Raus aus Schöneberg

Maria Ehrich: Als Angsthase um die Welt

Maria Ehrich in einem Frauen-Dorf in Afrika.
Sambura Frauen checken die Fotos, die Maria von ihnen gemacht hat.
Liebe, Erfolg, ein schönes Leben: Was ist, wenn man alles hat, und trotzdem unzufrieden ist? Dann zieht man los und macht sich auf die Suche nach mehr – wie Ku’damm-59-Star Maria Ehrich.

Aufregende Dreharbeiten, glanzvolle Filmpremieren, TV-Erfolge und populäre Preisverleihungen gehörten zu Maria Ehrichs Schauspieler-Leben. Trotzdem verspürte die Wahlberlinerin Unzufriedenheit. Sie kämpfte mit Meditationen, Sport, Büchern, Yoga und Mandala-Malen dagegen an, doch das Gefühl blieb. Als ihr Freund, Sportjournalist Manuel Vering, von einer langen Reise träumt, weiß Maria plötzlich, dass sie genau das will: raus. Wegfahren. Mindestens drei Monate. Eher länger. Einfach mal den Rahmen sprengen und aus allen Zwängen fliehen.

Reportagen statt Blockbuster

Kaum ist der Entschluss gefasst, statt Filme lieber mit ihrem Freund gemeinsam Reportagen auf der ganzen Welt zu drehen, kommen Was-ist-wenn-Fragen, Zweifel und Ängste. Aber Ängste sind Maria nicht neu. „Ich hatte sie alle – merkwürdige, zum Teil abstruse und vor allem nervige Alltagsängste“, beschreibt Maria Ehrich in ihrem Buch Leaving The Frame ihr Leben vor der Reise. Es war höchste Zeit, diesen unsinnigen Gefühlen wie der Angst davor, allein gelassen zu werden, Angst vor fremder Rotze im Schwimmbadwasser, Angst vor Disharmonien und zahlreichen anderen schrägen Beklemmungen, einen Jetzt-erst-recht-Gedanken entgegenzustellen. Dass sie ihre Schwächen jetzt so öffentlich preisgibt, spricht jedenfalls für den neuen Mut, den sie durch die Reise gewonnen hat.

 

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Ein Beitrag geteilt von Maria Ehrich (@ehrlichmaria) am Aug 1, 2018 um 11:09 PDT

So ehrlich wie Maria das Buch beginnt, bleibt sie auch auf den folgenden Seiten. Ihr Scheitern als Journalistin an den monetären Interessen afrikanischer Frauen in einem Selbsthilfe-Dorf oder ihre Naivität, als moderner Mensch hautfarbene Barrieren überwinden zu wollen und dabei mit ihrer Aufdringlichkeit den Einheimischen vor den Kopf zu stoßen, beschreibt sie offen – ohne Angst vor Blamage, die sie vor der Reise übrigens ebenfalls quälte. Ihr geht es nicht um Image oder Coolness: Leaving the Frame ähnelt mehr einem Tagebuch als einer Reisereportage. Maria und ihr Freund Manu lassen uns an ihren Erfahrungen teilhaben. Ungeschönt. Pur. Beeindruckend.

Probleme lassen sich lösen

Für Maria ist das Leben nach der Reise befreiter. Ihre Liebe scheint gestärkt und auch im Job findet sie wieder Anschluss und wird bald Ku’damm 63 drehen. Und du kannst auf jeden Fall mit dieser Weltreise ohne Drehbuch, wie der Untertitel des Buchs lautet, ein paar Stunden deinen eigenen Alltag vergessen. Tiere, Menschen, Natur, andere Städte und fremde Länder: Abwechslungsreicher kann eine Auszeit kaum sein. Und selbst wenn Maria Probleme beschreibt, die sich hin und wieder vor ihr auftürmten – zum Beispiel bei der Einreise in die USA oder als sie plötzlich im Rotlichtviertel im mexikanischen Tijuana standen – kannst du dich bequem zurücklehnen und denken: Was wäre, wenn ich selbst einfach mal losfahren würde…

Leaving the Frame: Eine Weltreise ohne Drehbuch von Maria Ehrich ist im Ullstein Verlag erschienen und für 14,99 Euro im Handel erhältlich.

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