzahlen können sich im Zuge eines Gentrifizierungsprozesses ändern. Was laut den Quartiersmanagern vor allem gegen den massiven Zuzug kaufkräftigerer Schichten spricht, ist die Bebauung des Lettekiezes. Viele Freiflächen gibt es nicht und die vorherrschenden Siedlungsbauten dürften all jenen, die am liebsten in Altbauten aus der Gründerzeit wohnen, wenig attraktiv erscheinen.

Kleine Häuser zwischendrin und plötzlich eine Spinne im Baum

Wer durch das Viertel streift, entdeckt jedoch hier und da schmucke, kleine Häuser vom Ende des 19. Jahrhunderts, die eine willkommene Abwechslung darstellen. In der Ägir- und Gesellschaftsstraße sind Bauten der „Kleinen Lettekolonie“ erhalten geblieben und auch in der westlichen Pankower Allee finden sich noch Beispiele für die kleinteilige frühere Bebauung. Im ehemaligen Straßenbahndepot nördlich des Letteplatzes sind Handelsketten wie kik und Penny sowie ein Bistro untergekommen; ansonsten sammeln sich die Geschäfte an der vielbefahrenen Residenzstraße und am Franz-Neumann-Platz. Es gibt ein Restaurant namens Pferdestall und die Kneipe Kumpelstübchen mit dem Motto „In is, wer drin is“.

Der zentral gelegene Letteplatz wurde von 2010 an umgebaut und bietet nun neue Spielflächen, schönere Sitzmöglichkeiten und mehr Grün. An einer Ecke des Platzes residiert das Quartiersmanagement, das sich für bessere Bildungschancen und Lebensverhältnisse der Anwohner einsetzt, aber auch an der Gestaltung des öffentlichen Raums mitwirkt. Mit Geldern aus dem Förderprogramm „Soziale Stadt“ wird derzeit die Grünfläche entlang der Mittelbruchzeile neu gestaltet – auch wenn es wie bei so vielen Bauprojekten in der Stadt Verzögerungen gibt. In diesem Fall sind es unvorhergesehen nötige Kanalbauarbeiten, die die Fertigstellung verschieben. Direkt am Letteplatz krabbelt derzeit eine Riesenspinne auf einem Baum vor der Reginhard-Grundschule – zum Glück handelt es sich nur um eine Lichtinstallation, die in den Morgenstunden und ab 17 Uhr eingeschaltet wird.

Einen Ort zur Naherholung hat der Lettekiez auch zu bieten: Wenige Meter von Franz-Neumann-Platz und U8-Bahnhof entfernt liegt der Schäfersee, der auf allen Seiten von Grünflächen umgeben ist. Außerdem findet man hier die Stadtbibliothek und ein Jugendzentrum. Besucher dürften sich jedoch vor allem vom Café am See mit vollwertiger Speisekarte angezogen fühlen – im Sommer mit Tischen im Garten.

Bald auch ohne Fluglärm bezahlbar, Mickestraße 18, 13409 Berlin

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