Potsdamer Legendensammlung

Zwerge in Babelsberg und Alchimisten auf der Pfaueninsel

Potsdamer Sagen und Legenden laden zum Gruseln ein und kommen dir garantiert in den Sinn, wenn du durch Brandenburgs Wälder spazierst.
Potsdamer Sagen und Legenden laden zum Gruseln ein und kommen dir garantiert in den Sinn, wenn du durch Brandenburgs Wälder spazierst. Zur Foto-Galerie
Nicht nur in Mittelerde oder auf Westeros gibt es sonderbare Wesen: Auch in Potsdam tummeln sich unheimliche Gesellen und gruselige Forscher. Die Hot Spots verrät dir Christine Anlauffs Taschenbuch Die schönsten Sagen und Legenden aus Potsdam.

Moderne Märchen berichten von einem Krokodil in der New Yorker Kanalisation oder dem Mann, der nach einem One-Night-Stand ohne Nieren erwachte: Das Prinzip solcher Urban Legends ist aber so alt wie die Menschheit. Man erzählt sich in geselliger Runde Geschichten, die gruseln oder zumindest Gänsehaut bereiten. Der Wahrheitsgehalt ist nebensächlich, bei Ammenmärchen genau wie bei den Hoaxes in den sozialen Medien. Was zählt, ist ein Funken Glaubwürdigkeit und ein unverwechselbarer Unterhaltungswert. Wie krass solche Erzählungen früher schon waren, kannst du dank Christine Anlauff in dem Taschenbuch Die schönsten Sagen und Legenden aus Potsdam feststellen.

Einige ihrer sagenhaften Fundstücke stammen aus einer Zeit, als Potsdam noch nicht einmal durch eine feste Handelsstraße mit der Welt verbunden war, wie in der Legende über den Räuber Peter Döngens berichtet wird. Als Räuber vom Liefeldsgrund liefert der einen mitreißenden Mini-Krimi. In den Wäldern zwischen Berlin und Potsdam hatte der blutrünstige Döngens sein Jagdrevier. Statt seine Opfer ziehen zu lassen, nachdem er sie ausgeraubt hatte, tötet er sie auf grausame Weise. Der Grund? Seine überbesorgte Mutter, die man als Helikopter-Mutter der schlimmsten Sorte beschreiben kann, hatte ihm eingebläut, dass niemand seinen Mund halten könne und Überlebende ihm zum Verhängnis werden würden. Überführt wurde der Brutalo-Bandit schließlich durch eine List…

Ein Must-Have für Potsdam-Liebhaber und Gruselexperten

Die Geschichte ist eine von insgesamt 15 Sagen, die die Autorin auf knapp 130 Seiten zusammengetragen hat. Nicht alle sind so blutdurchtränkt wie die vom Waldräuber, brutal geht es allerdings oft zu, wenn zum Beispiel ein Ritter Frau und Kinder kurzerhand in einen Brunnen wirft oder ein anderer seine Liebste (versehentlich) in der Kälte erfrieren lässt. Alternativ zeigen sich die Sagen von ihrer schaurigen Seiten, so wie in der Geschichte über den sonderbaren Kunckel von Löwenstern (Die Insel des Alchemisten). Ort des Geschehens: Die Pfaueninsel, gegenwärtig ein Mekka für Sonntagsausflügler aus Berlin. Ende des 17. Jahrhunderts soll hier allerdings noch ein Laboratorium für zweifelhafte Experimente gestanden haben – betrieben vom Alchemisten Kunckel. Angeblich habe sich der Wissenschaftler nicht nur mit dem kurfürstlichen Auftrag zur Rubinglasherstellung beschäftigt, sondern auch mit Tieren experimentiert und sich gar mit dem Teufel eingelassen. Die Insel jedenfalls wurde zum Ort des Schreckens. „Die meisten Kähne nämlich, sobald sie auf das Eiland zusteuerten, zerfielen urplötzlich wie morsches Holz oder sogen das Wasser wie ein Schwamm ein und sanken, ehe sie das feindselige Ufer erreichten.“ Und unweit der Insel, in Babelsberg, fanden sich schon weit vor dem Errichten der Filmstudios phantastische Wesen ein, darunter winzige Weiblein und Zwergenfürsten.

Die gebürtige Potsdamerin Christine Anlauff hat die abwechslungsreichen Sagen nicht nur zusammengetragen, sondern auch ihrer uralten Sprache enthoben – an einigen Stellen hätte sie das ruhig mutiger tun dürfen. Weil die meisten Geschichten mit Orten verknüpft sind, die auch heute noch zugänglich sind, bietet das Buch für Potsdamer eine spannende Heimatkunde und für Besucher die Möglichkeit, auf legendäre Entdeckungsreisen zu gehen. 

Die schönsten Sagen & Legenden aus Potsdam von Christine Anlauff, Bebraverlag, 128 Seiten, 16 Euro.

Foto Galerie

Pfaueninsel, Pfaueninselchaussee 100, 14109 Berlin

Telefon -

Webseite öffnen


April bis Oktober:
Dienstag bis Sonntag von 10:00 bis 17:30 Uhr
Besichtigung nur mit Führung

Mit einer Fähre geht es auf die paradiesische Insel.

Mit einer Fähre geht es auf die paradiesische Insel.

Weitere Artikel zum Thema