Umbau im Park

Ein Tunnel für den Mauerpark

Der Mauerpark wird umgegraben – geht dadurch noch ein Stück des alten Flairs verloren?
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Bunt, voll und musikalisch geht es den ganzen Sommer im Mauerpark zu und besonders der große Flohmarkt zieht Menschen aus aller Welt an. Seit einigen Monaten stört nun eine Baustelle das Antlitz des Parks – aber was passiert da gerade eigentlich?

Die alten Steinstufen, der Mauersegler mit langer Tradition, das Amphitheater: Das alles gehört für uns zum Mauerpark dazu. Viel hat er im Laufe seiner Geschichte durchgemacht – vom Exerzierplatz über Güterbahnhof, bis hin zum Sportpark und schließlich zum Grenzgebiet der Berliner Mauer. Nach und nach jedoch wurde er immer grüner und zu einem öffentlichen Hotspot. Ob der Park so bleibt wie er ist, steht aber wieder in den Sternen, denn neue Projekte rücken an.

Viel Veränderung

Heute, nachdem alte Wachtürme eingerissen, der frühere Güterbahnhof umgebaut und der Park viele Male erweitert und verändert wurde, ist er von Musikgruppen, Künstlern und Künstlerinnen, Sportfans und grillenden Familien bevölkert, die besonders im Sommer die entspannte Atmosphäre genießen. Seit einigen Jahren verschlägt es auch immer mehr Touristengruppen hierher, was das Park-Flair um einiges verändert hat – internationaler ist es hier geworden. Auch auf dem Flohmarkt ist dies zu spüren, gehört er doch fest zum Mauerpark dazu und ist sogar ein großer Touristenmagnet.

Der Trödelmarkt von früher ist der Flohmarkt schon lange nicht mehr. Immer noch ein klasse Ort zum Second-Hand-Shoppen, gibt es dazwischen immer mehr neue (und teure) Labels, die ihre Kollektionen vorstellen, und neuartige Streetfood-Wägen mit Süßkartoffelpommes, Koreanischen Burgern und teurem Chai Latte. Gegenüber des Kultlokals Mauersegler hat sich in den letzten zwei Jahren auch noch ein zusätzlicher Händlerstandort auf dem Schotterplatz entwickelt. Doch die Zukunft des Flohmarkts ist nicht mehr sicher, wenn das nächste Großprojekt beginnt.

Jetzt auch noch ein Tunnel

Irgendwie folgt der ganze Park den neuen Prenzlberger Standards, die nach immer mehr Moderne, Familienfreundlichkeit und Nachhaltigkeit verlangen. Das neueste Park-Projekt ist jetzt ein Tunnel unter der Pflastersteinstraße, die durch den Park führt. Die Berliner Wasserbetriebe investieren knapp 20 Millionen Euro für den Bau eines Mischwasser-Sammelkanals, der Abwässer aus dem Park in die städtische Kanalisation umleiten soll, um Panke und Spree vor Verschmutzungen zu schützen. Klingt eigentlich nach einem sinnvollen Unternehmen, oder? Schade nur, dass dafür schon Bäume gefällt werden mussten und der Parkeingang Schwedter Straße dicht ist.

Angefangen hat es mit den schönen alten Steinstufen, die von der Eberswalder Straße in den Park führen – Die gibt es nicht mehr. Stattdessen laufen Besucher und Besucherinnen Asphaltrampen empor. Ein notwendiger Schritt, da niemand mehr durch den Haupteingang kommt. Ab März wird es dann laut an der Eberswalder Straße, wenn die großen Bohrer anrücken und den Tunnel graben. Zwei Jahre wird das Ganze dauern, kein Wunder dass viele Anwohner und Anwohnerinnen auch nach zahlreichen Bürgerbeteiligungen und Abstimmungen immer noch unzufrieden sind. Für viele ist der Mauerpark schließlich ein „Heiligtum“, und auch die Féte de la musique muss hier die nächsten zwei Jahre aussetzen.

Trotz Bauzaun bleibt ein wenig Farbe erhalten: Der ist nämlich bunt gestaltet. ©QIEZ

Vielleicht um wenigstens einen kleinen Teil der Einschränkungen wieder auszugleichen, legt sich Berlin diesmal besonders ins Zeug, damit der schöne grüne Ort nicht vorübergehend vollständig verunstaltet wird. Eine Agentur hat die Baustelle gestaltet, damit sie nicht wie sonst trostlos und kahl bleibt: Mit Graffiti, Fotos und Comics. Und durch ein paar Gucklöcher lässt sich ein Blick auf den Fortschritt erhaschen – „Das wird eine Attraktion“ sagt Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe. Ein Bauzaun, der sogar von Kindern und Erwachsenen bemalt werden kann? Berlin denkt sich eben doch immer etwas Neues aus.

Foto Galerie

Flohmarkt am Mauerpark, Bernauer Straße 63, 13355 Berlin

Telefon 030 2977 2486

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Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr
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