Lungenklinik Heckeshorn in Berlin-Wannsee

Wer operiert hier bald?

In der ehemaligen Lungenklinik Heckeshorn fließt zurzeit nur Kunstblut bei Filmaufnahmen.
In der ehemaligen Lungenklinik Heckeshorn fließt zurzeit nur Kunstblut bei Filmaufnahmen.
In der ehemaligen Lungenklinik Heckeshorn stellen immer wieder Schauspieler Operationen dar. Die Klinik ist als Kulisse für Filmaufnahmen gefragt. Der Verkauf des Geländes könnte jedoch bald vonstattengehen. Ob dann wieder echte Ärzte ans Werk gehen? Zwei Konzepte für eine tatsächliche medizinische Nutzung liegen vor. 

Gerade war Til Schweiger hier, um Vorbereitungen für seinen neuesten Film zu treffen. Enthält ein Drehbuch Krankenhaus- und Arztszenen, gilt das Gelände an der Straße Zum Heckeshorn 33 für Filmteams als eine der ersten Adressen. Vielleicht wird hier bald wieder eine „Tatort“-Szene abgedreht, oder der „Landarzt“ schaut nach dem Rechten. Doch es kommt auch heute noch vor, dass tatsächliche Patienten ins Foyer kommen und nach Ärzten fragen, dass Rettungswagen irrtümlich das einstige Gelände der Lungenklinik Heckeshorn in Wannsee anfahren. Als ob sich die Adresse – unter hohen Kiefern in spürbar frischer Luft – ins Gedächtnis der Stadt eingebrannt habe.

Konzepte zur medizinischen Nutzung des Geländes sollen geprüft werden

Dabei wurde die Klinik vor fünf Jahren geschlossen und zog mitsamt ihrem traditionsreichen Namen in das Helios-Klinikum Emil von Behring. Der landeseigene Liegenschaftsfonds Berlin, der bisher vergebens versuchte, einen Käufer für das große Grundstück zu finden, ist nun wieder zuversichtlich. Zwei Investoren, hört man, hätten Konzepte für eine medizinische Nutzung des Geländes präsentiert. Deren Tragfähigkeit solle nun geprüft werden. Der Steuerungsausschuss, dem die Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung und Finanzen sowie der Bezirk angehören, werde dann entscheiden, wie das Areal weiter zu vermarkten ist.

Nähere Angaben über die potenziellen Investoren wollte Irina Dähne, die Sprecherin des Liegenschaftsfonds Berlin, bisher nicht machen. Vor einem Verkauf des Grundstücks müsse man es aufgrund seines hohen Werts ohnehin international ausschreiben.

Wohnungsbau auf dem Gelände keine Option wegen zu viel Verkehr

Nachdem die Lungenklinik ausgezogen war, wollte der Liegenschaftsfonds das Grundstück zunächst für Wohnungsbauprojekte vermarkten, etliche Investoren bekundeten Interesse, wollten aber die medizinische Nutzung gering halten und stattdessen hauptsächlich viele neue Wohnungen. Für die Umsetzung dieser Konzepte hätte allerdings das Baurecht für das Areal, derzeit noch auf Medizin ausgerichtet, Änderungen erfahren müssen – und das missfiel dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf.

Zusätzlichen Verkehr, verursacht durch noch mehr Wohnbauten, könne das Gebiet am Großen Wannsee nicht verkraften, so Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU), der auf die neue Siedlung „Wannseegärten“ auf dem ehemaligen Don-Bosco-Gelände verweist, Er bezieht sich auch auf das große Interesse an der Liebermann-Villa und am Haus der Wannsee-Konferenz. Die Wassersportvereine zögen ebenfalls ein hohes Maß an Verkehr an.

Im Ernstfall könnten hier Ärzte mit dem Filmequipment operieren

Noch vor wenigen Jahren war vom Liegenschaftsfonds zu hören, es gebe keinen Bedarf für eine klinische Zukunft auf dem Gelände. Inzwischen habe sich jedoch die Marktlage geändert, so Irina Dähne. Das Unternehmen Flatliners hingegen kommt auch ohne Änderungen gut zurecht. Die Firma stellt in Heckeshorn für Filmaufnahmen eine medizinische Ausstattung bereit. Sie ist Mieter von etwa 40.000 Quadratmetern einstiger Klinikfläche und hat in den Hauptgebäuden hochmoderne medizinische Apparate installiert, mitsamt Intensivstationen, OP-Räumen, Krankenabteilungen. Im Ernstfall könnten in den Klinikgebäuden tatsächlich Operationen stattfinden.

Doch die Flatliners sind nicht die Einzigen auf dem weitläufigen, hügeligen Gelände, das, wenn ihm gerade kein Filmteam Leben einhaucht, wie aus der Zeit gefallen und vergessen scheint. Rund um den einstigen Hochbunker aus den vierziger Jahren haben sich auch das Deutsche Rote Kreuz mit dem Blutspendedienst Ost und einige wahrhaftige Bewohner angesiedelt, unweit eines idyllischen Wald-Kindergartens.

Wildschweine im Foyer

Wenig idyllisch jedoch wirken die zweigeschossigen ehemaligen Schwesternwohnungen direkt an der alten Klinikzufahrt an der Straße Zum Heckeshorn. Die Gebäude aus den Sechzigerjahren sind teilweise vermietet, ihr Anblick ist jedoch trotz der attraktiven Waldlage ein trostloser. Eine Komplettsanierung täte gut. Diese Häuser, sagt Irina Dähne vom Liegenschaftsfonds, könne man ebenfalls nicht einfach abreißen, sie seien planungsrechtlich für eine medizinische Nutzung vorgesehen. „Wir müssen abwarten, was weiter passiert.“

Noch aber wird gedreht. „Wir tun dem Gelände gut“, so Michael Rost, der bei Flatliners für Requisiten und Motive zuständig ist. Die Filmleute haben stets ein Auge auf das große Gelände, es ist bewacht, Polizisten fahren Streife. Wildschweine hatten sich jedoch schon mal zur Visite im Foyer versammelt. Die Aufnahmen entstehen stets unter fachlicher Aufsicht, die Schauspieler bekommen sogar ein Instrumententraining, keinen echten Mediziner soll später beim Anblick einer Filmszene der Ärger packen. Der Chef der Firma ist selbst Arzt. So gesehen hat der Klinikbetrieb nie aufgehört.


Quelle: Der Tagesspiegel

Lungenklinik Heckeshorn, Walterhöferstraße 11, 14165 Berlin

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