Wer weiß schon, dass zwei der fünf führenden, deutschen Marzipan-Hersteller aus Neukölln stammen? Wohl kaum jemand, der nicht selbst in der Back- und Food-Branche arbeitet. Seit 157 Jahren produziert die Firma Moll feinste Marzipanrohmasse, nur wenige hundert Meter stellt die Firma Lemke seit 1902 die süße Masse aus Mandeln ebenfalls her. Doch die Mindest-Einkaufsmenge bei diesen Firmen beträgt 12,5 Kilogramm, das macht den Einkauf für einzelne Schleckermäuler schwer. Das will Hamid Djadda jetzt ändern: Der 60 Jahre alte Unternehmer lebt seit fünf Jahren in Berlin, leitet unter anderem die Blechschild-Manufaktur und vertreibt persische Delikatessen. Jetzt hat Hamid die Marzipan-Marke Ohde gegründet. Der Name ist eine Ode an Neukölln, 51 Prozent des Gewinns fließen an Bildungsprojekte im Bezirk zurück.
Denn die Sache mit dem Marzipan soll vor allem eines sein: ein soziales Projekt, das Neuköllner Marzipan als Marke nach außen trägt. Es soll die Marzipanproduktion im Bezirk bekannt machen und das Lübecker Marzipan aus den Berliner Souvenirecken am Flughafen verdrängen. Mit dem Gewinn sollen die Manager bezahlt und die Kepler-Oberschule im Bezirk unterstützt werden – etwa mit zusätzlichen Sprachförderprojekten. Während eines Unternehmertreffens erfuhr Hamid Djadda in der Rede von Neuköllns Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), dass etwa 15 Prozent der Neuköllner Schüler ohne Abschluss abgehen. Das wollte er ändern. „Es liegt ja nicht daran, dass die Schüler in Neukölln dümmer sind als in Zehlendorf“, sagt Hamid. „Sie wachsen nur häufig unter schwierigeren Umständen auf.“ Die Stiftung zur Förderung der Kepler-Schule muss noch gegründet werden. Hamid selbst wird mit dem Marzipan symbolische 2 Euro pro Jahr verdienen.
Die kleinen Marzipanwürfel soll es in mindestens 30 verschiedenen Geschmacksrichtungen geben. Sie sind mit Hilfe der preisgekrönten Berliner Pâtissières und Chocolatières Sabine Dubenkropp und Karina Appeldorn entstanden. Da sind Würfel mit 62 Prozent Marzipanrohmasse, andere mit Pistazien, Orange oder Kirsche. Verziert mit der persischen Berberin-Pflanze, Rosenblüten oder anderen edlen Genussmitteln. Dazu gibt es auch noch ein paar mit Schokolade überzogene Fruchtwürfel ohne Marzipan. Der Rixdorfer Glückswürfel wird einzeln in orange verpackt und für 1 Euro an Kassen im Einzelhandel verkauft. Dieser Euro soll komplett in die Stiftung fließen, bislang haben sich Media Markt und Saturn für den Verkauf der Rixdorfer Glückswürfel gemeldet.
Ab dem 10. November startet der Verkauf von Ohde Marzipan aus Neukölln – online und im ersten Flagshipstore an der Uhlandstraße 180. Mit 4,80 Euro für eine 4er-Packung sind die kleinen Würfel dann doch etwas hochpreisiger, daher der erste Standort am Kudamm. Langfristig will Hamid Djadda jedoch noch einen Flagshipstore mit gläserner Marzipanmanufaktur im Bezirk eröffnen, die passenden Räume dafür muss er noch finden. Irgendwann dann, so seine Idee, wird Ohde Marzipan das typische Souvenir, das Touristen aus Berlin mitbringen.