Martin Lindner ist ein vielbeschäftigter Mann. Der 48-jährige FDP-Politiker ist nicht nur stellvertretender Vorsitzender seiner Fraktion im Bundestag, sondern dort auch Obmann des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie und zusätzlich Chef der Landespartei. Zu Themen aus Bund und Land äußert er sich gerne direkt und offensiv – im Parlament wie in Talkshows.
Bei einem der meistdiskutierten Problemfelder Berlins, dem Mangel an bezahlbaren Wohnungen in der Innenstadt, setzt Lindner auf ein klassisches FDP-Rezept: mehr Marktwirtschaft statt mehr Regulierung. „Eine Mietpreisbegrenzung führt dazu, dass noch weniger seriöse Bauvorhaben realisiert werden“, befürchtet der Politiker. In Deutschland sei das Bauen aufgrund zahlreicher Anforderungen und Auflagen ohnehin relativ teuer. Lindner empfiehlt daher, über eine Lockerung mancher Vorschriften – etwa zur Bauhöhe – nachzudenken.
Überhaupt sieht der FDP-Landesvorsitzende die Problematik in Berlin weniger dramatisch, als sie gemacht wird. „Es gibt so viele Flächen, so viele Möglichkeiten, auch noch im innerstädtischen Bereich“, findet er. Lindner denkt dabei etwa an den ehemaligen Flughafen Tempelhof, den er teilweise zur Bebauung freigeben würde.
Umzug als Alternative
Die Verschiebungen bei den Mietpreisen innerhalb der Stadt hält er für normal, solange das Gesamtniveau akzeptabel bleibt – und sieht daher keinen Handlungsbedarf: „In dieser Stadt gibt es nach wie vor Wohnungen zu vertretbaren Konditionen.“ Wer sich eine bestimmte Gegend nicht mehr leisten könne, müsse einen Umzug in Erwägung ziehen: „Es gibt keinen Anspruch, in einer bestimmten Straße, in einem bestimmten Haus für den Rest seines Lebens zu wohnen.“ Nur wenn sich das Preisniveau in der Hauptstadt allgemein Münchener Verhältnissen annähern sollte, hält Lindner ein kommunales Wohngeld für gerechtfertigt. Dieses würde dem einzelnen Bürger direkt zugutekommen und nicht in den sozialen Wohnungsbau fließen.
Bei großen Bauprojekten – in Berlin wie anderswo – plädiert der Politiker für eine grundlegend neue Herangehensweise. Vorhaben mit staatlicher oder kommunaler Beteiligung würden meistens viel zu billig angesetzt, um die öffentliche Meinung nicht gegen sich aufzubringen. Dies habe zur Folge, dass die günstigsten Anbieter das Rennen bei der Auftragsvergabe machten und es oft an der nötigen Erfahrung mangele. Beim Flughafen BER vermisst Lindner einen Generalunternehmer. Klaus Wowereit habe als Aufsichtsrat „völlig versagt“ und sei „ein Bürgermeister, der keinen Drive mehr hat.“
Junges und bürgerliches Dahlem
Martin Lindner stammt aus dem wohlhabenden Münchener Vorort Grünwald und hat sich auch in Berlin ein schönes Fleckchen ausgesucht. Seit 1999 wohnt der Jurist mit seiner Familie in Dahlem. Seinen Stadtteil charakterisiert er folgendermaßen: „Dahlem ist bürgerlich, intakt; durch die Universität und die Familien, die da wohnen, auch jung.“ Das Einzige, was er gerne ändern würde, sind unnötige Vorschriften, nicht nur in Dahlem: „Ich freue mich immer über jedes Schild, das nicht aufgestellt wird.“
Lindner geht in seinem Kiez gerne mit Hund joggen. Der Dreipfuhlpark, die Krumme Lanke und der Schwarze Grund gehören zu seinen Lieblingszielen. Nach dem Sport darf auch der Genuss nicht zu kurz kommen. Zu Lindners bevorzugten gastronomischen Adressen gehört das La Favorita. „Ein guter Italiener mit gehobener Küche, Professoren aus der Uni, die Gäste mitbringen, Anwohnern aus der Gegend, frischem Fisch, einem netten Wirt“, erzählt Lindner. Für einen Schluck Wein empfielt er Hardy’s Gute Stube in Schmargendorf – und auch für den Sommer hat er einen Tipp: „Der Alte Krug hat einen netten Biergarten.“
Wenn der Politik-Alltag am Wochenende einmal ruht, unternimmt Lindner gerne etwas mit seiner Familie. Häufig zieht es ihn dann ins Zentrum, die Stadtnähe Dahlems empfindet er dabei als Vorteil. Mögliche Ziele beim Familienausflug sind die Märchenhütte im Monbijoupark oder das Neue Museum. Abends greift der Politiker gerne mal zum Kochlöffel. Zu seinen Vorlieben gehören „klassische, gut gemachte Gerichte“ wie Rindsrouladen, Gulasch, Hirschbraten oder Schmorgerichte mit guter Soße. Die Zutaten findet Martin Lindner beispielsweise in der Domäne Dahlem: „Im Sommer kann man dort am Samstag ganz nett einkaufen. Wie sichs für nen FDP’ler gehört: leckere Ökosachen.“
Lesen Sie demnächst in unserer Reihe „Berliner Persönlichkeiten zeigen ihren Kiez“: Udo Walz.
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