In Marienfelde wird geflattert, gepflegt und gelernt

Ein Tagpfauenauge frisst an einem Stück Orange
Tagpfauenaugen stehen auf Orangen und davon gibt es im neuen Schmetterlingshaus mehr als genug.
Es herrscht ein außergewöhnliches Feeling in der Naturschutzstation Marienfelde. Hier, weit entfernt vom Stadtgetümmel, kann man die Natur noch hautnah erleben. Dazu kommt jetzt mit dem Schmetterlingshaus eine ganz besondere Attraktion.

Vor wenigen Wochen wurde im Süden Berlins das erste Schmetterlingshaus der Stadt eröffnet. Hier gibt es für Klein und Groß farbenfrohe Vielfalt zu bestaunen. Allerdings geht es nicht etwa um das Halten und Präsentieren exotischer Arten, sondern um die Falter vor unserer Tür. Ziel ist es, für heimische Arten wie Landkärtchen, Admiral oder den Kohlweißling zu begeistern. In diesem Sinne ist das Haus auch nur saisonal geöffnet und voraussichtlich im September werden dann alle Schmetterlinge wieder in die freie Natur gelassen.

Wer vorbeikommt, kann mit den eleganten Faltern einzigartige und unmittelbare Erfahrungen machen. Denn es gehört zum Konzept des Hauses, dass Schmetterlinge selbst freigelassen werden können. Auch können die Kids hier beispielsweise ein Tagpfauenauge mit einem Stück Orange anlocken und von nächster Nähe bestaunen. Immer wieder gibt es zudem sehr seltene Arten wie zum Beispiel den Malvendickkopffalter zu sehen, die allerdings bald wieder freigelassen werden, nachdem ihr Vorhandensein dokumentiert wurde.

grün-schwarze Raupe eines Tagpfauenauges frisst an den Blättern einer Brennnessel

"Die kleine Raupe Nimmersatt" – viele Falterraupen (hier Tagpfauenauge) brauchen Brennnesseln als Fresspflanzen.

Von der Müllhalde zum Grünen Klassenzimmer

Die Naturschutzstation besteht aber längst nicht nur aus dem Schmetterlingshaus – dieses ist nur die neueste Attraktion. Seit über zehn Jahren schon baut Naturranger Björn Lindner hier die Lehrstation zusammen mit dem angrenzenden Naturschutzpark auf. Zum Großteil auf dem Gelände einer ehemaligen Mülldeponie. Mittlerweile umfassen das Areal von Park und Station zusammen über 120 Hektar Grünland, die bis auf wenige besondere Schutzzonen komplett zugänglich sind. Der Ranger arbeitet dabei nach einem grundlegenden Prinzip der Ökologie: Die Artenvielfalt ist abhängig von der Lebensraumvielfalt. Deshalb gibt es sowohl alte Parkanlagen und Gebäude wie auch Gewässer, Wald oder brachliegende Felder zu entdecken und zu erleben – durchzogen vom Naturlehrpfad als roten Faden.

Auch das Ziel der Naturschutzstation definiert Lindner neben der direkten Pflege, Erhaltung und Dokumentierung heimischer Arten vor allem die Wissensvermittlung. Es gehe darum, regional das Bewusstsein für die Artenvielfalt vor der eigenen Haustür zu schaffen und zu stärken. Dazu sind die geschaffenen Möglichkeiten in der Naturschutzstation inzwischen vielfältig. Neben dem Schmetterlingshaus sind hier bereits auch ein Bienenlehrstand, der in Zusammenarbeit mit dem Imkerverein Lichtenrade betrieben wird, oder eigene Gartenbeete für Gemüse wie beispielsweise Kartoffeln entstanden. Da wird learning by doing insbesondere für die jungen Besucher großgeschrieben.

Zentraler Fixpunkt der Anlage bleiben jedoch die Grünen Klassenzimmer, die Lindner mit als erstes einrichtete und die noch immer seine ursprüngliche Idee widerspiegeln. In seinem Konzept ist das spielerische Lernen insbesondere für die Kita- und Schulgruppen von enormer Bedeutung. Auch dafür ist Auswahl und Variabilität geboten. In einem Zimmer gibt es beispielsweise Schreibtische und einen Internetanschluss, in einem anderen sind hören und riechen gefragt.

Ein Gang mit dem Schild "Willkommen im Grünen Klaassenzimmer"

Durch diesen Gang geht es in die grünen Klassenzimmer der Naturschutzstation Marienfelde.

Der Weg ist das Ziel

Das Schmetterlingshaus ist nun ein weiteres Puzzlestück für Lindners selbstgestellten Auftrag Natur- und Landschaftspflege mit pädagogischer Arbeit zu verbinden. Die Mitarbeiter, von denen nur wenige hauptberuflich in der Naturschutzstation angestellt sind, haben alles größtenteils in Eigenarbeit aufgebaut. Lindner legt dabei großen Wert darauf, dass das alles nicht ohne die enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Behörden bzw. Sponsoren und insbesondere die Projektfinanzierung durch die Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung möglich gewesen wäre.

Die Arbeit in Naturschutzstation und -park bleibt jedoch sowohl hinsichtlich der Naturpflege als auch was den Bildungsauftrag angeht eine täglich neue Aufgabe. Gerade deshalb ist die Freude über jeden, der Interesse zeigt und vorbeikommt, groß. Erst recht mit dem neuen Schmetterlingshaus gibt es hier immer etwas zu entdecken, zu erleben und zu lernen. Und ganz nebenbei kannst du bei der idyllischen Ruhe im Naturschutzpark auch super ausspannen.

 

Aktuell kann es montags von Kita-Gruppen (ohne Anmeldung!), und Dienstag bis Freitag von Schulklassen oder sonstigen Gruppen (mit Anmeldung!) jeweils von 9 bis 17 Uhr besucht werden. Am Wochenende ist jedermann herzlich eingeladen vorbeizuschauen: Samstags von 10 bis 18 Uhr und sonn- bzw. feiertags von 12 bis 16 Uhr.Der Eintritt ist kostenfrei, um Spenden wird jedoch gebeten.

Naturschutzstation Marienfelde, Diedersdorfer Weg 3-5, 12277 Berlin

Telefon 030 757 747 66

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April bis Oktober:
Montag Schmetterlingstag für Kitagruppen (ohne Anmeldung)
Dienstag bis Freitag für Schulklassen und sonstige Gruppen von 9:00 bis 17:00 Uhr (mit Anmeldung)
Samstag von 10:00 bis 18:00 Uhr
Sonn- und Feiertag von 12:00 bis 16:00 Uhr

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