Der Schreck und die darauffolgende Entrüstung waren groß: Das bekannte und geliebte Sonntags-Karaoke im Mauerpark schien in Gefahr zu sein. Aufgrund einer umfangreichen Baustelle der Berliner Wasserbetriebe im vergangenen Jahr fürchtete das Bezirksamt Pankow um die Sicherheit der Parkbesucher*innen. Denn Teil der Baustelle sind Baugruben und offene Schächte für eine Kanalbelüftung. Doch die von Stadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) benannten „Gefahrenstellen“ waren laut der Berliner Wasserbetriebe ausreichend gesichert. Dementsprechend distanzierten sie sich von den Vorwürfen, sie wären an der Misere schuld. „Wir sichern die Schächte mit Bauzäunen“, sagte Sprecher Stephan Natz gegenüber der Berliner Zeitung. Das eigentliche Problem schienen eher die Beschwerden der Anwohner*innen zu sein, die die wöchentliche Lärmbelästigung kritisierten.
Test von Lärmschutzwänden
Wie der rbb berichtet, möchte die Pankower Bezirksverwaltung deshalb im Mai 2020 eine Lärmschutzwand testen, die Anwohner*innen vor lauter Musik bewahren soll. Die für die Testphase vorgesehene „Acoustic Shell“ soll innerhalb des Musikbereichs entlang der Schwedter Straße aufgestellt werden. Zunächst soll der Schallschutz vorwiegend an Sonntagen zum Einsatz kommen. Sollte sich der Prototyp bewähren, werden weitere Exemplare folgen. Der Verein sieht dies als Chance, auf die Bedürfnisse aller Nutzergruppen einzugehen und ein konstruktives Miteinander zu fördern: „Die Freunde des Mauerparks e.V. sehen in dem praktischen Ansatz der Acoustic Shells einen Gewinn für Anwohner wie Musiker. Anwohner bekommen mehr Ruhe und die Musiker bessere Akustik beim Musizieren.“
Das Bezirksamt Pankow gab bereits im Mai 2019 einen detaillierten Lage- und Zeitplan heraus, wo und wie ab sofort musiziert werden darf. Die neuen Richtlinien waren eine Reaktion auf den öffentlichen Druck, das wöchentliche Singen nicht zu verbieten. Es darf weiterhin auf Markt- und Grillfläche sowie beim Amphitheater, wo das Karaoke stattfindet, musiziert werden.
Bitte nur nach Osten singen
Allerdings nur, wenn man im Rahmen der festgelegten Zeiten bleibt: Montag bis Donnerstag von 11 bis 19.30 Uhr sowie freitags, am Wochenende und an Feiertagen von 11 bis 20.30 Uhr. Laut Bezirksamt soll aus Rücksicht auf Anwohner*innen „ausschließlich in östliche Richtung hin zum Stadion“ gesungen werden und die Künstler*innen mögen bitte „nicht versuchen, einander zu übertönen und damit die Lautstärke in die Höhe treiben“. Und bitte auch keine „Generatoren“ mitbringen!
Trotz der Regularien sind wir froh, dass eins der beliebtesten Gratis-Events Berlins nicht gänzlich verloren geht und wir uns sonntags weiterhin selbst die Seele aus dem Leib singen oder andere mutige Gesangskünstler*innen dabei anfeuern können. Bleibt zu hoffen, dass die Maßnahme Erfolg zeigt und die langjährige Diskussion um den Geräuschpegel im Mauerpark ein Ende findet.