Intern sagen sie nur „Lolla“ zu ihrem Festival, es klingt wie ein Kosename für eine Astrid-Lindgren-Figur. Und so voller Enthusiasmus und Zuneigung für ihre (oder ihr) Lollapalooza klingt Festivalchefin Fruzsina Szép. Sie hoffe, dass Anwohner und Verantwortliche aus dem Bezirk von diesem Lolla-Gefühl angesteckt werden und nach der Premiere im Treptower Park ein wenig Stolz empfinden, Gastgeber gewesen zu sein.
Danach sieht es derzeit allerdings nicht aus. Auf change.org steigt die Zahl der ablehnenden Stimmen zu dem Projekt weiter an, bis Mittwochabend waren es rund 1900. Die Linkspartei in Treptow-Köpenick hat eine große Anfrage ans Bezirksamt gestellt, darin geht es um Lärmbelästigung und die Dauer der Park-Sperrungen.
Zentraler Festplatz war keine Alternative
Das letzte große Festival im Treptower Park war das Popkick zur Fußball-WM 2006. Damals war der Park vier Wochen lang gesperrt. Insgesamt kamen rund 200.000 Besucher zu den Konzerten und vor den Public-Viewing-Leinwänden. Schon im Vorfeld hatte eine Anwohner-Initiative gegen die Kommerzialisierung des Parks protestiert und „Schäden an der hochwertigen Natur“ moniert. Die Veranstalter mussten 135.000 Euro hinterlegen. Der entstandene Schaden war schließlich weitaus geringer. Nach Angaben des Bezirksamtes Treptow-Köpenick kostete die Reparatur der Grünflächen 28.500 Euro.
Kings of Leon und Radiohead kommen
Das Lollapalooza belegt den Park zwei Tage lang, am 10. und 11. September. 45.000 Besucher sollen sich nach Angaben von Szép auf einer Fläche von 250.000 Quadratmetern tummeln, das entspricht 35 Fußballfeldern. „Wir werden rund 60 bis 70 Prozent des Parks nutzen“ – eine riesige Fläche. Das Festival besteht eben nicht nur aus vier Bühnen mit international bekannten Bands wie Kings of Leon, Radiohead und Bilderbuch. Die ganze Familie soll sich amüsieren, deshalb gibt es einen eigenen Bereich für Kinder. Startups und NGOs können sich im „grünen Kiez“ präsentieren und Workshops anbieten. Öko-Kunst wird gezeigt, außerdem gibt es veganes und vegetarisches Essen, serviert im „Kiezgarten“.
Bleibt es bei einer einmaligen Ausnahme?
Der Vorschlag Treptower Park sei ebenfalls aus dem Lolla-Team gekommen, eine „ideale Lösung“, findet die Festival-Chefin. Die Senatskanzlei fragte beim Bezirk an, der gab schließlich grünes Licht. „Eine schwierige Entscheidung“, sagt Baustadtrat Rainer Hölmer (SPD). Man habe nicht gleich Hurra gerufen, verstehe aber das übergeordnete gesamtstädtische Interesse. Eine einmalige Ausnahme soll es sein, betonen Bezirksamt und Veranstalter, und doch hoffen die Lolla-Macher insgeheim, dass nach einem erfolgreichen Festival ohne Unfälle und größere Blessuren im Park eine Wiederholung 2017 möglich ist. Denn das Tempelhofer Vorfeld wird wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren weiter für Flüchtlinge reserviert bleiben.
In Verhandlungen mit dem Bezirksamt und der Verkehrslenkung soll nun ein genauer Plan ausgearbeitet werden, wann welche Flächen im Park in Beschlag genommen werden und wie lange die Puschkinallee gesperrt bleibt. „Wir wollen schrittweise Flächen abzäunen“, sagt Szép. Bestimmte Rasenflächen würden zu ihrem Schutz abgedeckt. Weil das Festival überwiegend tagsüber läuft, von 11 bis 23 Uhr, müsste nur für die letzte Stunde eine Lärmschutz-Ausnahmegenehmigung beantragt werden. Mit Festivals in Stadtparks kenne sie sich aus, sagt Szép. Zuletzt hat sie in Budapest das Sziget-Festival betreut.