In Lichterfelde geht das Wort von der „Verpollerung“ um. Zahlreiche Bürger stören sich an halbrunden Betonklötzen, die eine Schutzmaßnahme für die baufällige Moltkebrücke vor dem S-Bahnhof Botanischer Garten sind. 38 sogenannte Schildkrötenpoller hatte die Stadtentwicklungsverwaltung im Herbst beiderseits der Fahrbahn auf den Gehwegen verlegen lassen. Fußgänger sind „stinksauer“ und fühlen sich eingeschränkt in ihrer Bewegungsfreiheit. Die Steglitz-Zehlendorfer Grünen haben nach eigenen Angaben 1050 Protestunterschriften gesammelt. Für Donnerstag laden sie die Bürger zu einer Veranstaltung ein, zu der auch Vertreter der Polizei und der Senatsverwaltung eingeladen wurden. Letztere hat inzwischen aus Personalmangel abgesagt, ihre Argumente aber in einem Brief dargelegt.
„Die Brücke hält keine großen Gewichte mehr aus“, sagte Sprecherin Daniela Augenstein auf Nachfrage. Die Stahlkonstruktion stamme aus dem Jahr 1909 und müsse dringend saniert werden. Bis dahin seien die Poller notwendig, um schwere Fahrzeuge vom Brückenrand fernzuhalten – denn dort könne es zum Einsturz kommen. Es gehe nicht um Falschparker auf den Gehwegen, sondern um fahrende Autos, die außer Kontrolle geraten. Auf einer Seite der Fahrbahn gilt ein Halteverbot. Und damit die engeren Gehwege passierbar bleiben, dürfen am Brückengeländer auch keine Räder mehr angeschlossen werden. In der Praxis wird dies aber oft ignoriert. Zurzeit werde eine Schadensanalyse erarbeitet, sagt Verwaltungssprecherin Augenstein. Dieses Gutachten werde allerdings „nicht vor Jahresende fertig“.
Der Grünen-Bezirksverordnete Bernd Steinhoff hält die Poller für gefährlich, vor allem für ältere und behinderte Menschen. Ausweichmanöver seien notwendig, wenn sich Passanten mit Kinderwagen oder Fahrrädern begegneten, dabei sei es „schon mehrfach zu Stürzen gekommen“. Außerdem werde die Brücke durch die „überdimensionalen“ Hindernisse verschandelt. Die Grünen und Anwohner haben Alternativen ins Gespräch gebracht, die aus Sicht der Senatsverwaltung aber problematisch sind. So gebe es den Vorschlag, „Betonleitschwellen“ am Fahrbahnrand zu installieren, sagt Augenstein. Der Gehweg würde so breiter, das Gewicht jedoch um ein Mehrfaches steigen. Eine andere Idee sind stabile Doppel-Leitplanken wie an Autobahnen; nach Einschätzung der Verwaltung müsste die Straße auf der Brücke dann auf eine Fahrspur verengt werden.
Das Bürgergespräch der Grünen beginnt am 23. Mai um 19.30 Uhr in der Buchhandlung Schwericke, Moltkestraße 1.