Keine deutsche Stadt war seit der Wende einem derart sichtbaren Wandel unterworfen wie Berlin – eine Binsenweisheit. Der Wandel ist hier Programm: In schneller Reihenfolge eröffnen und schließen Geschäfte, Restaurants, Clubs; nur mit Großprojekten geht es etwas langsamer voran. Grund genug, den Blick einmal nicht in die 30er oder 60er Jahre schweifen zu lassen, sondern einfach nur rund 15 Jahre zurück. Genau das hat der seit 1991 in der Hauptstadt lebende Schriftsteller David Wagner getan, dessen jüngster Bestseller-Roman „Leben“ mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde.
Gestern und heute in einem Kapitel
Wer „Mauer Park“, das Update anno 2013, unbedarft von vorne beginnt, braucht vielleicht ein paar Seiten, um die Systematik zu verstehen. Erst am Schluss des Buchs klärt Wagner auf, dass fast jedes Kapitel mit dem alten, bereits erschienenen Text von der Jahrtausendwende beginnt; dann folgt nach einem kleinen Foto und einem simplen Strich die ‚Aktualisierung‘. Viele der neuen Texte haben eher ergänzenden Charakter, fügen den ursprünglichen Beobachtungen lediglich eine Anekdote aus den seither vergangenen 15 Jahren hinzu. Das hat zur Folge, dass „Mauer Park“ nur denen uneingeschränkt zu empfehlen ist, die „In Berlin“ nicht gelesen haben.
„Mauer Park“ von David Wagner ist im Verbrecher Verlag (ca. 14 Euro) erschienen.