Welche Figuren Max Beckmann (1884-1950) wohl zum heutigen weltweiten Politspektakel einfielen? Würde er einen Donald Trump in seinen Werken verarbeiten und wenn ja, wie? Im Potsdamer Museum Barberini ist seit letzter Woche eine Beckmann-Ausstellung mit dem Titel Welttheater zu sehen. Diese widmet sich einem zentralen Thema des Künstlers, der zur klassischen Moderne zählt: Spätestens ab den 1920er Jahren drehten sich viele von seinen Werken um die Welt von Varieté, Zirkus und Theater. Die Schau mit 112 Leihgaben aus Museen und Privatsammlungen zeigt, wie Beckmann dabei feinsinnig auch das Weltgeschehen und menschliche Beziehungen kommentierte.
Nun darf man allerdings keine Parade zeitgenössischer Politiker und Persönlichkeiten in den Werken des Künstlers erwarten. Erkennbar porträtiert tauchen nur Beckmann selbst und sein unmittelbares Umfeld auf. Oft versteckt sich die reale Welt bei ihm hinter Metaphern. Angestrengt muss etwa die Seiltänzerin auf dem Bild Die Artistin. Am Trapez auf ihren nächsten Schritt achten. Beckmann spielt hier nicht nur grandios mit Licht und Schatten, sondern versteckt in Letzterem auch noch eine Person, die der Artistin scheinbar hilft. Das Werk entstand 1936, als Beckmanns Kunst den Nationalsozialisten schon als entartet galt. Ein Jahr später ging der Künstler ins Exil nach Amsterdam.
Rummelplatz Berlin
Geboren wurde Max Beckmann in Leipzig. Er wuchs unter anderem dort und in Niedersachsen auf. Schon als Kind begeisterte er sich für Malerei. Als Jugendlicher belegte er Kurse an der Kunstschule Weimar und noch als Teenager reiste er in künstlerischer Mission umher, etwa nach Paris und Amsterdam.
Spannend für uns Berliner und Brandenburger: Auch in der Hauptstadt lebte Beckmann mehrere Jahre, zunächst im frühen 20. Jahrhundert und später in den Jahren vor seiner Emigration. Er weiß also, wovon er in den Bildern der Berliner Reise malt, die im Barberini ebenfalls zu sehen sind. Dazu gehören Die Enttäuschten oder Nackttanz – Werke, bei denen man sich direkt ins Berlin der Zwanzigerjahre zurückversetzt fühlt. Die wuselige, quirlige Welt von Beckmanns Bildern, zu denen sich der Künstler bei zahllosen Besuchen im Zirkus oder Varieté inspirieren ließ – sie passt bestens zum Lebensgefühl, das damals in der Hauptstadt zwischen Exzess und Enttäuschung geherrscht haben muss.
Kunst wie und wo sie sein sollte
Auch nach unserem jüngsten Besuch in Potsdams Renommiermuseum bleibt es dabei: Das Barberini ist ein toller Ort für Kunst. Hier lohnt nicht nur der Blick auf die Exponate, sondern auch der aus den Fenstern – die Havel auf der einen, der Alte Markt mit der Nikolaikirche auf der anderen Seite. Kuratoren und Museumsleitung machen zudem aus Besuchersicht einen guten Job. Die Räume sind mit den Bildern und Skulpturen nicht überfrachtet. Ihre thematische Gliederung – etwa in Maskerade, Chronik oder Theater wirkt stimmig. Die Beckmann-Ausstellung nimmt dabei nur den ersten Stock in Anspruch. Im Erdgeschoss sind unter dem Titel Menschen und Landschaften Werke des 1938 geborenen deutschen Malers Klaus Fußmann zu sehen. Deren Kennzeichen sind die teils fragenden, teils erschöpften Blicke, die Fußmanns Menschen dem Betrachter aus Zimmern, Gärten und Landschaften zuwerfen.
Wer die große Ausstellung mit DDR-Kunst verpasst hat, der kann sich im zweiten Stock trösten: Dort sind noch bis zum 21. Mai die großformatigen Bilder aus dem Palast der Republik zu sehen, die von 1976 bis 1990 dessen Galerie bildeten.
Weitere Informationen, etwa zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen, bekommst du auf der Webseite des Museums Barberini.