Wie ein Schmetterling aus Glas und Metall steht es zwischen seinen kastenförmigen Nachbarn, links Pricewaterhouse Coopers, rechts das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die Gegend rund um den Hauptbahnhof hat einen großen Anteil an moderner Architektur, doch das Futurium ragt heraus. Nicht von der Größe her – es sind vielmehr die geschwungene Form, das Lamellenmuster der Fassade und die „auskragenden“ Vordächer, die auf- und gefallen.
Baulich war das Futurium schon seit zwei Jahren fertig. Die Eröffnung sollte ursprünglich im Frühjahr stattfinden, nun wurde es der 5. September. Wir waren drin und können sagen: Die Wartezeit hat sich gelohnt! Im Bau am Spreebogen wird der Frage nachgegangen, wie wir in Zukunft leben wollen. Eine Dauerausstellung im Obergeschoss widmet sich in drei „Denkräumen“ ebenso vielen Themenkomplexen. Es geht um das Verhältnis zwischen Technik und Mensch, etwa um künstliche Intelligenz und die Frage, ob uns die Maschinen in Zukunft dominieren werden. Ein zweiter Komplex beschäftigt sich mit unserem Verhältnis zur Natur und was wir von ihr lernen können. Im dritten Raum stehen dann der Mensch selbst und seine künftigen Bedürfnisse im Vordergrund, beispielsweise der Wunsch nach Entschleunigung.
Denken, diskutieren und Hand anlegen
Bei der Eröffnungsparty steht das überwiegend jüngere Publikum draußen Schlange. Drinnen gerät man in der Ausstellung immer wieder ins Staunen und die Leute probieren eifrig die vielen interaktiven Elemente aus. Der Teil, der sich mit dem Verhältnis von Natur, Mensch und Technik befasst, wird von großen wabenartigen Gebilden im Raum dominiert. Drumherum wird vieles angesprochen und anschaulich gemacht, was wir von der Natur lernen können: Es geht um naturnahes Bauen, Energiegewinnung oder darum, ob wir mehr Insekten essen sollten.
In den anderen Bereichen wird viel mit Lichteffekten und futuristischem Ausstellungsdesign gearbeitet. Das funktioniert sehr gut, ist anregend und wirkt keinesfalls effekthascherisch. Uns begegnen Roboter und neueste Medizintechnik, aber das Futurium ist mehr als eine Leistungsschau von Hoch- und Zukunftstechnologie. Die Besucherinnen und Besucher werden miteinbezogen, dürfen ihre Meinung zu wichtigen Zukunftsfragen per Knopfdruck oder – noch futuristischer – Handbewegungen kundtun. So ist das tatsächlich in diesem Zukunftshaus: Man staunt, philosophiert und gewinnt viele neue Erkenntnisse.
Im Untergeschoss des Futurium liegt das Labor. Hier dürfen die Besucher selbst Hand anlegen und Zukunftstechnologie wie 3D-Drucker und Lasercutter ausprobieren. Auch für Workshops und Sonderausstellungen eignen sich die 6 Meter hohen Räume, die im Gegensatz zu den anderen Stockwerken eher dunkel gehalten sind. Besonders beliebt bei der Eröffnung war die „Wahlkabine“, die das Gesicht der Nutzer*innen vermisst und dann eine Wahlempfehlung ausspricht. Das Erdgeschoss ist für vielfältige Veranstaltungen mit 50 bis 600 Sitzplätzen vorgesehen. Der Austausch und offene Debatten sollen fester Bestandteil des Programms in dem multifunktionen Haus sein.
Kreative Küche und Skywalk
Zwei weitere Highlights des Ortes: Das Café im Foyer und der Skywalk auf dem Dach. Ersteres soll nicht nur Treffpunkt und Ort zum Ausspannen in einem daran noch armen Viertel sein. Vielmehr wird auch die Küche auf kreative und manchmal experimentelle Art die Frage nach dem Essen der Zukunft stellen. Ganz oben auf dem Futurium stehen die Kollektoren für die Photovoltaik- und Solarthermie-Anlage, die dafür sorgen, dass der Bau in der Nachhaltigkeitsbewertung Gold-Status erhielt. Doch mehr als das: Das Dach ist teilweise begehbar und bietet Ausblicke auf das Regierungsviertel, den anderen großen Nachbarn Charité und die wachsende Europa-City.
Das Futurium ist ein Gemeinschaftsprojekt von Politik, Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. So gehören zu den Gründungsgesellschaftern neben dem Bundesministerium für Bildung und Forschung etwa die Alexander von Humboldt-Stiftung, die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, aber auch BASF, Bayer und Siemens. Futurium-Direktor Brandt könnte hier ein geeigneter Brückenbauer sein: Von 2004 bis 2011 war er für die Unternehmensberatung McKinsey in Wien tätig, danach fünf Jahre als Geschäftsführer für die Hamburger Kunsthalle.
Weitere Informationen zum Futurium und dem Programm der nächsten Monate bekommst du auf dessen Webseite.