Ein weißer Ritter mit zehn Millionen Euro im Gepäck? Das klang selbst für die gutgläubigen Genossen wie ein Klischee aus einem Schundroman. Und doch ist er gekommen, der rettende Ritter, „einfach so“, sagt Frank Nitzsche, Vorstand der Genossenschaft Möckernkiez, die an der Südostecke des Kreuzberger Gleisdreieckparks Berlins größtes Genossenschaftsprojekt baut. Wobei von Bauen derzeit nicht die Rede sein kann. Seit Ende 2014 stehen vier offene Betonquader auf einer wuchernden Ökowiese und vermitteln das Bild einer Investruine.
Das Kapital der Genossen reichte den Banken nicht
Die künftigen Hausbesitzer mussten sich von einigen Eckpfeilern ihres Gemeinschaftsprojektes verabschieden. Das Grundstück für das Hotel soll in den nächsten Wochen verkauft werden, die weitreichende Mitbestimmung der Genossen wurde gekappt, außerdem ist ein Generalübernehmer unter Vertrag genommen worden, der das Projekt zu Ende bauen soll. Die Einflussmöglichkeiten auf den Bauablauf und die beteiligten Handwerker sind also nur noch gering.
Künftige Mieten erhöhen sich um 11 Prozent
Im August stimmten die Genossen außerdem einer schmerzlichen Erhöhung der künftigen Wohnungsmieten um knapp elf Prozent zu. Bei Mieten zwischen acht und zwölf Euro pro Quadratmeter plus die jeweiligen Geldeinlagen im fünfstelligen Bereich können sich nur noch gut verdienende Mittelständler das Genossenschaftsprojekt leisten. Der Gleisdreieckpark ist allerdings eine innerstädtische Toplage. Die Wohnungen auf der Westseite des Parks kosten bis zu 25 Euro pro Quadratmeter.