Gesprühtes und Gemaltes gehört auf Berliner Häuserwänden dazu, ob man’s mag oder nicht. Die Betreiber eines Restaurants in Prenzlauer Berg führen seit Längerem vor, wie man das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden kann: Lange Zeit schmückte ein italienisches Landschaftsidyll die Fassade des „Cenacolo“ in der Sredzkistraße, seit einigen Tagen wird hier Heinrich Zille geehrt.
Die lokalpatriotischen Zeichnungen und Mundart-Texte des Berliner Chronisten, dessen Fotos kürzlich in einem Sammelband neu veröffentlicht wurden, inspirierten ein Künstlerteam des Potsdamer Unternehmens „art-efx“ zu einer Serie von Wandgemälden, die sich auf mehr als 60 Metern wie eine Bildgeschichte lesen lassen: Eine Familie beim Umzug, ein Handwerker bei der Arbeit, spielende Kinder, tratschende Nachbarn, und neben den Figuren Aussprüche wie der eines großen Schwesterchens, das dem Bruder im Kinderwagen den Kleiderzipfel als Taschentuch anbietet: „Na nu pust ma, Keule!“
Zeitlose Berliner Alltagsszenen, die jenen ähneln, die Zille vor 100 Jahren mit dem Pinsel festhielt. „Das passt zu der Gegend„, sagt Marzanna Chelminiak, eine der Inhaberinnen des italienischen Restaurants. Die italienische Landschaft war ein bisschen in die Jahre gekommen, da habe man zusammen mit dem Eigentümer des Hauses und den Künstlern ein neues Motiv gesucht. Zille schien ideal, auch weil viele seiner Bilder Familien mit kleinen Kindern zeigten, von denen man in dieser Gegend unweit des Kollwitzplatzes seit einigen Jahren besonders viele sehe.