Mit großen Emotionen, zumal im öffentlichen Raum, hat es Werner Gegenbauer nicht so. Sagt jedenfalls Werner Gegenbauer, und zwar am Montagabend um kurz nach halb acht. Der Präsident von Hertha BSC hat in der Halle 18 auf dem Berliner Messegelände gerade den Bericht des Präsidiums vorgelesen, als er – bewusst oder unbewusst – auf einen der zentralen Punkte des Abends hinweist. Auf seine Wahl nämlich, die potenziell dritte nach 2008 und 2012, die zu diesem Zeitpunkt in etwa so vorhersehbar ist wie der Ausgang der DDR-Volkskammerwahlen.
Gegenbauer ist schließlich der einzige Kandidat, und seiner eigenen Aussage folgend zeigt er wirklich kaum Emotionen, obwohl er allen Grund dazu hätte: Drei Stunden nach seiner ersten Wortmeldung ist er zwar nicht einstimmig gewählt worden, aber mit gewaltiger Mehrheit. Von den 1084 Teilnahmeberechtigten erhielt Gegenbauer 911 Ja-Stimmen, 100 stimmten mit nein, 83 enthielten sich. „Wir haben Hertha in den letzten vier Jahren mit dem Aufstieg und drei Jahren Bundesliga wieder in die Spur gebracht“, sagt der alte und neue Präsident, „das wollen wir so fortsetzen“. Mit ihm an der Spitze, ohne große Gegenreden und Wiedersprüche. Auch das war ja nicht immer der Fall.
Verein bleibt bis 2025 im Olympiastadion
So stand Gegenbauers Wiederwahl am Ende eines für Hertha ereignisreichen Tages. Am Morgen hatte der Verein in einer gemeinsam mit der Senatsverwaltung erarbeiteten Mitteilung öffentlich gemacht, dass der 2017 auslaufende Mietvertrag für das Olympiastadion bis 2025 verlängert worden ist. Nach dem Streit über die Höhe der Mietkosten in den letzten Wochen haben die Verhandlungspartner nun also doch zusammengefunden und damit auch alle Pläne und Eventualitäten aus der Welt geschafft, wonach sich die Berliner sogar in Brandenburg niederlassen könnten.
Hertha muss künftig, wie so viele in Berlin, allerdings mehr für sein Zuhause bezahlen: Zuletzt betrug die jährliche Miete drei bis vier Millionen Euro, nun dürfte sie zwischen fünf und sechs Millionen Euro liegen. Wie aus Senatskreisen zu erfahren war, enthält der nächste Vertrag zudem eine Staffelmiete, nach drei bis vier Jahren werde die Miete noch einmal um 500.000 Euro erhöht. „Damit haben wir Klarheit und Planungssicherheit in diesem wichtigen Thema“, sagte Gegenbauer am Abend unter großem Applaus.
Durch den siebten Platz in der Bundesliga-Abschlusstabelle kann Hertha mit 28,15 Millionen Euro rechnen (Vorjahr: 24,36). Zudem fließt wieder Geld aus einem internationalen Wettbewerb in die Vereinskasse. Wie groß – oder eben: wie klein – der entsprechende Betrag sein wird, hängt auch davon ab, ob sich das Team von Trainer Pal Dardai für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert. Schiller geht allerdings fest davon aus, ebenso wie vom Einzug in die dritte Runde des DFB-Pokals und von einem Zuschauerschnitt von 49.950 Besuchern pro Heimspiel.