Berliner Persönlichkeiten zeigen ihren Kiez

Lina van de Mars: Ami-Schlitten und Kreuzberger Streetart

Lina van de Mars zeigt uns, dass es sich lohnt, sich in den Straßen von Kreuzberg genauer umzuschauen.
Lina van de Mars zeigt uns, dass es sich lohnt, sich in den Straßen von Kreuzberg genauer umzuschauen. Zur Foto-Galerie
Wrangelkiez – Moderatorin, Musikerin, Mechatronikerin – Lina van de Mars ist nicht nur vielseitig begabt, sondern hat auch ausgesprochen vielfältige Interessen. Über Autos und Tattoos kann man sich mit ihr genauso unterhalten wie über Politik und Kunst. Ein Treffen in Kreuzberg.

Vorurteile sind dazu da, zerstört zu werden. Wenn ich weiß, dass eine Moderatorin unter anderem für DMAX und das Sat.1-Frühstücksfernsehen tätig ist, erwarte ich keine derart umfassend interessierte Frau wie Lina van de Mars. Mein Fehler. Bei unserem Gespräch im Salon Schmück an der Skalitzer Straße stellt sich schnell heraus, dass nicht nur ihr Werdegang zahlreiche Wendungen enthielt, sondern die gebürtige Münchenerin von keinem dieser Seitenwege vollends abgekommen ist. „Ich finde es für mich schön, dass ich nicht in einer Szene gefangen bin, sondern Brücken schlagen kann“, sagt van de Mars dazu.

Nach dem Abitur 2000 kam sie nach Berlin, studierte niederländische und indische Philologie sowie Kunstgeschichte an der FU. Außerdem war sie Schlagzeugerin der Lemonbabies und landete zwei Jahre später als freie Mitarbeiterin bei der Plattenfirma Sony BMG. Das Studium brach van de Mars ab, da sie sich doch als etwas praktischer veranlagt begriff. Doch auch die Musikbranche erwies sich als schwieriges Pflaster: „Damals ist die gesamte Plattenindustrie zusammengebrochen und ich musste mir einen Plan B überlegen“, erzählt die heutige Moderatorin. So wurde aus einem Hobby eine Ausbildung: „Mit Anfang 20 habe ich gemerkt, dass ich Autos viel zu spannend finde als nur darin zu sitzen und damit spazieren zu fahren.“

Schrauben, fahren, erklären

Van de Mars lernte KFZ-Mechanikerin und ließ sich 2014 zur Mechatronikerin weiterbilden. Tatsächlich steht sie gerne mit dem Schraubenschlüssel in der Werkstatt: „Ich finde Technik spannend und probiere gerne neue Sachen aus“, sagt sie – ohne zu verschweigen, dass sie sich am Anfang im Werkstattleben auch erst gegen manche Vorurteile männlicher Kollegen durchsetzen musste.

Ein echtes Fangirl mit fünf Traumautos in der Garage ist van de Mars jedoch nicht: „Autos sind für mich Gebrauchsgegenstände. Aber sehr schöne“, findet sie. Derzeit würden außerdem wieder „richtig tolle Autos“ gebaut. Kein Wunder, dass sich ihr Fokus „von der reinen Technik zum Autobau verlagert“ hat. Im Sat.1-Frühstücksfernsehen ist van de Mars als Expertin immer dann zu sehen, wenn es um motorisierte Fahrzeuge auf vier Rädern geht. Seit 2008 ist sie außerdem selbst im Motorsport aktiv, letztes Jahr sogar eine ganze Saison lang als Fahrerin im ADAC Opel Rallye Cup. Eines ihrer nächsten Fernsehprojekte wird sie in die USA führen und sich um ihren eigenen Cadillac drehen.

So viel Lina van de Mars weltweit unterwegs ist – Berlin bleibt ihre Homebase. Anfang des Jahrtausends war sie, neu in der Stadt, noch in den legendären geheimen Clubs unterwegs. Sie trauert der Zeit nicht hinterher, findet es aber schade, dass in den letzten Jahren „die Berliner Individualität Stück für Stück flöten geht“. Zwar sei die Hauptstadt nun internationaler, aber in Stil- und Geschmacksfragen hätten sich die Menschen angeglichen. „Berlin hat generell den Fehler gemacht, sich als Partystadt zu verkaufen“, findet van de Mars. Mit der Lautstärke hat sie dabei keineswegs ein Problem; es sind eher der Müll und das Verhalten der Leute. „Berlin ist die Hauptstadt des Trinksports“, pflegt die frühere Kneipenbetreiberin zu sagen.

In den Straßen von Kreuzberg

Es ist nicht so, dass sich die Kreuzberg-Liebhaberin an den internationalen Gästen stört – im Gegenteil. „Ich liebe die Schlesische Straße. Da trifft sich die Welt“, schwärmt sie und verrät auch eine ihrer Lieblingskneipen: „Ich stehe nach wie vor auf das Mysliwska, auch weil es ein Urgestein ist.“ Für ein gutes Abendessen und leckere Cocktails empfiehlt sie die Kantine Kohlmann in der Skalitzer Straße; bei Kimchi Princess und Long March Canteen kehrt sie ebenfalls gerne ein. Man muss in Kreuzberg ja nicht immer alles planen: „Ich finde es auch toll, sich mal überraschen zu lassen. Einfach loszugehen und dann spontan zu entscheiden, wo und was man essen geht.“

Eine zumindest im Sommer unübersehbare Leidenschaft von Lina van de Mars sind Tattoos. Ihre beiden Arme sind nun ‚fertig‘, eine seit über zehn Jahren bestehende Baustelle auf dem Rücken findet sie inzwischen ganz schick so wie sie ist. Selbst Kunst für die Wand kauft sie inzwischen bei Tätowierern. Zu ihren Lieblingsvertretern der Zunft gehören Jan und Fide vom Für Immer in der Revaler Straße sowie Miss Nico und ihr Studio All Style Tattoo am Ostkreuz. Van de Mars verrät aber, dass es auch bedenkliche Tendenzen in der Szene gibt: „Viele tätowieren heimlich, still und leise in der Wohnung.“

Von Tattoos ist es für die Kunstfreundin nicht weit zur Streetart, für die sie sich ebenfalls begeistern kann. So empfiehlt sie als neuesten Geheimtipp die Berliner „Urban Nation“ rund um Macherin Yasha Young. Ihr neuestes Fundstück in Kreuzberg (siehe Titelfoto) ist jedoch weit entfernt von der Kunst, welche sie privat sammelt, sondern eher ein Gute-Laune-Objekt.

Neuigkeiten von Lina van de Mars erfahrt ihr auf ihrer Homepage.

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Salon Schmück, Skalitzer Straße 80, 10997 Berlin

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