Lieblinge

Der Krabbelschuh, der mitwächst

Die Krabbelschuhe von Lieblinge gibt es in elf verschiedenen Farben.
Die Krabbelschuhe von Lieblinge gibt es in elf verschiedenen Farben. Zur Foto-Galerie
Arnimplatz - Seit über zehn Jahren fertigen Nadine und Oliver Klein in ihrer kleinen Manufaktur in Prenzlauer Berg Schuhe nach Maß an. Doch das Herz der zweifachen Eltern schlägt immer mehr für Kinderschuhe. Da aber Kinderfüße besonders schnell wachsen, macht Maßarbeit für sie wenig Sinn. Besser sind Schuhe, die mitwachsen können. So wie die Lieblinge - das neueste Projekt der Kleins, das man im Zweifel sogar essen könnte.
Die eigentliche Idee, Schuhe für Kinder herzustellen, kam Oliver Klein nicht wegen seiner Kinder, sondern als er auf der Suche nach einem schönen Strickpulli für sich selber war. Mit Erschrecken musste er feststellen, dass auf sämtlichen Produkten, „auch bei denen von guten Marken“, Made in China stünde. Auf dem gesamten Kurfürstendamm fand er nur zwei Modelle, die nicht aus Fernost kamen. Leider entsprachen diese nicht seinem Geschmack. 
 
„Wenn man selber Dinge gestaltet und entwickelt, hat man einen anderen Blick auf die Welt der Produkte. Man schaut immer ein Stück weiter: Wie ist die Verarbeitung? Welches Material wurde verwendet? Riecht es irgendwie und gibt es einen Herkunftsnachweis?“, sagt der Diplom-Designer. Genau darüber sollten Eltern informiert sein, wenn sie Schuhe für den Nachwuchs kaufen. Vor allem, weil die Kleinen sich am Anfang alles in den Mund stecken. Zahlen der Stiftung Warentest sind erschreckend: Im vergangenen Jahr wurde in jedem fünften Kinderschuh so viel Chromat entdeckt, dass er gar nicht hätte verkauft werden dürfen.  
 

Eine durch und durch ehrliche Haut

Über die Lieblinge – die Krabbelschuhe der Familie Klein – weiß man alles und hat die Garantie, dass sie zu 100 Prozent in Deutschland hergestellt werden. Das IVN-zertifizierte Leder stammt aus Bayern, von Kühen, die regional und von bewusst ökologisch arbeitenden Landwirten gehalten werden. „Das gibt es kaum auf der Welt. Die reine Haut, die weder mit einem Lack oder einer Oberflächenbeschichtung versehen ist. Was wir hier haben, ist eine ehrliche Haut“, schwärmt Klein und fordert zum Anfassen des Leders auf. Es ist butterweich und wird sofort warm auf der Haut. 
 
Ein Jahr lang haben Oliver Klein und seine Frau Nadine, die aus der Orthopädie kommt, an ihrem High-End-Babyschuh gefeilt. Sämtliche Konkurrenzprodukte wurden analysiert: auf Material, Verarbeitung und Design. Denn auch das sei bei einem Krabbelschuh ganz entscheidend. Im Freundes- und Bekanntenkreis erzählten Eltern immer wieder, dass ihre Kinder sich die Schuhe allein ausziehen könnten oder gar verlieren würden. Ein Zeichen, dass der Schuh nicht richtig geschnitten sei. Bei Kleins eigenen Kindern gingen die Schuhe immer an einer Stelle kaputt, vorn am großen Zeh. 
 

Innovative Nahtführung

Mit diesem Wissen und dem Anspruch, einen ökologisch nachhaltigen Schuh herzustellen, machte sich das Paar ans Werk. Am Ende entstand ein Schuh, der über zwei Größen mitwachsen kann. Das liege am Material in Kombination mit dem Schnitt. So wurde die Ferse mit einem leichten Rückstellungswinkel versehen, am Sprunggelenk wurde der Schuh enger gefasst und am Spann etwas weiter. Der Clou aber ist die hochgezogene Schuhspitze, die ein wenig an den Schuh vom Kleinen Muck erinnert. Die vordere Naht wurde nach oben gezogen. Dadurch wird eine zu starke Belastung vermieden, die Naht kann nicht reißen – Klein spricht von „unkaputtbarer Frontpartie“ – und bei jedem Schritt wird das Leder ein Stück nach außen gestoßen. Diese innovative Schnittführung und das ultraweiche Leder ermöglichen ein Tragen über zwei Schuhgrößen.
 
Genau das war und ist Oliver Kleins Anliegen: „Ein Produkt zu kreieren, das einen längeren Lebenszyklus hat. So bekommt der Kunde mehr für sein Geld. Er will ja keinen Schuh kaufen, sondern mehr Zeit, in der das Kind einen Schutz um den Fuß hat.“ Außerdem können Eltern sicher sein, dass sich der Fuß ihres Kindes nicht deformiert, was bei zu starrem Leder und nicht gut sitzenden Schuhen schnell passieren kann. Ein Wermutstropfen für das Paar ist es, ihr Produkt für einen Preis von 39,90 Euro anbieten zu müssen. Eigentlich sei der Schuh mindestens 80 Euro Wert, aber dann würde ihn niemand kaufen. Außerdem wolle er kein super teures und super edles Produkt verkaufen, die Lieblinge seien ein Herzensprojekt. „Dinge zu machen, die richtig gut sind“, darum geht es Oliver Klein. Ach ja, um seinen Kunden zu demonstrieren, dass es sich um Leder handelt, das 100 Prozent schadstofffrei ist, nimmt er gern auch mal ein Stück in den Mund und kaut darauf herum.
 
 

Foto Galerie

Lieblingsschuh Nadine Klein, Schönfließer Str. 1, 10439 Berlin

Weitere Artikel zum Thema

Mode
Auf zum Schuh-Shopping!
Neben Komplimenten gibt es noch eine Sache, von der Frauen niemals genug bekommen können: Schuhe. […]
Mode
Berliner Schuhe poppen auf
Mit seinen atheistischen Schuhen hat der britisch-irische Berliner David Bonney einen Nerv getroffen. Bisher konnte […]
Mode
Der Schuhdoktor in der Altstadt
Beim Schuhexpress in Spandau werden abgenutzte und beschädigte Schuhe wieder auf Vordermann gebracht. Dabei geht […]
Mode
Schuhe mit gutem Karma
Van Bo Le-Mentzels neuester Streich: Der in Berlin lebende Architekt und Erfinder der Hartz IV […]
Mode
Meine Heimat, mein Schuhladen
Wenn Frauen ‚Schuhe aus Italien‘ hören, setzt meist ziemlich schnell der ‚Oh, wie toll‘-Effekt ein. […]
Spielwaren | Shopping + Mode | Kinder
Top 10: Spielzeugläden in Berlin
Schönes Spielzeug fördert die Kreativität, lässt Kinderaugen leuchten – und macht auch den Erwachsenen Spaß. Wir verraten […]