Citadel Music Festival

Mando Diao - in anderen Sphären

 Björn Dixgård (l.) und Gustaf Norén im Einsatz.
 Björn Dixgård (l.) und Gustaf Norén im Einsatz. Zur Foto-Galerie
Haselhorst - Die beiden Schwedenhappen Björn Dixgård und Gustaf Norén haben im Rahmen des Citadel Music Festivals die Zitadelle gerockt - wobei, 'gerockt' trifft es vielleicht nicht so wirklich ...

Ich hab mal gelesen, Mando Diao seien stets für eine Überraschung gut. Nun, wir waren gestern auf ihrem Konzert in der Zitadelle Spandau tatsächlich überrascht. Aber nicht positiv. Von den Indie-Schweden, die früher mal richtig Party machen konnten, blitzte nur ab und zu ein Funke durch bei Songs wie „Long Before Rock’n‘ Roll“ oder „Down In The Past“. Auch der melodische Song „Mr. Moon“ (vom ersten Album „Bring em In“) kam nach zwölf Jahren noch immer gut an.

Zu den Songs vom aktuellen, Synthie-Pop angehauchten Album „Aelita“ wollte aber so keine rechte Stimmung im Publikum aufkommen – mit Ausnahme ihrer Single-Auskopplung „Black Saturday“, die sie denn gleich zweimal spielten. Klar, zu „Dance with Somebody“, dem Radio-Mega-Hit von 2009, konnte auch die Generation 50+ ordentlich abgehen. Das ist richtig guter Mainstream at its best. Das Gleiche gilt für den Song „Gloria“, beide übrigens vom Album „Give Me Fire!“ von 2009.

So richtig verschreckt hat uns aber eigentlich nicht die Musik – so etwas entwickelt sich ja gern mal weiter -, sondern die Attitüde der Musiker. Gustaf Noréns einleitende Worte vom Tod ihres besten Freundes hätten berührend sein können, hätte er nicht betont, dass er gern bald folgen möchte. Auch später erzählte er, er würde seinen Job auf der Bühne machen, bis er sterbe, „Motherfucker!“ Puh. Ob da wohl bewusstseinserweiternde Substanzen im Spiel waren? Oder ob sich die beiden womöglich einer komischen Sekte angeschlossen haben?

Dieser Gedanke kam auch wegen ihres Looks auf: schwarze Overalls, dazu bei Björn schwere Goldkette und Haarband, bei Gustaf ein Rucksack – besser zu sehen, nachdem er die obere Hälfte seines Einteilers praktisch nach unten klappte. Und dann noch diese pathetischen Gesten, immer wieder ans Herz, in den Himmel, zu den Fans und wieder zurück. Haben die beiden einen Kurs für Boyband-Schmachtstücke belegt? Man weiß es nicht, wer oder was sie in diese Ecke getrieben haben mag. Was allerdings richtig Kracher war, wollen wir an dieser Stelle auch nicht verschweigen: Die Stimmen der Jungs funktionierten Hammer wie eh und je!

Unser Fazit: Die Jungs wirkten so, als müssten sie sich konzeptionell dringend verändern. Und herausgekommen ist ein Mix aus Boyband-Mitglied trifft Sekten-Jünger. Unseretwegen hätten sie mal besser so bleiben sollen, wie sie waren – typisch schwedisch, Indie und einfach cool.

Auf der Zitadelle jagt ein Highlight das nächste. Es stehen an: die Konzerte von The National, heute am 5. Juni, den Arctic Monkeys am 7. Juni, Billy Idol am 17. Juni,  Lana del Rey am 20. Juni, Limp Bizkit am 25. Juni, Sportfreunde Stiller am 15. August, Paul van Dyk & Co. am 16. August und noch einige mehr.

Infos zum Citadel Music Festival findest du hier.

 

„Positiv gesehen: Ich war beim nächsten Schritt von Gustafs und Björns Weiterentwicklung live dabei. Negativ gesehen: Ich will gar nicht wissen, wo deren Reise ab sofort sonst noch so hingeht.“

Foto Galerie

Freilichtbühne an der Zitadelle Spandau, Am Juliusturm 64, 13599 Berlin

Freilichtbuehne Zitadelle

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