Eine Hilfe für Flüchtlinge können nicht nur die Arbeit in der Kleiderkammer, gemeinsame Bastelstunden in der Notunterkunft oder das Sammeln von Spenden sein. Auch gemeinsame Ausflüge stellen für die Neuankömmlinge eine Gelegenheit dar, dem Alltag im Flüchtlingsheim zumindest für ein paar Stunden zu entkommen. Aus diesem Grund freut sich auch die Notunterkunft „College Voltaire“ in Waidmannslust über Freiwillige, die mit einzelnen Bewohnern einen Ausflug in Berlin unternehmen. Eine gute Gelegenheit dafür bieten Tickets für den Zoo, das Aqarium oder den Tierpark, die in der Unterkunft als Spende zur Verfügung stehen.
Wie so ein gemeinsamer Ausflug abläuft, das wollten meine Kollegin Julia und ich einfach mal ausprobieren. Nachdem wir mit der Heimleitung Gruppengröße und Treffpunkt vereinbart hatten, stoßen wir an einem herbstlichen Donnerstagmorgen auf dem S-Bahnhof Waidmannslust zu einer neunköpfigen Gruppe von Flüchtlingen. Mit dabei sind zwei Familien – eine serbische Frau mit drei, sowie ein bosnisches Ehepaar zwei Kindern – plus ein kleiner Junge, dessen Vater heute aufs Amt musste und den die anderen kurzentschlossen mitgebracht haben. Sie alle wirken von Weitem eigentlich mehr wie eine einzige Großfamilie, obwohl man sich erst seit ein paar Wochen kennt. Die Chemie stimmt einfach – unabhängig von allen Widrigkeiten, die die Familien nach Deutschland geführt haben.
„Das ist unser Tag!“
Die Gründe für die Flucht, das, was man daheim zurücklassen musste oder die Schwierigkeit, im neuen Land Fuß zu fassen, sollen heute ohnehin nicht im Vordergrund stehen. Egal ob Vater, pubertierende Tochter oder schüchterner Sohn: Man freut sich, einfach mal rauszukommen. „Das ist unser Tag!“, fasst es eine der Frauen zusammen. Weil die meisten in der Gruppe noch nie in der Berliner Innenstadt waren, wird schon der Weg zum Zoo dank eines landenden Flugzeugs, der Fahrt vorbei am Regierungsviertel oder dem Blick auf den Fernsehturm zu einem Erlebnis. Und so geht es in den kommenden Stunden eigentlich ununterbrochen weiter.
Die Begeisterung im Pinguinhaus, bei den – „Teddybär! Teddybär!“ – Eisbären oder im Menschenaffenhaus ist richtiggehend ansteckend. Ansonsten ist es wie bei allen anderen Familien im Zoo: Wer kann, zückt die Handykamera, die Mütter behalten die trubelige Horde achtsam im Blick und Papa schleppt das Gepäck, das im Eifer des Gefechts schon mal liegenbleibt. Zwischendurch wird mit belegten Brötchen eine Pause eingelegt. Eigentlich ziemlich unspektakulär. Selbst Tränen oder Streit sind bei unserem gemeinsamen Zoobesuch Fehlanzeige. Alle wollen einfach eine gute Zeit haben.
Wer den Flüchtlingen so eine gute Zeit ermöglichen möchte, sollte sich über die Sprachbarriere vorher keine zu großen Sorgen machen. Viele der Kinder sprechen schon jetzt fast fließend Deutsch, auch die Erwachsenen können sich mehr oder weniger verständigen und wenn alle Stricke reißen, dann hilft immer noch Englisch. Nur eine gute Portion Freizeit sollte man mitbringen. Schließlich gibt es im Berliner Zoo und im Aquarium eine Menge zu sehen. Und so schnell soll ein schöner Tag ja nicht zu Ende gehen.