Doch los geht es mit einer kleinen Kennenlernrunde. Eröffnet wird sie von Esther Eisenhardt, der Gastgeberin dieses Treffens. Seit April 2012 organisiert sie in Berlin Meetups für selbstständige Mütter. Bevor sie selber Mutter wurde, war sie über zehn Jahre in der New Economy tätig, hat viel und gerne gearbeitet. Mit zwei Kindern was das nicht mehr so einfach, vor allem weil Esther beides wollte – arbeiten und sich um ihre Kinder kümmern – „aber ohne die ganze Fahrerei und Hetzerei, die ein Angestelltenverhältnis mit sich bringt“, erzählt sie.
Also ging sie einen anderen Weg und gründete ihr eigenes Unternehmen, auch wenn es am Anfang nicht einfach war. Sie selber habe bei der Gründung viele Fehler gemacht aber auch daraus gelernt. „Schließlich habe ich eine Meetup-Gruppe gegründet, um dem Mompreneur-spezifischen Bedarf nach Austausch, Handwerkszeug, Inspiration und Gleichgesinnten zu begegnen“, erklärt sie ihre Idee hinter Mompreneurs (zusammengesetzt aus den englischen „Mom“ und „Entrepreneur“). Inzwischen hat sie 21 Treffen organisiert. Bei jedem Treffen kamen neue Frauen hinzu. Die Themen sind so vielfältig, wie die Tätigkeitsfelder der Frauen: In den Vorträgen geht es um Finanzierung, SEO oder IT.
Ein Netzwerk, das beständig wächst
Zu den Mompreneurs der ersten Stunde zählt auch Helen R., die in der Runde sitzt und ihr Geld als freiberufliche Unternehmensberaterin verdient. „Ich kann mich noch gut an das erste Treffen erinnern, damals waren wir zu dritt“, lacht die Zweifach-Mama. Neben ihr sind an diesem Morgen viele Frauen zum ersten Mal dabei. Susann K. ist mit ihrer sechs Monate alten Tochter gekommen. Sie ist Designerin für mitwachsende Kinderkleidung und möchte das Treffen nutzen, um sich weiter zu vernetzen. Tanja W. ist für ihr Unternehmen Spuum’s auf der Suche nach einer Co-Gründerin, „vielleicht finde ich sie ja unter euch“, lacht sie. Und sogar aus Leipzig ist eine junge Frau angereist: Michele D. ist gerade dabei, einen Onlineshop aufzubauen, über den sie Babymilch auf Ziegenmilchbasis vertreiben möchte. „Außerdem möchte ich gern den Mompreneur-Gedanken nach Leipzig bringen“, sagt die Mama von drei kleinen Jungs. Darüber freut sich Esther sehr. Ihr Vorhaben ist es sowieso, die Gruppe auch in anderen Städten wie München oder Hamburg aufzubauen.
Die zierliche Frau ist überwältigt, wie viel Anklang ihre Arbeit auch über die Grenzen Berlins hinaus findet. „Ich bekomme viele Anfragen von selbstständigen Müttern, die sich auf meiner Webseite Mompreneurs portraitieren lassen möchten“, erzählt Esther stolz. Auch die Facebook-Gruppe wachse beständig und zählt inzwischen über 600 Mitglieder. Sie ist neben den Meetups ein toller Ort, an dem Mütter ihr Wissen, ihre Erfahrungen und Kontakte teilen können, „damit sie eben nicht alleine den langen, beschwerlichen Weg gehen müssen, sondern im Idealfall die Abkürzung“, so Eisenhardt.
Nur gemeinsam stark
Wie stark das machen kann, wird auch bei diesem Novembertreffen deutlich: So viele tolle Ideen, so viel Energie, die den Raum auf einmal erfüllt. Alle Anwesenden sind unglaublich entspannt und optimistisch, was sich auch auf ihre Kinder zu übertragen scheint: entweder schlafen die Kleinen im Wagen oder in den Armen ihrer Mama. Und genau das, was diese Mütter hier tun – rausgehen, sich vernetzen, mit Gleichgesinnten sprechen – das ist das, was ihnen Constanze Buchheim neben vielen praktischen Tipps mit auf den Weg gibt: „Redet mit so vielen Leuten wie möglich. Um ein Unternehmen aufzubauen, müsst ihr ein riesengroßes Netzwerk aufbauen und Personal Branding betreiben.“ Denn nur durch Kontakte bekommt Frau gute Aufträge, das geht den Männern nicht anders. Und nur so findet man ein Team, was zu einem passt und das Kraft gibt. „Eins aber“, und da geht ein leichtes Raunen durch die Reihe, „solltet ihr wissen: ‚Alleine werdet ihr es nicht schaffen'“, weiß Buchheim. Also wird sich im Anschluss an ihren Vortrag rege ausgetauscht, vielleicht ist ja die eine oder andere neue Kollegin dabei.