Mascha fragt sich schon seit einer Weile: Warum hat sie eigentlich, seit sie Single ist, so wahnsinnig viel Lust auf Sex? Wo war die vorher versteckt? Eine Spurensuche.
Ich versuche schon seit längerem, mich und meine Lust ein bisschen besser zu verstehen. Denn Fakt ist:
Ich habe viel mehr Lust auf Sex als noch vor einigen Jahren. Okay, ich habe auch vor einigen Jahren die
Pille abgesetzt – für viele Frauen ja DAS einschneidende Erlebnis, wa
die eigene Lust angeht. Da liest man ja ständig drüber, und im Freundeskreis gibt es ähnliche Erfahrungen. Aber allein daran kann es bei mir nicht liegen, denn auch ohne Pille war meine Lust nicht immer so stark. Es muss auch mit den äußeren Umständen zu tun haben.
Oder meinem Verhältnis zu Sex.
Fakt ist: In einer meiner langen Beziehungen war das Thema irgendwann einfach ein problematisches. Und wann immer Sex und Stress zusammenkommen – gar nicht gut. Es wurde kaputtgeredet und drauflosproblematisiert, was das Zeug hielt. Dass da die Stimmung irgendwann im Keller war, ist kein Wunder. Aber warum hat sich das gleich auf meine gesamte Libido ausgewirkt? Andere Menschen würden ja zumindest exzessiv masturbieren oder ihren Partner betrügen. Aber irgendwie war das bei mir kein Thema. Weil offenbar die Lust nicht stark genug war, anders kann ich mir das heute nicht mehr erklären. Doch wann kam es wieder, stärker als je zuvor, und warum?
Erst ein bisschen mehr Lust, dann ganz viel
Das Absetzen der Pille schon während der Beziehung hat zumindest dafür gesorgt, wieder einen Anflug von regelmäßiger Lust in mein Leben zu zaubern. Doch so richtig los ging es erst, als ich wieder Single war. Eigentlich ja ganz schön scheiße: Kein Partner mehr, aber dafür ständig Gedanken an Sex, sogar ein richtig körperliches Starkverlangen. Es war bekanntermaßen glücklicherweise kein Problem für mich, regelmäßig willige Menschen zu finden. Doch eigentlich hätten viele dieser Dates eher dazu beitragen müssen, meine Lust wieder in den Boden zu stampfen. Es ist schließlich kein Geheimnis, dass One-Night-Stands, gerne betrunken, selten Erlebnisse totaler Befriedigung sind. Meine Orgasmen kann ich da fast an einer Hand abzählen … na gut, vielleicht an zwei Händen.
Doch unabhängig davon: Je mehr ich der Freiheit Raum gab, so oft Sex zu haben, wie ich will, und dabei so
häufig den Partner zu wechseln, wie ich will, desto stärker wurde auch der Spaß daran.
Offenbar war es weniger die Anzahl an Höhepunkten, die meiner Libido in die Karten spielte, sondern die schieren Möglichkeiten. Das Erkennen, wie aufregend spontane
Sex-Dates und wechselnde Partner sein können – und nicht zuletzt, wie aufregend ich offenbar sein kann. Das hatte ich ja total vergessen beziehungsweise gar nicht erahnt, wie krass die Wirkung einer sexuell ausgehungerten und offenen Frau sein kann.
Ich musste mich und meine Wirkung auf andere erst neu entdecken
Ich mache es, weil ich es kann – das wurde immer mehr mein Ding, und im Laufe der Zeit habe ich immer mehr neue Vorlieben entdeckt, die mir
ganz neue Lustwelten eröffnet haben. Seien es all die sexpositiven Partys, die Berlin zu bieten hat, Sex in der Öffentlichkeit und all die verschiedenen Spielarten im Bett,
denen ich vorher viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe. Kurz gesagt: Ich habe mir und meinen Bedürfnissen viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Und so einfach nicht rausfinden können, was mir wirklich gefällt. Was für ein Fehler!
Und so muss die Antwort auf meine Frage wohl lauten:
Ich habe wieder mehr Lust auf Sex bekommen, weil ich mich mehr mit Sex beschäftigt habe. Und dem Thema einen überdimensionalen Raum in meinem Leben eingeräumt habe. Das ist sicher nicht die Lösung für jedermann (und natürlich weiß ich, dass beispielsweise so Kleinigkeiten wie ein
Baby einen immensen Einfluss auf die Libido haben können) –
aber ich bin über diese Erkenntnis ziemlich happy. Denn das wird mir sicher auch in einer neuen Beziehung einen guten drive geben.
Und darauf heute wieder ein kräftiges: Auf die Triebe!
Eure Mascha
Ich bin Mascha (32) und seit rund anderthalb Jahren Single. Nach einer langen Beziehung habe ich endlich Zeit mich ein bisschen auszuleben, die Sau raus und nichts anbrennen zu lassen. Insgeheim warte ich aber natürlich auf meinen bärtigen Ritter, der mit seinem Pferd in den Hinterhof meiner Neuköllner Wohnung galoppiert und mit dem ich ein, zwei Mate auch mal ohne Wodka trinken kann. Bis es soweit ist, betätige ich mich ab sofort im Auftrag aller Berliner Singles als Versuchskaninchen, teste mich durch diverse Datingportale, -events und -partys. Und lasse auch sonst nichts unversucht, um Libido und Liebe auf die Sprünge zu helfen. Ausgang ungewiss. Was soll ich als nächstes ausprobieren? Schreib an: redaktion@qiez.de