Berlin-Kreuzberg

140.000 Nieten im Technikmuseum

Und so sieht das Ding aus. Seit den 90er Jahren haben die Macher geschraubt. Kosten: knapp 250.000 Euro.
Und so sieht das Ding aus. Seit den 90er Jahren haben die Macher geschraubt. Kosten: knapp 250.000 Euro.
Landwehrkanal - 20 Jahre wurde an einem Modell des Schiffshebewerks Niederfinow gebaut. Jetzt ist es nach 36.000 Arbeitsstunden fertig. Das Vorbild läuft seit 1934.

Jetzt gibt es das Schiffshebewerk Niederfinow doppelt. Im Original – und als Modell im Deutschen Technikmuseum. Und wie das Vorbild ist der Nachbau etwas ganz Besonderes: 20 Jahre haben fünf Modellbauer daran gearbeitet. Fast 140.000 Mini-Nieten, die das Bauwerk tatsächlich zusammenhalten, haben sie eingesetzt. Insgesamt rund 36.000 Arbeitsstunden – ehrenamtlich – stecken in dem Messingmodell im Maßstab 1:50, bei dem sich auf Knopfdruck die Schleusentore öffnen und schließen und der Trog, in dem die Schiffe schwimmen, nach oben und unten schwebt. Nur das Wasser fehlt.

Kosten: 250.000 Euro

Dass es nun von Mittwoch an in der Schifffahrtsabteilung des Technikmuseums zu sehen sein wird, ist nicht selbstverständlich. Der damalige Leiter der Abteilung und heutige Direktor des Museums, Dirk Böndel, war überzeugt: „Das geht nicht“, als ihm der Feinmechaniker Siegfried Rudolph 1993 vorschlug, ein solches Modell zu bauen. Doch Rudolph ließ nicht locker und begann zusammen mit dem Kfz-Mechaniker Wolfgang Lambrecht mit der Arbeit – unterstützt vom Förderverein des Museums und vom Museum selbst. Knapp 250.000 Euro wurden investiert; etwa ein Fünftel der Kosten übernahm der Förderverein, berichtet der Vorsitzende Wolfgang Jähnichen.

Vorbild waren die Originalpläne aus dem Wasser- und Schifffahrtsamt Eberswalde. Rudolph und Lambrecht mussten unzählige Schablonen anfertigen, Maße umrechnen, Teile fertigen und dann zusammenbauen. Nur die rund 140.000 Nieten fielen etwas größer aus, weil sie im exakten 1:50-Maßstab nicht mehr verarbeitet werden konnten.

Vom Hausmeister zum Modellbauer

Die Modellbauer wussten, dass es im ehemaligen Bau- und Verkehrsmuseum im Hamburger Bahnhof bereits einmal ein Modell des Hebewerks gegeben hatte. Von 1934 bis nach dem Krieg stand es dort. Als die Hobby-Modellbauer mitbekamen, dass dieses Modell von einer Kölner Fachfirma gebaut worden war, schluckten sie erst einmal – und machten unverdrossen weiter, weiß die heutige Leiterin der Schifffahrtsabteilung, Claudia Schuster. Das Kölner Modell ist in den Weiten Russlands verschwunden.

2006/2007 übernahmen der ehemalige Hausmeister des Technikmuseums, Dieter-Wolfgang Masella, und der pensionierte Werkzeugmacher Wolfgang Tanneberg den Modellbau. Für das Bohren der Nietenlöcher baute Masella einen auf dem Trödelmarkt gekauften Zahnarztbohrer um. Die elektronische Steuerung des Modells entwickelte Winfried Lettow. Das Vorbild war nach siebenjähriger Bauzeit 1934 als damals größtes Schiffshebewerk der Welt eröffnet worden. Bis zu tausend Tonnen schwere Schiffe überwinden in ihm bis heute den Höhenunterschied von 36 Metern zwischen Oder und Havel – in rund 20 Minuten. Seit Jahren wird an einem Nachfolger gebaut. Die alte Konstruktion soll aber noch bis 2025 auf und ab fahren. Und im Museum sowieso noch viel länger.


Quelle: Der Tagesspiegel

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