Anfang Mai startete das innovative Projekt Müll-Sheriffs für saubere Straßen des Neuköllner Bezirksamtes erst einmal auf Probe. Im Rahmen der 3-Säulen-Müllstrategie des Bezirksamts mit den Pfeilern Reaktion, Prävention und Repression soll Müllsündern das Handwerk gelegt werden. Bisher machte sich ein Team drei Mal pro Woche mit diesen Zielen besonders nachts auf den Weg, um Messies abzuschrecken.
Laut der Neuköllner Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey sind die Müll-Sheriffs ein voller Erfolg: „An den Hot-Spots, wo wir intensiv kontrolliert haben, sind die Müllmengen in der Testphase geringer geworden“, sagt sie in einer Pressemitteilung. Deshalb wird das Projekt verlängert und der Dienstplan der Sheriffs erweitert. Denn gut ein Sechstel des Mülls in Berlin liege auf Neuköllner Straßen, heißt es weiter im Text. Aber damit nicht genug: Der Berliner Senat hat nun vereinbart, dass künftig rund 100 Müll-Sheriffs in ganz Berlin auf Streife gehen sollen. Das macht mehr als acht Stellen pro Bezirk.
Es wird Zeit, dass wir uns genauer ansehen, wer diese Helden sind, die unseren Bezirk sauber halten. Unsere Müll-Sheriffs für diese Nachtwache sind Andreas und Aslan. Wie Sheriffs sehen die beiden eigentlich nicht aus – wo ist die schicke Uniform? Aber nein, die beiden sind inkognito unterwegs, denn sie sollen ja in der Neuköllner Szene nicht auffallen.
Auf der Lauer auch in hohen Wipfeln
Die Schicht beginnt um 22 Uhr mit einer ersten Bestandsaufnahme der Müllmenge. Wir fahren die Hot Spots in Neukölln ab und dokumentieren fotografisch neue und alte Müllberge. Mittelbuschweg, Dieselstraße, Kiehlufer und Brockenstraße – unglaublich, was hier alles weggeschmissen wird: Gewerbemüll, ein riesiger Kleiderhaufen oder eine ganze Couchgarnitur. „Der größte Anteil ist der gewerbliche Müll. Wir vermuten, dass vor allem Handwerksfirmen oder Hausauflösungsunternehmen hier Reste entsorgen“, sagt Andreas, der bereits 20 Jahre für die Sicherheitsfirma Kuhr Security arbeitet. Diese kümmert sich unter anderem auch um den Berliner Zoo – derzeit müssen dort vor allem die neuen Pandas nachts bewacht werden.
Langsam wird es dunkel und leer in Neukölln und deswegen Zeit, sich auf die Lauer zu legen oder besser gesagt, ans Kanalufer. Wir sitzen gut versteckt an der Spree und warten. Ein gutes Versteck ist wichtig: „Ich habe mich auch schon hoch oben im Baum versteckt“, sagt Einsatzleiter Andreas lachend. Eigentlich ist der Ort richtig lauschig: Laternenlichter spiegeln sich im Wasser, Fledermäuse kreisen am Nachthimmel und sogar ein Stadtfuchs sagt guten Abend – wenn nur der typische Berlin-Geruch an den versteckten Ecken nicht wäre! Aber jeder Job hat eben Vor- und Nachteile.
Ertappt: Romantisches Date oder Müllsünder?
Es wird später. Oben leuchten die Sterne und unten lauern wir: Immer wenn sich langsam ein Auto nähert, merkt man die Anspannung bei Andreas und Aslan. Fährt das Auto weiter oder hält es an? „Der Müll wird auch oft direkt aus dem fahrenden Auto geworfen“, sagt Andreas. Nicht in allen verdächtigen Fahrzeugen sind allerdings Müllsünder – oft genug haben die Müll-Sheriffs versehentlich schon Kiffer oder Pärchen beim Tête-à-Tête aufgeschreckt. Solange es ruhig ist, unterhalten Andreas und Aslan uns mit Anekdoten aus ihren Einsätzen als Kaufhaus- und Privatdetektiv.
Zwei Mal haben die Müll-Sheriffs Müllsünder bereits auf frischer Tat geschnappt. Dabei gingen ihnen vor allem Tüten mit Altpapier ins Netz, die man leicht legal entsorgen könnte. Wer erwischt wird, muss mit Strafen von bis zu 50.000 Euro rechnen. Vielleicht ist der Sommerabend zu schön, um seine Zeit mit Müllentsorgung zu vergeuden – in unserer Schicht erleben wir keine actionreiche Verfolgungsjagd.
Das Projekt ist allerdings ein voller Erfolg, denn viele Täter können im Nachhinein ermittelt werden und das Prinzip der präventiven Abschreckung funktioniert hervorragend, wie uns die Müll-Sheriffs bestätigen. Wir freuen uns jedenfalls über ein sauberes Neukölln.
Wohin mit dem Sperrmüll?
Müllentsorgung auf der Straße muss nicht sein! Auf den BSR-Recyclinghöfen kannst du bis zu drei Kubikmeter Müll gratis abgeben. Ist es mehr, musst du zahlen – für 50 Euro holt die BSR fünf Kubikmeter direkt aus der Wohnung ab. Außerdem gibt es viele Firmen, die alte und kaputte Elektrogeräte kostenlos direkt von Zuhause abholen.