Vor 50 Jahren besuchte Martin Luther King die geteilte Stadt Berlin. 1964 warteten rund 3000 Menschen vor dem Portal der Marienkirche am Alexanderplatz, um den Prediger reden zu hören. Seit 2013 arbeiten Schülerinnen und Schüler des Rosa-Luxemburg Gymnasiums Pankow und der Ernst-Reuter-Gesamtschule Wedding am schulübergreifenden Projekt „King-Code“. In der Wanderausstellung zeichnen sie die Folgen des Besuchs Martin Luther Kings in Ost-Berlin nach.
„King ist ein Vorbild für uns“
Je eine Gruppe hat eine Stelltafel bearbeitet, erklärt eine Schülerin, dafür hätten sie ein Jahr lang zur schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA und zu Berlin in den 60er Jahren recherchiert und die Ergebnisse in Bezug zu heute gestellt. „Nachdem ich mich mit Martin Luther King beschäftigt habe, interessiere ich mich für Bildungspolitik, weil ich denke, dass es in Deutschland in dem Bereich ungerecht zugeht“, sagt Esther Mutumba Carreira Mpuenika aus Wedding. Die Schülerin aus der Ernst-Reuter-Gesamtschule möchte jetzt unbedingt Politikwissenschaften studieren. „Er ist ein Vorbild für uns geworden“, sagt die Weddingerin.
Im Martin Luther King Zentrum in Thüringen haben die Schüler den ehemaligen Jockey Michael Meyer getroffen, der ihnen von seiner Begegnung mit King erzählt hat. Michael Meyer, der bei seiner Flucht über die Berliner Mauer angeschossen wurde, lag im Krankenhaus, wo ihn Martin Luther King besuchte. Das Gespräch mit Meyer hat die Schüler nachhaltig beeindruckt: “Wenn man ein Buch über Martin Luther King liest, ist das eine Sache, Zeitzeugen wie Herrn Meyer zu treffen, ist eine andere“, erklärt eine Schülerin.
Explosives Treffen
Was die durchmischte Schülerschaft aus Wedding als besonders schlimm empfand, ist die Tatsache, dass die Rosa-Luxemburg Schule nur einen schwarzen Schüler hat. Der Bürgermeister wendet ein, dass dies damit zu tun habe, dass in Pankow nicht viele Migranten leben. Die Schüler jedoch meinen, dass sie aufgrund ihrer fremd klingenden Namen in anderen Bezirken nicht angenommen würden. Dann berichten die Schüler aus Wedding auch noch vom N-Wort in ihren Schulbüchern. Eine Pankower Schülerin wirft ein, dass auch sie das Gefühl hätten, in Wedding unerwünscht zu sein und dass nicht alle Pankower Rassisten seien.
Der Bürgermeister bezeichnet es als Skandal, dass in Schulbüchern aus dem Jahr 2013 noch das N-Wort stehe und nennt die Debatte, die immer emotionaler wird, eine „Diskussion auf hohem Niveau“. Zwei unterschiedliche Lebensrealitäten treffen aufeinander und da müsse man solche Gespräche aushalten, um das elitäre Gymnasiasten-Denken aufzubrechen, sagt der Initiator des Projekts Daniel Schmöcker aus der Pankower Schule.
Die Ausstellung, die immer weiter entwickelt wird, spiegelt hoffentlich bald noch mehr vom Arbeitsprozess der Schüler wider. Noch ist sie sehr textlastig und verrät wenig Persönliches von dem, der hinter dieser Schau steckt.
Die Ausstellung im Rathaus Mitte (Moabit) ist bis zum 31. Oktober 2014 zu sehen. Zum Martin-Luther- King-Day am 19. Januar 2015 planen die Schüler außerdem einen Audioguide, der einen durch Orte, die Martin Luther King in Berlin besucht hat, führt.
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