Vor rund dreißig Jahren lag Moabit am Rande West-Berlins. Es zählte zum „Norden“ und galt durch die Assoziation mit Industrie, Gefängnis und Armut als einer der unattraktivsten Stadtteile der Hauptstadt. Heute liegt der Kiez wieder im Stadtzentrum, nahe dem Regierungsviertel und beherbergt, neben einem schicken neuen Hauptbahnhof, viel kulturellen Aufschwung.
Während des Rundgangs zeigt der von Vorurteilen gebeutelte Kiez, ganz neue Facetten. Vergeblich sucht man nach Anhaltspunkten, die eine Bezeichnung wie „Arme-Leute-Viertel“ rechtfertigen. Schlagworte wie hohe Kriminalitätsrate oder Armut verbindet man, nach dem Rundgang im Viertel, immer weniger mit Moabit. Stattdessen: Beste Lage, beste Anbindung und wunderschöne Altbauten. „Moabit ist Beste“ . Der Slogan klebt zuhauf an Straßenlaternen. Anscheinend herrscht hier großer Kiezpatriotismus.
Gut bürgerlich und kulturell
Vom Großstadttrubel auf der Turmstraße merkt man in den Seitenstraßen recht wenig. Hier tummeln sich gute gastronomische Adressen, wie das Restaurant „Paris Moskau“ in der Straße Alt-Moabit 141, das Restaurantschiff „Patio“ an der Moabiter Brücke oder kreative Institutionen wie kleine Galerien und Läden für Blumen- und Gartenkunst. Zudem heben sich viele Häuserfassaden vom gestalterischen Einheitsbrei ab. So hat beispielsweise der Künstler Michael Fischer-Art einen Hausabschnitt in der Waldstraße mit Porträts der Bewohner aus vielen Nationen bemalt. Die „Villa Multibunt“ passt nicht nur namenstechnisch in das Stadtbild, sie gilt auch jetzt schon als neues Wahrzeichen von Moabit. Den 16 Mietparteien gefällt die farbenfrohe Gestaltung. Zudem können sie dem Ganzen auch etwas Praktisches abgewinnen. So kann man dem Taxifahrer einfach sagen: „Bitte einmal zum bunten Haus“.
Fazit: Der Stadtteil ist vor allem eins – bunt und kontrastreich. Hier passt nichts mehr in das einstige Bild vom „Schmuddelkiez Moabit“. Neben vielen modern gestalteten Häusern, die Filmproduktionsfirmen und Architekturbüros beherbergen, stehen auch viele zusammengewürfelte Gebäude aus der Gründerzeit, weshalb es an vielen Orten noch so ähnlich aussieht wie vor über hundert Jahren. Hier treffen Akademiker auf Minijobber, Deutsche leben neben Türken und Rentner neben Studenten. Zusammen mit den liebevoll gesetzten Farbtupfern an Häuserfassaden, Garagen, Bänken und Stromkästen ergibt das eine perfekte Moabiter Mischung.