An der Charité wird heute der bundesweit erste Tarifvertrag unterzeichnet, der einer Klinik verbindliche Personalschlüssel vorschreibt. Damit geht einer der ungewöhnlichsten Tarifkonflikte des Landes zu Ende. Die Universitätsklinik wird nun nach heftigem Streit mit den in Verdi organisierten Beschäftigten mehr Pflegekräfte anstellen: Intern wird von 220 Neuen ausgegangen, bislang arbeiten 4300 Pflegekräfte an der landeseigenen Charité.
Die Gewerkschaft hatte über Jahre nicht zuvorderst mehr Lohn, sondern eine Mindestbesetzung auf den überlasteten Stationen gefordert. Der Charité-Vorstand lehnte das ab, weil der Personalbedarf von der jeweiligen Zahl und dem Zustand der Patienten abhänge – und weil die für die Personalkosten zuständigen Krankenkassen nicht mehr Geld in Aussicht stellten.
Mario Czaja: „Das wird hoffentlich Signalwirkung entfalten“
Der Charité-Vorstand ist in eine Art Vorkasse gegangen, denn die Versicherungen werden nicht mehr Geld für die Patientenbehandlung geben, selbst wenn dort bald mehr Pflegekräfte arbeiten. „Der Abschluss ist ein Novum, bundesweit“, sagte Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU). „Er wird hoffentlich Signalwirkung entfalten. Ein guter Tag nicht nur für die Charité, sondern für die gesamte Krankenhauslandschaft.“
Tatsächlich wird schon in anderen Kliniken mehr Personal gefordert, um Stress, Überstunden und Behandlungsfehler zu vermeiden. Die meisten Häuser gelten als personell knapp besetzt, während die Zahl der Patienten steigt. Von anderen Klinikvorständen ist die Charité deshalb beobachtet worden. Auch in den ebenfalls landeseigenen Berliner Vivantes-Kliniken wünschen sich Schwestern und Pfleger mehr Personal, dort wiederum sitzt Senator Czaja im Aufsichtsrat.