Neuseeland ist für mich das schönste Land der Welt, leider aber sehr weit weg. Ziemlich genau 17.231 Kilometer sind es von der Steglitzer Albrechtstraße bis zur Rangitoto Road in Papatoetoe, einem Vorort von Auckland. So steht es auf einem großen gelben Schild im Kiwi Pub und der ist zum Glück nur ungefähr 550 Meter von meinem Zuhause entfernt.
Nun ja, nachtaktiv sind die Besucher des Pubs auch. Viele Stammgäste aus der Umgebung (zwischen 18 und 80), aber auch Besucher aus aller Welt. Das kann man auf einer großen Weltkarte an der Wand sehen, wo alle Länder, aus denen bislang Gäste kamen, mit einer Nadel markiert sind. Es gibt kaum freie Stellen, wie John voller stolz zeigt.
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Der 55-Jährige mit dem spitzbübischen Lächeln war in seiner Heimat Techniker in einer Wäscherei für Schafswolle. Schafe gibt es ja reichlich in Neuseeland. Mehr als Einwohner jedenfalls, sagt man. Das Verhältnis soll drei Millionen Menschen zu 60 Millionen Mähs sein. Und so steht auch ein kleines Schaf – unecht natürlich – für Heimatfeeling im Pub-Fenster.
Nach Europa kam John der Liebe wegen, seine Frau Martina hilft am Wochenende mit im Lokal, das schräg und originell ist. Der Tresen ist mit einem südseehaft anmutenden Strohdach dekoriert, um das sich Lichterketten schlängeln. Dunkelgrün sind die Wände, an denen so einiges hängt: Dartscheibe, Gitarre, große Uhren, die die Zeit in Berlin und Neuseeland (12 Stunden Unterschied) anzeigen, und etliche bunte Rugby-Shirts. Man hat also ordentlich was zu gucken. Der Kiwi Pub gehört zu den wenigen Lokalen der Stadt, wo man internationale Rugbyspiele live schauen kann – weil John großer Fan ist.
Es gibt noch weitere Sorten vom Ende der Welt wie Monteith`s und Flame, man bekommt neuseeländischen Sauvignon blanc (die Flasche für 19,90 Euro) und Mixed Drinks. Wer Hunger hat, hat weniger Auswahl. Im Angebot sind ausschließlich verschiedene Sorten neuseeländischer Pies (Teigpasteten mit Fleisch oder Gemüse für 3,50 Euro). Alternative: Man ordert etwas in der Pizzeria ein paar Häuser weiter, und darf es sich in den Pub liefern lassen. John sieht das ganz locker. Er ist ja auch ein Kiwi. Und die sind für ihre Lockerheit und ihr „easy way of living“ weltweit bekannt.