30 DJs, zwei Floors, 500 Leute – keine Seltenheit, wenn man in einem Club in Kreuzberg oder Friedrichshain feiert. In Zehlendorf hingegen sucht man am Wochenende vergeblich nach einer Partylocation dieser Dimension. Erst die S1 bringt einen raus aus dem Bezirk mit seinen Villen und Seen und rein ins gefeierte Berliner Nachtleben. So war es zumindest bisher. Sami El-Benni und Jan Ozeir, selbst Zehlendorfer, wollen das nun ändern. Die beiden 27-Jährigen sind die neuen Geschäftsführer des Vereinshauses vom Fußballklub Hertha 03 in Zehlendorf. Seit einiger Zeit betreiben sie das „Golden Goal“, eine Sportsbar mit Restaurant und Biergarten in der Onkel-Tom-Straße direkt neben den Fußballplätzen des Vereins, der vor allem für seine gute Jugendarbeit national bekannt ist.
Die Umbenennung des Vereinshauses war übrigens ihre eigene Idee: „‚Golden Goal‘ hört sich halt cooler an als Vereinhaus“, sagt Jan Ozeir und lacht. Denn cooler und vor allem moderner soll das Vereinshaus werden, haben sich Ozeir und El-Benni vorgenommen. Dafür haben sie seit Oktober 2013 monatelang renoviert: den Boden in den zwei Veranstaltungssälen erneuert, Wände gestrichen, die Terrasse ausgebaut und zu einem großen Biergarten umfunktioniert, eine Außenbar gebaut, Beamer und Partybeleuchtung installiert. In Zukunft soll man nicht nur zum Fußballgucken ins „Golden Goal“ kommen, sondern auch zum feiern, trinken, tanzen, zum Spaß haben eben.
Zum Abtanzen und Skatspielen
Ob Hochzeit oder Trauerfeier, Konfirmation oder Bar Mizwa – man kann das „Golden Goal“ für alle Veranstaltungen mieten. Außerdem wollen die neuen Betreiber Sommerfeste und Schlagerpartys veranstalten, Halloween und Fasching feiern. Es ist durchaus ein Wagnis: Denn ein Vereinshaus ist im besten Sinne immer auch identitätsstiftend, gleichzeitig ist es familiär und dabei ein bisschen muffig und wie aus der Zeit gefallen. Wer etwas verändern will, darf diese „alte Zeit“ nicht ignorieren. Die alten Mitglieder mitnehmen in die neue Zeit, etwa die Skat-Klopper oder die Fußballer aus dem Seniorenbereich, und neue Gäste gewinnen – das wird ein spannendes Spiel für alle. Auch für den Verein, der sich im Klubhaus ja weiterhin wiederfinden soll.
450 Leute haben bei der „Grandopeningparty“ im März im „Golden Goal“ gefeiert, viele der Gäste waren alte Schulfreunde von Sami El-Benni und Jan Ozeir. Die Geschäftsführer sind gemeinsam auf die Alfred-Wegener-Realschule in Dahlem gegangen, bevor sie ihre Lehre zum Einzelhandelskaufmann und Hotelfachmann anfingen. Den Traum, ein eigenes Restaurant zu eröffnen, hatten sie schon seit der siebten Klasse: „Wir haben immer davon geredet, mal ne Bar oder so was zu haben. Jetzt hat es geklappt“, sagt Ozeir und lächelt stolz. Seine Familie betreibt das Restaurant „Filmbühne“ am Steinplatz in Charlottenburg, dort wohnt der 27-Jährige auch. „Früher oder später komme ich aber wieder nach Zehlendorf zurück“, ist er sich sicher und El-Benni pflichtet ihm bei: „Einmal Zehlendorf – immer Zehlendorf!“
Echte Zehlendorfer Lokalpatrioten
Dieser für Zehlendorfer eher ungewöhnliche Patriotismus war einer der Hauptgründe der zwei Schulfreunde, aus dem alten Vereinshaus eine moderne Sportbar zu machen. Sie können die allgemeine Verspottung des Bezirks nicht verstehen. „Ist doch herrlich hier“, sind sie sich einig und auch, dass man sich die Spiele der in zwei Wochen beginnenden Fußball-Weltmeisterschaft eher auf der Terrasse in der Onkel-Tom-Straße als auf der Fanmeile angucken sollte. „Die ganzen Vuvuzelas und die Menschenmassen sind doch nur nervig. Bei uns wird es ganz gemütlich und familiär.“ Auf großen Leinwänden und Fernsehern kann man sich die Spiele auf der Terrasse oder in einem der Veranstaltungssäle angucken.
Mit Zehlendorf verbindet der 27-Jährige auch Erinnerungen an den „ClubA18“, den Lokalclub des Studentendorfs Schlachtensee und einen der wenigen Orte in Zehlendorf, an denen man abends tanzen und trinken kann. Voll ist es dort trotzdem selten – außer an Weihnachten, wenn der Club zur jährlichen Heilig-Abend-Party einlädt. „Unser Ziel ist es, an Weihnachten irgendwann mal so aufgestellt zu sein wie der Club18“, sagt El-Benni und fügt dann noch schnell hinzu: „Wir sind aber keine Disco, sondern in erster Linie ein Restaurant und eine Sportbar.“