Auf den ersten Blick passt Kazim Akbogas Buchtitel Zebra ist schwarz und weiß – und trotzdem glücklich perfekt zu dem Image eines unbeschwerten Künstlers und Komikers. Auf den zweiten stimmt es melancholisch, dass Akboga sein erstes und zugleich letztes Werk über das Glücklichsein schrieb, bevor er sich selbst wegen Depressionen das Leben nahm. Der Verlag veröffentlichte das Buch aus Rücksichtnahme erst einen Monat nach dem tragischen Tod Akbogas, es war von ihm selbst aber noch vor seinem Tod im Februar zum Druck freigegeben worden.
Das kleine Softcover-Buch mit Akbogas kindlich-berührenden Zeichnungen wirkt auf den ersten Blick wie ein Malbuch für Kinder. Es ist eher ein Comic, das kleine Lebensweisheiten und Anekdoten erzählt als eine richtige Geschichte. Dabei ist es neben nichtssagendem Klamauk wie die Zebra-Titelzeile oder „Roboter mit Senf. Is mir egal“, oft tiefsinnig, manchmal auch skurril-verschroben. Es gewährt einen kleinen Einblick in das persönliche Leben Akbogas, hinter die Fassade des immer-fröhlichen Klassenclowns. Zum Beispiel die Geschichte davon, wie er eines Tages seinen Job im Dönerladen verlor, weil er so gerne über Döner sang – da wurde ihm auf einmal alles zu viel. Traurig und wütend schrie er in sein Treppenhaus „Is mir egal!“ Aus diesem Moment entstand schließlich sein Youtube-Hit Is mir egal, den die BVG für ihre Werbekampagne vermarktete und Akboga damit endgültig berühmt machte.
Akbogas – ein trauriger Held
Dass Akboga nicht nur gesungen, sondern auch gezeichnet hat, zeigt sein neues Buch. Und den Werbetexter liest man auch immer wieder heraus. Das Jonglieren mit Wörtern und Redewendungen steckte ihm im Blut. Ganz bewusst spielt er mit dem türkischen Sprachklischee und baut absichtlich Rechtschreibfehler in seine Sätze mit ein: „Wenn die Wirtschaft in Keller geht, soll sie mir Bier mitbringen“. Oder kleine Lebensweisheiten wie: „Siehst du Grauhaar in der Masse, wechsel an die andere Kasse.“
Natürlich greifen viele Skizzen auch in diesem Buch das Is mir egal – Motto auf, das Akboga berühmt gemacht hat. Viel Verehrung bekommt etwa der Döner als Symbol für den Weltraum oder den berühmten Tellerrand. Akboga als der immer Alberne? Nein. Einiges war ihm wohl doch nicht egal, wie er einmal 2015 in einem emotionalen Youtube-Video auf seinem Kanal sagte – und zwar nicht nur das Schwarzfahren: „Es geht mir um Menschlichkeit und Moral.“ Und auf dieser Ebene – der menschlichen – hat uns Akboga berührt. Wir hätten gerne mehr von ihm gehört und gelesen.
Das Buch Zebra ist schwarz und weiß – und trotzdem glücklich. Weisheiten von Kazim Akboga, Ullstein Verlag