Wer die Bellboy Bar kennt, deren Konzept aus Tel Aviv importiert wurde, wird nicht glauben, dass man dieses ausgefallene Gastro-Erlebnis noch steigern kann. Doch nun erwartet dich hier am Gendarmenmarkt dank des neuen Gourmetrestaurants Pink Room aber tatsächlich noch größeres Kino. Während die Bar durch ihre kreativen und verblüffenden Cocktails überzeugt, wird in einem versteckten und maximal pompösen Raum nun ab sofort ein extravagantes Menü inszeniert. Der Mix aus Stil, Ideenreichtum und exzentrischer Ästhetik beeindruckt von Anfang an. Empfangen wirst du am Concierge-Tresen von Hostessen, die im Stil der 1920er Jahre gekleidetet sind. Nachdem dir dein Mantel abgenommen wurde, wirst du durch den großen Bar-Raum zu einem purpurroten Aufzug geführt. Alles scheint hier inspiriert von Wes Andersons „Grand Budapest Hotel“.
Dann betrittst du endlich das neue pinke Wunderland der Bellboy-Gruppe, das dich aus dem Staunen nicht mehr herauskommen lässt: Kronleuchter, Plüschkissen, Samtsofas, Kassettendecken, Vasen und ein mit knallgelben Plastikenten gefüllter Brunnen in der Mitte des Raumes. Alle Kuriositäten dieser skurrilen Welt werden wir nicht spoilern, der Überraschungseffekt hat schließlich einen ganz eigenen Zauber, den wir dir nicht verwehren möchten.
Für die aufwendige Kulinarik im Pink Room sorgen Chefkoch Gal Ben Moshe, in Berlin bekannt für sein levantisches Sternerestaurant Prism, und der Sushi-Chef Paris Katsampis, jahrelang europaweit für die Nobu-Gruppe tätig. „Paris‘ Küchenstil ist fein und elegant, während meiner experimenteller und wilder ist“, sagt der geborene Israeli Gal Ben Moshe. „Man könnte meinen, wir hätten ewig an der Entwicklung der Gerichte gesessen“, meint der Grieche Paris Katsampis, „dabei war es ein ganz natürlicher Prozess, Gal und ich ergänzen uns einfach sehr gut.“ Ob levantische Aromen und japanische Gerichte zusammenpassen? Wir finden, dass die beiden unterschiedlichen Küchenstile ebenso gut harmonieren wie die beiden Küchenchefs…
Wir starten mit einem Ceviche aus Hamachi, Kumquat und Kokosnuss-Limetten-Creme, eine Kombination, die spätsommerliche Frische auf die Teller bringt. Der erste Drink unserer alkoholfreien Begleitung hält passend dazu tropische Vibes bereit: Ein mit Feigen und Datteln gesüßter japanischer Grüntee, der gerösteten Reis enthält, wird mit koffeinfreien Coldbrew, Bananenpüree und Zitronensaft in einer abgeflämmten Kokosnuss serviert. Abgefahren! Für die flüssigen Kreationen ist übrigens Bellboy-Barchef Marian Beke zuständig. Du kannst zwischen der klassischen Cocktail-Begleitung (85 Euro), der Sake-Begleitung (65 Euro) und einer alkoholfreien Variante (49 Euro) wählen. Egal, für was du dich entscheidest: Jeder Drink wird hier zum Event.
Weiter geht’s mit einem Klassiker der japanischen Küche, der hier im Pink Room natürlich mit einem levantischen Twist daherkommt: Chawanmushi, ein japanischer Eierstich, wird von Wolfsbarsch, Arak Beurre blanc, Fava-Bohnen und knusprigem Kadaif begleitet. Ein leichter, maritimer Gang, der nach dem äußerst intensivem Ceviche die Geschmacksknospen nicht überbelastet. Unser persönliches Highlight des Abends ist der dritte Gang: Feine Cuts vom Thunfisch, die von einem süßlichen Vanille-Ponzu, gepufften Körnern, Orangen, Sumac und Hain-Ampfer begleitet werden. Der elegant angerichtete Teller, die enorme Fischqualität und die süß-säuerlichen Aromen garantieren die Wow-Effekte.
Hyperästhetisch ist definitiv auch die Sushi-Selektion, die uns im Anschluss gebracht wird: Sanft wabert der Nebel aus einer riesigen Muschel über den Tisch, das Trockeneis sorgt bei diesem Gang für eine extra Portion Theatralik. Hier stellt Paris Katsampis unter Beweis, dass er ein echter Meister des Sushi-Handwerks ist. Die Auswahl wechselt täglich und ist abhängig von der Lieferung. Lass dich also bei deinem Besuch einfach überraschen, welche Nigiri oder Sashimi dir präsentiert werden.
Auch der fünfte Gang setzt nur auf das Beste aus der bunten Unterwasserwelt des Nordpazifiks: Ein perfekt gegrillter „Black Cod“, der durch den Dessertwein Vin Jaune eine angenehme Süße erhält und dank des eingelegten Topinamburs und den Wallnüssen einen leicht herben Beigeschmack hat. Fleischfans kommen mit dem Tataki auf ihre Kosten: Das fein geschnittene Rinderfilet wird von einer Gewürzkruste ummantelt und kommt mit Foie Gras, Kürbis und einer Portwein-Yuzu-Shoyu-Vinaigrette auf die Teller. Das Fleisch ist butterzart und bietet ein gelungenes Grand-Finale der herzhaften Speisen.
Die Dessert-Runde leitet ein dezenter japanischer Tamago-Kuchen ein, der uns mit einem gerösteten Reis-Eis, knusprigen Reis-Puffern und fruchtigem Yuzu das Land der aufgehenden Sonne näherbringt. Den krönenden Abschluss des Menüs liefert ein halbgefrorenes Eisparfait aus Joghurt, Rosen, Pistazienstreuseln und levantinisch-inspirierten Petit Fours. Das Semifreddo wird als asiatischer Glückbringer, dem sogenannten Happy Buddha, in Form gegossen. Die Full Pink Room Experience kostet übrigens 139 Euro pro Person. Wem acht Gänge zu viel sind, wählt das verkürzte Menü-Version für 95 Euro.
An aufwendigen Präsentationen spart die Bellboy-Gruppe bekanntlich nicht. Es blubbert, es raucht, es duftet, es leuchtet und es ist niemals langweilig. Auch im Pink Room geht es um Entertainment, um die Überraschung und darum, besondere Erlebnisse zu schaffen, die einem lange in Erinnerung bleiben. Also wirf dich in Schale – Jeans und T-Shirt sind hier unerwünscht – und begib dich in das aufregende Universum, das Wes Anderson nicht besser hätte erschaffen können!