Die gute Nachricht vorweg: Inga Steinmetz hat tatsächlich geheiratet. Ob die Hochzeitspläne in Schneeballen – Verliebt in Japan zu einem Happyend führen, verraten wir allerdings nicht. Neben diesem Spannungsbogen bietet der teilweise autobiografische Comic auch Einblicke in die Hochzeitsindustrie, die Erwartungen, die Enttäuschungen und das Leben in Japan. Mit diesem zweiten Band geht Schneeballen in Serie und das ist großartig. Die süße Zeichnerin aus Schneeballens Fall hat nämlich nicht nur die Manga-Szene begeistert, sondern auch Normalos wie uns als Fans gewonnen. Wie der Erstling ist Schneeballen – Verliebt in Japan gespickt mit Erlebnissen aus dem wahren Leben. Und: Eine Hommage an die Liebe.
Begonnen hat Ingas Karriere klischeemäßig. Statt wie andere Kinder mal einen Baum oder ein Auto zu kritzeln, hat die Berlinerin – kaum dass sie einen Stift halten konnte – Bildergeschichten gezeichnet. Als Teenager war sie dann fasziniert von japanischen Zeichentrickserien wie Captain Future, Mila Superstar und vor allem Sailor Moon. Sie übernahm den Manga-Stil für ihre Geschichten und wurde spätestens durch ihre Arbeiten für den Verlag Tokyopop bekannt. Weil sie nie in Japan war, dem Ursprungsland dieser besonderen Comics, erhielt sie sogar mal den Titel Karl May der Manga-Szene – für Inga ein Kompliment, mag sie die Storys des sächsischen Autors, der trotz vieler Cowboy-und-Indianer-Romane nie Amerika bereiste.
Heute ist Inga Steinmetz eine der erfolgreichsten Manga-Zeichnerinnen Deutschlands. Ja, sie ist sogar mit gerade 34 Jahren und zwanzig Jahren Berufserfahrung die Dienstälteste. Und 2015 war sie auch endlich in Japan. Dabei war das Land für sie als Vielreiserin im Auftrag des Goethe Instituts nicht einmal ein Sehnsuchtsort. Sie hatte schon Südkorea erlebt, Workshops in Indonesien, Malaysia, Südafrika und Schweden gegeben… aber dennoch: „Es war supertoll!“ gesteht Inga und lacht. „Ich bin aber noch immer kein Japan-Freak, eher omni-kulturell interessiert. Ich mag französische Mode, koreanische Kosmetik und japanische Hausmannskost.„
Ihr Aufenthalt in Südkorea 2013 war es übrigens, der die Schneeballen-Idee ins Rollen brachte. „Ich stand unter enormen Druck, als ich das zweimonatige Stipendium am Komakon antrat“, erzählt Inga. Es tat gut, die dortige Comicszene besser kennenzulernen, deren Storys ohne krasse Mangazeichnungen ans Herz gehen: „Früher dachte ich, dass ich nur mit den allerbesten Zeichnungen meine Leser erreiche. Nun weiß ich, dass selbst Strichmännchen genügen, wenn die Geschichte gut und ehrlich erzählt wird.“ Schneeballen war der gelungene Versuch, aus dem eigenen Leben in Berlin und auf Reisen zu berichten und farbig zu arbeiten, ohne die (heile) Manga-Welt zu verlassen. „Schneeballen hat mir gezeigt, dass ich mich immer weiter entwickeln und noch ganz andere Sachen ausprobieren kann, ohne zwangsläufig daran zu scheitern“, Inga lacht. Es klingt erleichtert. Und keine Sorge: Den Manga-Stil wird Inga nie aufgeben: „Weil ich das Storytelling nach wie vor mag, aber ich werde mich nicht mehr so an die Optik binden lassen.“ Wir freuen uns in jedem Fall auf mehr.
Schneeballen – Verliebt in Japan