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Malplaquetstraße: Die Ausnahmestraße

Malplaquetstraße.(c)Joachim Faust
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Das Schöne am Wedding ist, dass er eigentlich überall gleich entspannt ist. An ganz wenigen Stellen trifft die typische Weddinger Schmuddeligkeit sogar auf angenehmen Lifestyle, ohne dass gleich ein Riesen-Hype daraus entsteht. Die Malplaquetstraße ist ein solcher Ort – Ausnahmeerscheinung und typische Wohnstraße zugleich.

Malplaquetstraße.(c)Joachim Faust
Wie so oft im Wedding sollte man sich vom schön klingenden französischen Namen der Straße nicht täuschen lassen: 1891 wurde die Straße, wie die Straßen im ganzen Kiez, nach Ereignissen und Personen des Spanischen Erbfolgekriegs (1701– 1714) benannt. Im nordfranzösischen Malplaquet fand mit 35.000 Toten sogar eine der blutigsten Schlachten der Neuzeit statt.

Das südliche Ende der Straße stellt ein vielversprechendes Entrée für den Kiez dar. An beiden Ecken dreht es sich um Wein, in der Bar „WG – Weine & Geflügel“ und auf der anderen Ecke mit dem Wein- und Delikatessenladen „Spiritus Mundi“. Schon seit Jahren steht dieser Laden für hochwertige Genussmittel und war ein Pionier in diesem Teil des Wedding. Und in der Tat, auch die intakten Altbauten mit ihren bunten Fassaden könnten den Eindruck vermitteln, die Malplaquetstraße sei die neue Edelmeile.

Eher soziale Einrichtungen und Vereine als Edelmeile

Doch was die meisten Ladenflächen im weiteren Verlauf der Straße ausfüllt, sind eher soziale Einrichtungen, Beratungsstellen, Vereine und Parteilokale. Die kleinen dreieckigen Plätze, an denen die Querstraßen abknicken, sind seit vielen Jahren Treffpunkte von Alkoholikern und sozialen Randgruppen. „Nervt manchmal, stimmt“, kommentiert Anwohner Peter auf unserer Facebookseite, als es um die Malplaquetstraße geht. „Aber das ist auch das Leben – und zwar mit allen Facetten, nicht nur den schönen. Und die will ich um mich herum haben, denn es wird sie immer geben.“

Malplaquetstraße.(c)Joachim Faust
Philippe geht noch weiter. Der 40-jährige Wahlberliner mit italienischen Wurzeln glaubt, dass die sichtbaren Randgruppen das Viertel vor explodierenden Mieten schützen können. Das ist auch dringend nötig, denn die Malplaquetstraße ist ein attraktiver Wohnort. Hier gibt es die Infrastruktur einer großen Stadt und zugleich die Überschaubarkeit eines Dorfes. „Jeder kennt hier jeden, man redet miteinander und ich kann mich auf mein Netzwerk verlassen“, sagt Philippe, der an der Ecke Utrechter Straße den italienischen Feinkostladen „Parma“ betreibt und selbst seit zwölf Jahren in der Malplaquetstraße wohnt. Mit qualitativ hochwertigem Essen und Weinen, zu Preisen, die dem Viertel angemessen sind, bietet er Qualität, die sich nicht automatisch mit hochpreisigem Luxus gleichsetzen lässt. „Qualität, das ist auch, wenn es wie hier noch Raum für Ideen gibt“, sagt Philippe. Die Nachbarschaft ist engagiert, es gibt Hausgemeinschaften sowie neue und alte Wohnprojekte, von denen das „Karl-Schrader-Haus“ aus dem Jahr 1906 das bekannteste sein dürfte. Auch die Hausgemeinschaft in der Nr. 13 a zeigt Perspektiven auf, wie sich die Bewohner für ihre eigenen Interessen einsetzen können.

Ausgesprochen vielfältiger Mix

Was die Malplaquetstraße aber am meisten von anderen Weddinger Straßen abhebt, ist der ausgesprochen vielfältige Mix. Mit dem Gastro-Pionier “Schraders” und dem TassenKuchen-Café lockt der mittlere Abschnitt der Straße Besucher aus der ganzen Stadt an, die die großstädtische und zugleich dörfliche Atmosphäre des baulich intakten Viertels zu schätzen wissen. Mit der bodenständigen Kneipe Café Morena und dem alles andere als abgehobenen Kulturverein Mastul ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei. Doch nicht nur, wenn es um die Abendgestaltung geht: weit über die Kiezgrenzen hinaus bekannt und beliebt ist die theaterbetonte Erika-Mann-Grundschule. Und dem Antiquariat Mackensen hat es nicht geschadet, mitsamt der schönen Inneneinrichtung vor ein paar Jahren an die Malplaquetstraße gezogen zu sein.Sogar ein „Mini-Kaufhaus“ an der Ecke Amsterdamer kann der Kiez aufbieten. Eine vergleichbare Vielfalt gibt es im Wedding höchstens im Sprengelkiez. 

Was vielleicht noch fehlt, ist ein Lebensmittelladen. Und abgesehen von den Straßenbäumen ist das dicht bebaute Viertel alles andere als grün. Zumindest ist heute weniger Müll auf der Straße als früher: „Als ich hierher zog, lag im Sommer noch der Silvesterdreck in den Ecken“, erinnert sich Philippe. Auch waren Kriminelle im Straßenbild sichtbar – was sich deutlich geändert habe. Heuer fällt es schwer, alles aufzuzählen, was es an Gastronomie, Nachbarschaftsinitiativen und Einrichtungen in der Malplaquetstraße gibt. Eben eine richtige Ausnahmeerscheinung, die Straße!


Dieser Artikel wurde uns zur Verfügung gestellt von www.weddingweiser.de

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Quelle: Weddingweiser

Malplaquetstraße: Die Ausnahmestraße, Malplaquetstraße, 13347 Berlin

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